Umwelt Klagenfurt
Grüne fordern endlich Schutz für Klagenfurts Bäume

Heuer auch gefällt: Eine schöne, alte Kastanie beim ehemaligen Gasthaus Possarnig an der Walk. Grüne fordern endlich Regelwerk zum Schutz der Bäume in Klagenfurt. Vor allem für jene außerhalb des Wirkungsbereiches der Stadt Klagenfurt | Foto: Winkler
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  • Heuer auch gefällt: Eine schöne, alte Kastanie beim ehemaligen Gasthaus Possarnig an der Walk. Grüne fordern endlich Regelwerk zum Schutz der Bäume in Klagenfurt. Vor allem für jene außerhalb des Wirkungsbereiches der Stadt Klagenfurt
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Baum fällt. Und fällt und fällt: Klagenfurter Grüne fordern seit langem, endlich wie in anderen Städten ein Baumschutzgesetz oder ähnlich strukturierte Schutzmaßnahmen zu verordnen. Beschließen müsste das jedoch die Landesregierung, was derzeit und trotz des Prestigeprojekts For Forest laut StR Frank Frey nicht gut aussieht.

KLAGENFURT (vep). Derzeit werden in Emmersdorf gerade Bäume gefällt. Zwei Bäume sind im Oktober in der Allee der Jessernigstraße Sanierungsarbeiten zum Opfer gefallen. Im September waren es im Zuge eines Betriebsneubaus Bäume entlang des Südrings. Just, als nebenan "For Forest" im Stadion eröffnet wurde. Und was war das für ein Aufruhr, als heuer im Juni im Zuge der Sanierung des Landhaushofes die alte, große Platane der Barrierefreiheit und behördlichen Auflagen weichen musste. Heuer im Februar regte das Fällen von vier Bäumen in der Villacher Straße mehrere Anrainer auf, die WOCHE berichtete.  

50 Bäume weg für Wohnbau An der Walk

Gleich 50 Bäume sind kurz vor der Klagenfurter Innenstadt einfach dem Erdboden gleich gemacht worden. Die Rede ist vom alten Neuner-Areal. Anrainersprecher Wilfried Winkler musste zusehen, auch wenn er versucht hat, bei den Verantwortlichen einzuwirken: "Sieben Hektar werden nun komplett eben gemacht, um es dann für ein Wohnprojekt übergeben zu können. Es ist zu einer rigorosen Abriss-Orgie gekommen, ca. 50, zum Teil große Bäume wurden entfernt." Die Porr selbst könne nichts dafür, vielmehr aber sieht "die Stadt Klagenfurt wieder einmal ohnmächtig zu". Winkler ist der Meinung: "Hätte man zuvor einen Grundsatzplan vorgelegt, wie dann die Straßen verlaufen etc., hätte man sehr wohl viele der alten Bäume erhalten können." 

Schlägerungen machen viele betroffen

Wenn große, alte Bäume fallen, macht das oft viele Klagenfurter betroffen. Kein Wunder, selbst bei Neupflanzungen dauert es Jahrzehnte, bis der Baum jene Größe erreicht und so viel Sauerstoff produzieren kann, wie sein gefällter Vorgänger. Ein ausgewachsener Baum produziert übrigens Sauerstoff für 100 Menschen für ein ganzes Jahr. 
Fast immer, wenn Bäume fallen, geben viele Bürger der Stadt Klagenfurt die Schuld. Oft hat sie aber gar keine Handhabe, einzugreifen, wenn es sich um Bäume auf Privat-, Firmen- oder Landesgrund handelt - was übrigens auf viele der erwähnten Beispiele zutrifft. 

Klagenfurt braucht Baumschutzgesetz

Eine Baumschutzverordnung bzw. ein Baumschutzgesetz könnte hier Abhilfe schaffen: Damit würde vereinfacht gesagt eine Art Kontroll- und Auflagenschleife eingezogen, bevor ein Baum in der Landeshauptstadt einfach so gekappt werden darf. Ausgenommen wären u. a. natürlich Baumschulen, Gärtner und Forstwirtschaft (Faksimile des Salzburger Gesetzes bei den Bildern). Grüne-Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann macht sich seit langem für ein solches Gesetz stark; zuletzt brachte sie heuer im Juli einen Antrag im Gemeinderat ein, ein Baumschutzgesetz nach dem Vorbild der Stadt Salzburg (dort seit 1992 gültig) zu erlassen. Ein solches Gesetz gibt es zudem in Wien, Linz, Graz, Bregenz, Eisenstadt und weiteren kleineren Städten in Österreich. 
"Beschließen muss dieses Gesetz das Land Kärnten", sagt Schmid-Tarmann, "unter der letzten Regierung war ein solches sogar schon auf Schiene. Aber das ist sich dann nicht mehr ausgegangen. Man merkt, dass die Grünen im Landtag einfach fehlen."
Vor dem Hintergrund, dass in Klagenfurt mit "For Forest" gerade ein so weltweit beachtetes Baum- und Klima-Kunstprojekt über die Bühne ging, versteht Schmid-Tarmann nicht, warum das Land Kärnten hier nicht tatsächlich auch bei den ureigenen Bäumen nachhaltig etwas weiterbringen will. 

Gesetzlicher Baumschutz in weiter Ferne?

Umweltreferent StR Frank Frey informiert allerdings, dass grundsätzlich die Bereitschaft des Landes, etwas in Richtung Baumschutzgesetz zu unternehmen, eher als gering einzustufen sei. "Es bräuchte eine Arbeitsgruppe mit Juristen, die ein Baumschutzgesetz erarbeiten, das diesen Namen auch verdient, denn so wie das Wiener Landesbaumschutzgesetz gestaltet ist, bringt es keinen wirklichen Schutz für die Bäume, weil es zu viele Ausnahmeregelungen und Schlupflöcher beinhaltet." Ein Gesetz stelle demnach leider keine Patentlösung dar. Frey: "Trotzdem wäre es wichtig, auf Landesebene ein behördliches Verfahren zu etablieren, um der Willkür entgegenzuwirken. Im Klartext, wir brauchen nachhaltige und nachvollziehbare Spielregeln im Umgang mit dem Baumbestand!"

Neue Verpflichtung für Bauträger 

Seit 2018 gibt es nun wenigstens eine Verpflichtung für Bauträger, neu zu errichtende Parkplätze zu begrünen. "Pro acht Parkplätze ein Baum", sagt Frey, der das "durchgeboxt" hat. Schmid-Tarmann erinnert sich: "Die Betonwüsten waren ja damals auch ein großer Aufreger beim Cinecity und Minimundus." 

So viele Bäume wurden heuer gefällt und gepflanzt

Die Stadt Klagenfurt hat im Jahr 2019 bis einschl. 23. Oktober 108 Bäume gefällt. Im Frühling wurden 80 Stück nachgepflanzt, jetzt im Herbst 95 Stück, gesamt also 175.
"Pflanzungen müssen wachstumsbedingt im Frühling und Herbst erfolgen, dadurch kann in den Sommermonaten der Eindruck entstehen, dass mehr Bäume gefällt als gepflanzt werden", sagt Frey.

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Hintergrund: So sehen Baumschutzgesetze
in anderen Städten aus

Ein Baumschutzgesetz wie in Salzburg schützt den Baumbestand auf öffentlichem sowie privatem Grund. Definiert werden dabei Baumarten, Lagen, Größen etc. Ausgenommen sind z. B. Baumschulen, Gärtnereien etc. Ein solches Gesetz untersagt das Fällen, Entwurzeln und sonstige Zerstörungsarten. Baumpflege ist erlaubt. Für das Entfernen eines Baumes braucht es eine fundierte Begründung. Allerdings gibt es bei bestehenden Gesetzen viele Ausnahmen und somit Schlupflöcher, informiert der Klagenfurter Umwelt-StR Frank Frey.

Ersatzpflanzungen: Gut gestaltet sind laut Frey aber Regelungen der verpflichtenden Ersatzpflanzungen. In Wien etwa wird vorgeschrieben, dass eine Nachpflanzung - wenn am selben Ort nicht möglich - in einem Umkreis von 300 Metern erfolgen muss. „Wenn der Verursacher dem nicht Folge leistet, führt die MA 42 das zu seinen Lasten durch“, so Frey. Auch die Gewichtung ist geregelt: Für einen großen Baum muss eine äquivalente Zahl an Jungbäumen nachgesetzt werden.

Naturdenkmal: Ein alter Baum könnte vom Magistrat Klagenfurt auch als Naturdenkmal proklamiert werden, allerdings sind hier naturgemäß klar definierte Kriterien erfüllt.

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