Klagenfurter Krampusszene präsentiert
Krampusinen auf dem Vormarsch

Foto: Seenteufel Keutschach
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Sind Hausbesuche vom Krampus für Kinder noch zeitgemäß?

Der Einbruch in die Männerdomäne war gestern. Heute laufen Frauen wie Männer bei Krampusläufen und kommen dabei auch nicht mehr ins Schwitzen.

KLAGENFURT. Der Krampus als gehorsamer Begleiter des Nikolo findet nach wie vor Einkehr in die warmen Stuben. Dennoch fürchtet sich Groß und Klein vor dem Begleiter des heiligen Bestrafers. In schaurig schiacher Nostalgie verhangen, bleibt die Erinnerung an rügende Zeigefinger und rauhnachtige Hörner, die sich in der Dezemberdämmerung mit dem Klang schwerer Kuhglocken nähern. Muss der Krampus jetzt lieb sein? Die Frage ist: Kann und darf er das, ohne dabei das alte Brauchtumsbild zu verfälschen? So plastisch-grotesk die Masken der einst übergroßen Perchten waren, so ergonomisch angepasst sind die Fellkostüme und leichter zu tragenden Masken aus Zirbenholz oder Weymouth-Kiefer heutzutage für Mann und Frau. Zweitere will oftmals unter der Maske als solche nicht erkannt werden. Der Habitus der Krampusinen ist ein interpretationsreicher. Von imposanten Yak-Schulteraufsätzen über lasziv anmutende Samtkleider bis hin zu Netzstrümpfen ist alles erlaubt. Wir stellen sie vor: Die Femmes Fatales der Klagenfurter Krampusszene.

Petra Stocker (40)

Sie ist Obmann-Stellvertreterin bei den Devils of the Night. Insgesamt sind es 23 Läufer und neun Begleitpersonen, die den Mitgliedern Rückendeckung als Wirbelsäulenschutz geben. Petras Tochter läuft mit einer Männermaske. Die Mutter selbst liebt die Frauenmaske und ihr Kleid mit Stehkragen in Horrorromantik und langem Fellmantel. Jährliches Highlight ist der Lauf in Pontebba, Italien: „Früher waren Läufe viel wilder, es gab Ruten mit Stacheldraht“. Heute erlebt sie die Szene als ein synergetisches Zusammenspiel und steht mit anderen Frauen nicht in Konkurrenz: Bewundert wird die Ausrüstung der Seenteufel Keutschach und auch sieht Petra die Gruppe stellvertretend für eine neue Generation, die Veränderung mit sich bringt. Für die Zukunft wünscht sie sich ein grundsätzliches Alkoholverbot bei Läufen und mahnt dabei an die Wertschätzung der Zuschauer.

Foto: Privat
Foto: Karin Ellersdorfer

Nicole Paier (46)

Sie ist Namensgeberin und einzige Teufelin des Teufelskreis Virunum. Der Aha-Effekt, beim Abnehmen ihrer bewusst gewählt weiblichen Maske, tritt abermals in Erscheinung: „Es hat früher vereinzelt Frauen gegeben. In den letzten Jahren sind es immer mehr geworden“. Nicole sieht es als ihre Aufgabe, Kindern die Angst vor dem Krampus zu nehmen, ihnen aber dennoch den Respekt vor dem Brauch beizubringen. Läufe sind für Babys und Kleinkinder nichts und sieht dabei die Eltern in der Verantwortung, deren Kinder an den Brauch vorsichtig heranzuführen. Als lieb muss der Krampus aber dennoch nicht gelten. Derwegen zieht Nicole eine klare Grenze vor der Gewaltausübung und Trunkenheit bei Läufen. Nicole und ihr Mann haben den Verein vor über einem Jahrzehnt für ihren Sohn gegründet: „Wir verstehen uns mit allen Vereinen“.

Foto: Privat
Foto: Teufelskreis Virunum

Elisabeth Tschinder (50)

Sie ist eine Krampusine der Höfleiner Moorteufel. Die Szene beschreibt sie als einen Garten der Vielfalt. Derweil sind die Moorteufel die einzige Gruppe mit Masken aus einem Alu- oder Bronzeguss des Salzburger Bildhauers Rupert Kreuzer. 15 Läufe sind diesjährig geplant, dafür braucht es gute Bodenhaftung. Der Veldener Taglauf ist Mutter Elisabeth am liebsten: „Es ist für Kinder einfach angenehmer, die Krampusse bei Tageslicht zu sehen“. Die Rolle der Frau spielt aus eigener Erfahrung in der Szene jedoch keine Rolle. Vielmehr erkennt sie das Spannungsfeld zwischen Zuschauern und Läufern: „Es gibt auf beiden Seiten Provokationen“. Von Angstmacherei hält sie gar nichts: „Angst vor dem Krampus hat man nur, wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat“, dazu braucht es das nötige Fingerspitzengefühl seitens der Eltern bei den Kindern. Der Krampus hat ohnehin dem Nikolo zu folgen: „Es gibt immer einen, der über dir steht“.

Foto: Privat
Foto: Astrid Walter Photographie

Stefanie Safran (30)

Sie ist Lehrerin und Obfrau der Seenteufel Keutschach. Als reine Frauengruppe hat sich der Verein sein Alleinstellungsmerkmal in der Szene gesichert. Durch das Yakfell an den Schultern wirken die Teufelinnen größer und angsteinflößender. Fast alle Mitglieder hatten früher Angst vor Perchten, eines wurde als Kind sogar ohnmächtig. Stefanies heilende Strategie: „Wenn man selbst zum Teufel wird, vergeht die Angst vor dem Ungewissen“. Die Ausrüstung zu tragen war nicht immer einfach, auch haben es ihnen die Männer anfangs nicht zugetraut: „Ihr überlebt nur zwei Jahre“, erinnert sich die Obfrau. Heute werden die Seenteufel von Vereinen eingeladen und das Gerücht um eine neue rein weibliche Krampusgruppe weht schon über die rauen Täler. Ob die Seenteufel die einzigen bleiben, wird sich zeigen.

Foto: Privat
Foto: Seenteufel Keutschach

Monika Markitz-Köfler (45)

Eine Hexe darf nicht fehlen. So ist Monika Mitglied der Nordischen Brut. Insgesamt sind es sieben Frauen im Verein, darunter auch Monikas Mann, abwechselnd als Krampus oder Hexe. Im Zuge einer Ausstellung verliebte sich Monika in eine Hexenmaske. Diese war plötzlich verkauft und weg. Was sie nicht wusste: Ihre Tochter hatte das Unikat aus Zirbenholz für sie ergattert. Über den Brauch hat Monika nicht nur zu ihrer Maske gefunden. 2017 kam unerwartet, während des Brückler Heimlaufs, ein Antrag. Ein Jahr später haben Monika und Manfred standesamtlich geheiratet, gesittet in Kleid und Anzug. Gefestigt wurde das ewige Bündnis noch am selben Abend, traditionsgemäß mit einem gemeinsamen Lauf, als spannender Flitterwochenersatz. Gleichermaßen reizvoll findet Monika das Gitterreißen, welches zum Lauf einfach dazugehört. Schlagen aber muss nicht sein. Sie selbst hatte als Kind panische Angst vor dem Krampus. Diese verging mit der persönlichen Reife.



Foto: Privat
Foto: Privat

Termine

Seenteufel Keutschach:
Am 11. November findet das 3. Krampustreiben in Keutschach mit After-Show Party und 23 Gastgruppen aus Kärnten, der Steiermark und Salzburg statt. 

Nordische Brut:
Ist  am 11. November beim Kessellauf der Passeringer Hochseilteifl in Passaring, am 18. November beim Brückler Krampus- und Perchtenlauf mit After-Show-Party und am 1. Dezember findet der erste Heimlauf in Viktring statt.

Teufelskreis Virunum:
Ist am 10.-12. November bei der Brauchtumsmesse Klagenfurt, am 18. November in Grafenstein, am 19. November beim Krampuslauf in Fischl, am 25. November beim Nikolo- und Krampusumzug der Brauchtumsgruppe Techelsberg in St. Martin am Techelsberg, am 26. November im Gewerbepark in Ebenthal, am  1. Dezember beim Krampuslauf in Villach, am 2. Dezember in Aquileia und am 3. Dezember findet der Heimlauf in Maria Saal statt. Am 5. Dezember geht es weiter zum Bartlumzug nach St. Veit und am 8. und 9. Dezember beim Advent im Freilichtmuseum.

Devils of the Night:
Am 18. November beim 10. Krampuslauf in Goričane.

Höfleiner Moorteufel: 
Laufen am 25. November beim Nikolo- und Krampusumzug der Brauchtumsgruppe Techelsberg in St. Martin am Techelsberg und am 3. Dezember beim 21. Veldner Krampuslauf der Brauchtumsgruppe Lind-Rajach.

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