Bierpreisrundschau
Kein "Bierpreisdeckel" auf unseren Fußballplätzen
Nicht auch das noch! Selbst vor der Fußballplatz-Halben macht die Teuerungswelle nicht halt. Das sagen die Obmänner von SAK, ASK, ATUS Ferlach, SV Donau und TSG Grafenstein zu den aktuellen Bierpreisentwicklungen.
KLAGENFURT, KLAGENFURT-LAND. Sich nicht am Glas heller Freude festzuhalten, wenn beim Regionalligaspiel der Schiri eine klare Fehlentscheidung trifft – für die tausenden Fußballfans auf Kärntens Plätzen einfach unvorstellbar – fast schon eine bedrohliche Vorstellung. Das Bier gehört einfach zum Unterhaus-Spiel, wirkt wie ein Katalisator der Gefühle und Emotionen, die ja zum runden Leder gehören. Die Einnahmen durch den Ausschank zählen ebenfalls zu den wichtigsten Einnahmen der Kärntner Fußballvereine. Die Woche hat bei den Vereinen nachgefragt, wie sich Inflation und Energiekrise auf den heimischen Bierkonsum auswirken, ob der Umweltgedanke mitgedacht wird und was zum Start der Frühjahrsmeisterschaft alles geplant ist.
Essenzielle Einnahmen für Vereine
Fast einheitlich bekunden die Verantwortlichen der Vereine, wie wichtig eine funktionierende Gastronomie auf den Plätzen ist. Mit den gewonnenen Mitteln werden anfallende Kosten wie Strom durch Flutlichtanlagen oder laufende Investitionen in die Infrastruktur wie z.B. neue Kabinen u.ä. der Vereine gedeckt. "Mit den Gastroeinnahmen zahlen wir Strom, Wasser, die Infrastruktur, die Instandhaltung sowie diverse Nachwuchskosten, wie den Schiedsrichter, Platzkosten und sonstige Anschaffungen", nennt ASKÖ-Wölfnitz-Präsident Gerhard Engl konkrete Beispiele. Im selben Atemzug erwähnt Engl, dass diese Einnahmen bspw. dem "Special-Needs-Team", einer Mannschaft mit Menschen mit Behinderung, zugutekommen.
Nachwuchs finanzieren
Kassier Thomas Hofbauer vom TSV Grafenstein: "Der Kantinenbetrieb ist ein maßgeblicher Anteil unseres Budgets. Wir finanzieren dadurch Trainerkosten, den Spielbetrieb sowie etwaige Nachwuchsausgaben". Armin Deomic, Obmann des ATUS Ferlach, versichert, dass die Kantineneinnahmen zu 100 Prozent in die Sportstätte und den Nachwuchs fließen. "Bei Nachwuchsspielen werden weniger Getränke, dafür mehr Essen konsumiert, der Erlös fließt dann wieder in Platzsanierungen und laufende Betriebskosten", so Deomic.
Das kostet die Halbe
In Wölfnitz und in Ferlach wird der Bierpreis auf 3,90 Euro angehoben, in Grafenstein auf 4 Euro. Der TSG Grafenstein sieht sich als Vorreiter in Bezug auf Mehrwegbecher. "Wir nutzen seit drei Jahren Mehrwegbecher, mit ihnen geht aber ein rund 20 Prozent erhöhter Mehraufwand einher", erklärt Hofbauer. Auch der ASKÖ Wölfnitz nutzt länger schon Mehrwegbecher. "Unsere Mehrwegbecher sind mit unserem Vereinslogo versehen und wir verrechnen zwei Euro Pfand darauf", sagt Engl. ATUS Ferlach nutzt in der heurigen Saison noch Einwegbecher, diese sollen aber in der kommenden Spielzeit auch durch Mehrwegbecher ersetzt werden. "Wir sind gerade in Verhandlungen zu Mehrwegbechern und in den nächsten ein bis zwei Jahren wollen wir den Umstieg schaffen. Es gibt aber ein paar Unklarheiten, wie die Anschaffung eines neuen Geschirrspülers und die problematische Hygiene, da man die Becher nach dem Reinigen nicht einfach liegen lassen kann", erklärt Deomic.
Eine Flasche für die Sparmeister
Die Inflation macht auch vor den Bierpreisen am SAK-Platz in Klagenfurt/Welzenegg nicht halt. Auf 4,20 Euro wird der Bierpreis aufgrund der aktuellen Entwicklungen angehoben. "Wir haben versucht die Steigerung mit 30 Cent so minimal wie möglich zu halten“, sagt SAK-GF-Präsident Marko Wieser. Ein Fußballspiel ohne den goldenen Gerstensaft wird es am SAK-Platz jedenfalls nicht geben. Die Sparefrohs greifen am SAK-Platz zum Flaschenbier, das sich mit 3,90 Euro niederschlägt. Noch wird hier auf Einwegbecher zurückgegriffen.
Mehrweg mit großem Aufwand
Der Aufwand des Reinigens der Mehrwegbecher ist dem Traditionsverein zu aufwändig. "Es dürfen dafür ja keine gewöhnlichen Geschirrspüler verwendet werden", sagt Wieser. Der SAK vertraut auf Villacher Bier.
Neuer Pächter bei ASK
Eine andere Situation besteht am ASK-Platz. Dort wird die Kantine seit Jahren verpachtet. Somit fließen die Einnahmen aus dem Ausschank des Bieres nicht direkt in die Vereinskasse. Als neuer Pächter für die kommende Saison konnte Siegfried Jordan gefunden werden. "Das Bier wird voraussichtlich 4 Euro kosten“, sagt der neue ASK-Kabinenpächter. Viel mehr kann er noch nicht sagen, da sein Engagement noch kurzfristig ist. Am altehrwürdigen ASK-Platz wird Schleppe-Bier ausgeschenkt.
Unter Schmerzgrenze
Einen unbezahlbaren Dienst bei der Integration leistet SV Donau Klagenfurt – St. Ruprecht in Klagenfurt. Der Klagenfurter Traditionsverein hat die Preise beim Bier anpassen müssen, liegt aber immer noch unter der 4-Euro-Marke. "Wir liegen jetzt bei 3,80 Euro, haben den Bierpreis um 30 Cent erhöht", sagt Obmann Willi Guggenberger. Er ist dankbar für die vielen ehrenamtlichen Helfer, die den Erhalt des Traditionsvereins ermöglichen.
Furcht vor Fiskus
Da Sportkantinen der Gemeinnützigkeit unterliegen, dürfen diese nicht mehr als vierzigtausend Euro einnehmen. Dementsprechend bedeckt halten sich die Vereine, in der Vergangenheit kam es zu Kontrollen durch das Finanzamt, es kam immer wieder zu Nachzahlungen.
Corona als "Bierbremse"
Der Kassier des TSV Grafenstein beklagt: "Früher haben wir im Durchschnitt fünf bis sechs Fässer pro Spiel verkauft, jetzt sind es nur noch drei Fässer. Bei einem Derby vor der Corona-Pandemie waren es schon einmal zehn Fässer."
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