"Man muss an seinen Träumen festhalten"
Berni de Roja kämpfte sich nach einem schweren Verkehrsunfall zurück ins Leben. Geholfen hat ihr dabei ihr Dickkopf, ihre Familie und das Festhalten an ihrem Traum vom Modeln.
VILLACH. KLAGENFURT (vep). Berni de Roja ist ein hübsches Mädchen mit Model-Ambitionen, der man beim professionellen Fotoshooting nicht ansieht, welche Geschichte sie bereits erlebt hat. Die 19-jährige Schülerin aus Villach hat schon von klein auf gerne gemodelt, mit ihrem Vater Fotoshootings absolviert und kürzlich auch ein Persönlichkeitstraining in der Modelschule von Edith Reitzl besucht. Dieses war für sie jedoch mehr als "nur" Catwalk-Ausbildung, Rhetorik- und Präsentationstraining oder Schulung der Umgangsformen.
Therapie für die Seele
"Es war für mich eine Therapie für die Seele und Psyche. Sozusagen eine Wohlfühltherapie zu meinen vielen anderen Therapien, die ich fast täglich absolviere." Berni besucht nach der Schule fast jeden Tag Logo-, Ergo- Physiotherapien und geht schwimmen, um körperlich und sprachlich wieder an die Zeit vor ihrem schweren Unfall anknüpfen zu können.
Zurück ins Leben gekämpft
Am 5. Oktober 2009 wurde sie auf dem Rad von einem Auto niedergefahren. Nach rund zweieinhalb Monaten im Koma prognostizierten die Ärzte, dass sie nie wieder aufstehen und sich ihr Leben lang nur noch mit einem Sprachcomputer werde verständigen können. "Man darf den Prognosen nicht trauen", schmunzelt Berni. "Ich hatte schon immer einen Dickschädel. Ich wollte unbedingt wieder zurück ins Leben und raus aus dem Rollstuhl."
Heute kann sie sich wieder unterhalten und – kann auch wieder gehen. Nur für längere Strecken benötige sie noch den Rollstuh.
Bernis wichtigster Therapeut war von Beginn an ihr drei Jahre jüngerer Bruder Christoph. "Er hat von Anfang an gesagt ,Berni, du wirst schon wieder' und hat mit mir genauso herumgealbert, wie vor dem Unfall. Ihm waren die vielen Schläuche egal. Er hat mich nicht anders behandelt als vorher und das hat mir geholfen", erinnert sich Berni.
Auch der liebe Gott habe ihr sehr viel Kraft geschenkt und Halt gegeben. Und die Kraft hat sie gebraucht, denn sie musste alles, das für uns selbstverständlich ist, wieder neu lernen. Berni: "Schlucken, Essen, Sprechen, Gehen – ich musste ganz von vorne beginnen." Danken möchte sie auch den Kärntnern. "Viele haben gespendet und uns große Unterstützung zuteil werden lassen. Danke dafür!"
Als Model Vorbild sein
Berni will in Zukunft anderen Menschen Mut machen, die ebenso ein Handicap haben. "Ich will zeigen, dass alles möglich ist. Ich will zeigen, dass man, egal was auch geschieht, seine Träume weiterverfolgen muss."
Auch deshalb hat sich Berni nun ihr nächstes persönliches Ziel gesetzt: Nämlich als Werbegesicht für ein Unternehmen zu arbeiten, das den Gedanken der Inklusion lebt. "Mit meinem Gesicht und meiner Geschichte möchte und kann ich anderen Mut machen. Wir leben im 21. Jahrhundert, Anders zu sein darf kein Tabuthema mehr sein. Jeder ist besonders, so wie er ist."
Auch deshalb hat ihr der Modelkurs bei Edith Reitzl so viel Kraft gegeben: "Ich habe mit den anderen Mädchen Freundschaft geschlossen, wir halten nach wie vor Kontakt. Sie haben mich von Anfang an, so wie mein Bruder, ganz normal behandelt. Wie jedes andere Mädchen auch."
Sozial engagiert
Natürlich wäre es für sie ein Traum, vom Modeln leben zu können. "Ich war jetzt auch schon zwei Mal bei einer Strohmaier-Gala für Licht ins Dunkel auf dem Catwalk, da habe ich gemerkt: ,Das ist total meins'", schwärmt Berni. Sie hat aber auch andere berufliche Pläne, sollte das Modeln ein Hobby bleiben. "Ich besuche derzeit höherbildende Schule CHS für Humanberufe und möchte mich später im sozialen Bereich für Menschen mit Behinderung einsetzen", sagt die Schülerin. "Schließlich weiß ich genau, was z. B. ein Rollstuhlfahrer braucht – egal ob in der Therme, im Hotel oder in anderen Einrichtungen."
Zur Sache
Info-Abend zum Semesterstart: Das neue Semester in der Modelschule von Edith Reitzl startet bald. Vorab können sich Interessierte bei einem Info-Abend am 20. Februar, 18.30 Uhr, in der Luegerstrasse 29 im Intercoiffeur Unistyle in Waidmannsdorf informieren.
Gewinnspiel: Edith Reitzl und die WOCHE vergeben auch im neuen Semester einen Platz in der Modelschule.
Mitmachen: An office@model-schule.at ein Foto samt Alter und guter Begründung, warum man den Platz ergattern will, schicken. Mindestalter: 15 Jahre.
Der Gewinner oder die Gewinnerin wird aus allen Teilnehmern von einer Jury ausgewählt.
Einsendeschluss ist der 20. Februar 2017.
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