Väterkarenz
Bejamin Hell erzählt aus sieben Monaten Karenzzeit

- Benjamin Hell war in seiner Vaterkarenz viel draußen unterwegs, mit seinem Sohn immer im Schlepptau.
- Foto: Privat
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Benjamin Hell erzählt über seine Erfahrungen und Erlebnisse aus sieben Monaten Vaterkarenz.
KLAGENFURT. "Ich habe meine Väterkarenz sehr genossen", blickt Benjamin Hell zurück, der im Sommer 2020 Vater geworden ist. Die Karenzzeit hat er sich mit seiner Frau aufgeteilt, beide waren je sieben Monate in Karenz.
Schwere Entscheidung
Die Entscheidung dafür war aber alles andere als selbstverständlich. "Ich habe da zuerst gar nicht dran gedacht, hatte das Gefühl unabkömmlich zu sein", so Hell. Seine Frau ist dann aber mit einem spannenden Argument gekommen. "Sie hat gemeint, dass eine Frau auch nicht gefragt wird, ob sie in Karenz geht, sondern dass das selbstverständlich ist, und da hab ich angefangen, genauer drüber nachzudenken", sagt der Vater. Er wollte die einmalige Möglichkeit nutzen, seinen Sohn sieben Monate ganz intensiv erleben zu können.
Zwei Welten
Seine Karenzzeit mit der seiner Frau vergleichen will er aber auf keinen Fall. "Wir waren beide gleich lange in Karenz, aber die ersten sieben Monate, die meine Frau in Karenz war, waren deutlich fordernder als meine sieben Monate", so Hell. In den ersten Monaten sei das Programm relativ unregelmäßig und unvorhersehbar. "Essen, Nähe spenden, Windel wechseln, schlafen, und dann wieder von vorne", schmunzelt Hell. In seiner Karenzzeit hingegen war das schon anders. Zwar sei noch kein Rhythmus dagewesen, aber man habe zumindest eine Idee von Rhythmus erahnen können, so der Vater. "Mit Vor- und Nachmittagsschläfchen hat man zumindest etwas Struktur bekommen im Alltag."
Viel draußen
In dieser Zeit war er viel unterwegs mit seinem Sohn. "Ich habe ihn oft eingepackt, zum Spazierengehen, im Kinderwagen oder am Rücken", sagt Hell. Oft waren die beiden abends unterwegs, oder auch zwischendurch mit der Rückentrage auf Wanderungen. "Solche gemeinsamen Ausflüge gehen halt in den ersten Monaten noch nicht."
Volle Unterstützung
Besonders froh ist er darüber, dass sein Arbeitgeber, die Volkshochschule Kärnten, so offen war für die Väterkarenz. "Das ist bei mir überhaupt nicht zur Diskussion gestanden, es wurde eine Karenzvertretung organisiert und ich konnte meine Karenzzeit genießen", freut sich Hell. Als Mitarbeiter im mittleren Management war es aber für ihn nicht leicht, das alles gleich anzunehmen, schließlich war mit Corona eine stressige Situation im Raum. "Bei der Volkshochschule habe ich fast nur weibliche Kollegen, dadurch ist das Karenzmanagement sehr professionell, Karenz ist bei uns kein Karrierekiller", so Hell. Nehmen lassen hätte er sich die Väterkarenz aber auf keinen Fall. "Man kann manche Sachen in der Pension oder in Urlauben zwar nachholen, aber es ist nicht das Gleiche, wie wenn das eigene Kind noch so klein ist."
Rechtliche Hilfe
Für alle Väter, die diese Möglichkeit in Betracht ziehen, empfiehlt er rechtliche Beratung von der Gewerkschaft oder der Arbeiterkammer. "Es ist zum Beispiel das Karenzgeld nicht an die Karenzzeit gebunden, man kann also länger in Karenz gehen, als man Karenzgeld bekommt", erklärt Hell. Zusätzlich dazu gibt es viele Fristen, die einzuhalten sind. Die Arbeiterkammer oder die Gewerkschaften haben hierzu Vorträge bzw. beraten bei Bedarf.
"Würde es wieder machen"
"Wenn ich heute vor der Entscheidung stehen würde, ich würde wieder in Väterkarenz gehen", sagt Hell. Viele Bekannte aus dem Ausland hätten ihn sehr beneidet um diese Möglichkeit, bei der der Staat einen Rahmen stellt. Zudem ist es auch für die Mütter ein großer Unterschied, ob sie rund ein Jahr nicht arbeiten oder knapp zwei Jahre. Nach seiner Karenz ist Hell wieder voll eingestiegen in seinen Beruf. "Inzwischen habe ich in Elternteilzeit gewechselt, um unseren Sohn früher aus der Kindertagesstätte abzuholen."
Klare Empfehlung
"Ich kann die Väterkarenz und auch den Papamonat, direkt nach der Geburt, nur empfehlen", sagt Hell. Allerdings ist er sich auch bewusst, dass er in einer sehr privilegierten Position ist und das bei Weitem nicht selbstverständlich ist. "Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte."


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