Gespräch im Park: "Die Panik kommt vom mangelnden Interesse"

EUROPAPARK (vep). Wer an Spinnen und Schlangen denkt, dem liegt unweigerlich ein Name auf der Zunge: Helga Happ. Seit 41 Jahren widmet sie ihr Leben nun bereits jenen Tieren, bei denen die meisten eher Ekel oder Angst verspüren.
Obwohl ihre Mutter einer Schlangenphobie hatte, war Helga Happ die Liebe und das brennende Interesse für diese Tiere schon in die Wiege gelegt. "Mein Vater und Onkel haben mir von Anfang an vermittelt, dass es keine ,guten' oder ,bösen' Tiere gibt, sondern alle gleich sind", erzählt sie. "Wir sind auf einem Bauernhof aufgewachsen und konnten uns frei in der Natur bewegen. Wir haben am Kreuzbergl Höhlen erforscht und Schlangen gefangen." Heute sei das kaum noch der Fall, dass die Kinder den ganzen Tag in der Natur draußen spielen.

Bezug zu Natur geht verloren

Generell hätten viele Menschen heute laut Happ den Bezug zur Natur verloren. "Das ist auch der Grund, warum viele solch eine panische Angst vor Schlangen, Spinnen und Echsen haben", erläutert sie, "denn sie interessieren sich nicht dafür und reagieren dann panisch, weil sie nicht wissen, was sie mit dem Tier anfangen sollen." Diese Panik arte oft schon in Hysterie aus. "Ich bekomme oft Anrufe, dass ich eine Echse von der Terasse entfernen soll, zum Teil ist das wirklich lächerlich", sagt die Schlagenexpertin und fügt hinzu: "Paradoxerweise fahren aber die Menschen dann zum urlauben in Länder, in denen sie jederzeit totgiftigen Tieren begegnen können, auch im Hotelzimmer."

Tiere heute Lifestyle-Beiwerk

Eine gewissen Respekt sollte man natürlich haben und vor allem auch seinen Kindern vermitteln. "Dabei ist es aber egal, ob es um Schlangen oder fremde Hunde geht", sagt Happ.
Kritisch sieht sie vor allem das häufig unbedachte Anschaffen eines Tieres. Besonders schlimm sei es im Exotenbereich: "Wer sich wirklich interessiert, der hält seine Tiere artgerecht. Doch leider ist es so, dass viele diese Tiere nur wegen des Lifestyles halten. Man ist dann wer, wenn man exotische Spinnen und Schlangen hat", seufzt Happ. Oft wird das dann zum Event für Freunde gemacht – nach dem Motto "Geh' ma Giftschlange schauen". "Vor allem werden dann auch verbotene Lebendfütterungen vorgeführt", sagt Happ.
Im Gegensatz dazu ortet sie aber generell eine große Bereitschaft zum Tierschutz. "Viele, die ich kenne, engagieren sich aktiv, auch in Projekten in Rumänien oder Afrika", sagt Happ.

Ein Verbrechen an den Tieren

Was sie gar nicht nachvollziehen kann, ist die Entwicklung der Nutztierhaltung. "Die Bauern sind die Leidtragenden. Sie kämpfen ums Überleben und sind gezwungen, Tiere zum Teil unter widrigen Bedingungen zu halten. Diese Entwicklung empfinde ich als großes Verbrechen an den Tieren, das ist eine Sauerei."
Es hat schon seinen Grund, wenn Helga Happ sagt, dass sie sich mit Tieren leichter tut, als mit Menschen: "Tiere tragen keine Maske, sie zeigen klar, was sie wollen. Sie sind viel leichter zu verstehen."
Dennoch engagiert sich Happ in ihrer wenigen freien Zeit auch für Menschen: "Ich bin im St. Hemma Pfarrgemeinderat und beim Lionsclub Velden. Das ist mein Ausgleich. Gleichzeitig aber auch eine Herausforderung, Mitglied einer Gemeinschaft zu sein und nicht so wie sonst ,die Happ'."
Ansonsten liebt sie es, wie als Kind Höhlen zu erforschen und mit ihren beiden Hunden spazieren zu gehen. Das sind übrigens auch ihre Lieblingstiere, noch vor ,ihren' vielen Exoten.