Hund als „Abfallprodukt“?
Wohin mit einem Hund, den sein Besitzer nach neun Jahren wegeben möchte? Die WOCHE sprach mit „Crazy Dogs“.
Klagenfurt. Nach neun Jahren will Frauchen ihren treuen Gefährten, einen Retrievermischling, weggeben. Der Grund: Ihre „Lebensumstände“ haben sich verändert, sie zieht in eine neue Wohnung, in der keine Haustiere erlaubt sind. Was ist für den „abgeschobenen“ Hund das Beste? Soll er sein Dasein bis an sein Lebensende in einem Tierheim fristen oder aber eingeschläfert werden?
Ein sensibles Thema, das nach einem WOCHE-Bericht für große Aufregung sorgte. Denn: Das Tierheim Garten Eden und „Crazy Dogs“ wurden darin an den Pranger gestellt: Sie hätten den Hund nicht aufgenommen und der Besitzerin geraten, Euthanesie in Betracht zu ziehen.
Für „Crazy Dogs“ eine „Verdrehung der Tatsachen“. Der Verein für artgerechte Hundehaltung versorgt derzeit 34 Hunde. „Tierschutz heißt für uns, nur so viele Hunde zu übernehmen, wie wir versorgen und auch auslasten können. Das heißt zwangsläufig, dass wir viele Abgabehunde leider nicht aufnehmen können“, machen Chris Salzer und Bärbl Pavlovic, die seit zehn Jahren im Tierschutz arbeiten, klar. „Wir sind immer wieder schockiert darüber, wie gedankenlos Tiere angeschafft und wie herzlos wieder ,entsorgt‘ werden.“
Verantwortung abwälzen
Ob plötzlich auftretende Allergien oder Zeitmangel – der „Liebling“ wird zum „Abfallprodukt“, die Verantwortung an Tierheime und Pflegestellen abgewälzt. „Selten sind die Abgabegründe nachvollziehbar und echte Notsituationen“, weiß Pavlovic.
Auch in besagtem Fall hätten die beiden Hundeexperten Frauchen klargemacht, dass sie ein solches Verhalten nicht verstehen würden. „Außerdem haben wir erklärt, dass für ältere und nicht sehr soziale Hunde das Tierheim meist Zwinger bis ans Lebensende bedeutet und dass kein Hund so ein Leben verdient hat“, so Pavlovic. „Im Zuge dieser Überlegungen sollten Tierbesitzer auch Euthanesie in Betracht ziehen. Doch was für ein böses Wort – da schreien die vermeintlichen Tierschützer wieder auf: Wie kann man nur, der arme Mensch in der Notlage, das arme Tier, das ja nichts dafür kann. Und die bösen Institutionen, die einem das ,Problem‘ nicht abnehmen. Wir haben nicht gesagt, schläfert nicht mehr gebrauchte Hunde ein, sondern tragt übernommene Verantwortung bis zum Ende und steht dazu.“
Neues „Zuhause“ im Tierheim
Übrigens: Besagter Hund ist derzeit im Tierheim „Garten Eden“ untergebracht. „Wir beherbergen etwa 300 Katzen und zwischen 60 und 70 Hunde“, sagt Inhaberin Heidi Lepuschitz. Der Zustand von „Nepomuk“? „Der Rüde ist natürlich eingeschüchtert. Er ist zunächst einmal alleine in einem Gehege, da kann er die Umgebung kennenlernen. Erst dann können wir versuchen, ihn in ein Rudel zu geben.“ Ob er mit seinen neun Jahren noch einmal ein neues, liebevolles Zuhause finden wird? „Es ist natürlich schwierig“, so Lepuschitz. „Es gibt aber auch immer wieder Leute, die nach den ärmsten Hunden fragen.“
Autorin: Sandra Glanzer
Futterspenden erwünscht!
Das Tierheim Garten Eden (Auenweg 102, Telefon: 0463/32 00 41) würde sich über Futterspenden für Katzen und Hunde sehr freuen.
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