Mein Papa ist der Babysitter

EMMERSDORF (ka.) In einem Neubau in Emmersdorf haben derzeit zwei Männer das Sagen, denn seit zwei Monaten herrscht dort untertags ein sogenannter "Männerhaushalt", denn Papa Christoph schupft den Haushalt und kümmert sich um den einjährigen Paul, während die kaufmännische Angestellte Mama Elisabeth zur Arbeit ins Rosental pendelt.

Papa in Karenz
Verdrehte Welt? Nicht hier, denn bei der jungen Familie Truppe/Maier war von Anfang an klar, dass bei der Kindererziehung Halbe Halbe gemacht wird und auch Christoph die Väterkarenz in Anspruch nehmen wird.

Männer allein zu Haus
Nach zwei Monaten steht zweifelsohne fest: Diese zwei Männer kriegt niemand mehr auseinander, denn die Vater-Sohn-Beziehung wurde auf ein neues Level gestellt. "Es war eine besondere Zeit. Wir hatten unseren eigenen Tagesrhythmus. Paul und ich sind gemeinsam aufgestanden, haben fein gefrühstückt, dann gejausnet, dann Mittag gegessen und dazwischen immer viel gespielt", erzählt der 30-jährige Tischler, für den die Väterkarenz diese Tage endet.

Mein Papa kann ...
Auch bei kleinen Wehwehchen, wie etwa dem Zahnen, musste der Vollblutpapa herhalten. Anrufe ins Büro von Lebensgefährtin Elisabeth gab es nur anfänglich. "Zu Beginn war ich natürlich aufgeregt, aber es ist alles besser gegangen als zunächst angenommen", erinnert sich Christoph Truppe.

Die ersten Schritte
Den wohl schönsten Moment in diesen zwei Monaten wird er wohl nie vergessen und hat Partnerin Elisabeth damit etwas voraus: "Ich war dabei, als Pauli das erste Mal gelaufen ist. Das macht mich schon sehr stolz."
Seit seiner Väterkarenz ist Christoph auch der "Star" im Freundes- und Bekanntenkreis. Jeder ist begeistert von meiner Entscheidung und fragt mich neugierig nach meinen Erfahrungen.

Vormittag ohne Männe
Einziger Wehmutstropfen in dieser Zeit: "Frauen können sich leichter untereinander austauschen - sie treffen sich in der Stadt und plaudern über die Kinder. Ich habe keinen Mann gefunden, mit dem ich vormittags über die Kindererziehung plaudern konnte. Jeder arbeitet zu dieser Zeit," erzählt Truppe.
Auch wenn die zwei Monate Väterkarenz wie im Flug vergangen sind - jetzt freut sich Christoph wieder auf seine Arbeit als Tischler. "Aber ich möchte keinen einzigen Tag in der Väterkarenz missen. Es ist eine großartige Lebenserfahrung", so der Emmersdorfer stolz. Doch bevor das alles soweit ist, heiratet Christoph seine Elisabeth und aus Tuppe-Maier wird nur Truppe.

"Das Chaos blieb hier auch aus"

(ka). Stolz auf ihre zwei Männer ist Elisabeth Maier, die im Rosental arbeitet und ihr Haus mit den zwei Männern frühmorgens beruhigt verlassen konnte, denn mit einem Chaos am Ende des Tages musste sie nie rechnen, obwohl: "Männer haben ein anderes Verständnis von Ordnung."
Dass ihr künftiger Ehemann Christoph sich von Anfang an bereit erklärte, in Karenz zu gehen, stärkte das Familienband nur noch mehr. "Jetzt weiß er, wie viel Arbeit auch anfallen kann, mit einem Kleinkind und dem Haushalt", schmunzelt die junge Mama, die Job und Familie unter einen Hut bekommt.
"Notfälle" gab es keine, nur ein einziges Mal wurde ein gut gehütetes Geheimnis ausgeplaudert: "Christoph wurde zu einem Feuerwehreinsatz gerufen und fragte die Nachbarin, ob sie auf Pauli aufpassen könnte. Erst bei einem Treffen mit den Nachbarn habe ich von dem kleinen Babysitter-Wechsel erfahren", spricht Elisabeth Maier.

Kinderbetreuungsgeld-Modelle

Mehrere Varianten haben Väter zur Auswahl:

30+6: Karenz bis zum 30. Lebensmonat, bei Aufteilung verlängerbar um sechs Monate, 436 Euro/Monat

20+4: Karenz bis zum 20. Lebensmonat, bei Aufteilung verlängerbar um vier Monate, 624 Euro/Monat

15+3: Karenz bis zum 15. Lebensmonat, bei Aufteilung verlängerbar um drei Monate, 800 Euro/Monat

12+2: Karenz bis zum 12. Lebensmonat, verlängerbar um zwei Monate, entweder 1000 Euro pauschal oder 80 Prozent des Einkommens, max. 2000 ?