Bergrettung
Ob mit oder ohne Schnee sind die Klagenfurter Bergretter immer im Einsatz
Die Bergrettung Klagenfurt bestreitet ehrenamtlich viele Einsätze und ist auch auf eventuelle Schnee-Kapriolen vorbereitet.
KLAGENFURT, KLAGENFURT LAND (vep). Während im Osten und Westen Österreichs die Schneemassen die Einsatzkräfte im Jänner mehr als an ihre Grenzen gebracht haben, ist Kärnten von derart massiven Niederschlägen verschont geblieben. Natürlich sind aber auch die Einsatzkräfte der Bergrettung hierzulande für alle Szenarien gerüstet.
Ortsstelle Klagenfurt die Größte in Kärnten
Die Ortsstelle Klagenfurt ist sowohl vom Gebiet als auch der Mitarbeiterzahl die größte in Kärnten. Ortsstellen- sowie Einsatzleiter Kurt Müller ist mit seinem Team - insgesamt sind 93 Menschen ehrenamtlich für die Klagenfurter Bergrettung tätig - für ein 1.450 Quadratkilometer großes Gebiet zuständig. Für 31 Gemeinden, von der Drau im Süden bis zur steirischen Landesgrenze im Norden. "Unser Einsatzgebiet zeichnet sich durch einen hohen Waldanteil aus, dadurch haben wir auch eine sehr niedrige Lawinenwarnstufe, die sich meist zwischen eins und zwei bewegt", sagt Müller. Dennoch: Einen Lawinenabgang dürfe man jedoch auch bei wenig Schnee nicht unterschätzen.
Kameraden leisten auch Lawinenassistenz-Einsätze
Die Kameradinnen - acht an der Zahl - und Kameraden rücken auch zu Lawinenassistenzeinsätzen in die benachbarten Ortsstellen aus, vor allem in den Nockbergen, am Mittagskogel und in Radenthein sei das der Fall. "Zudem arbeiten bei schwerwiegenden Ereignissen die Bergretter auch bundes-, manchmal länderübergreifend. Unsere Ortsstelle wurde zum Beispiel beim Lawinenunglück in Galtür angefordert."
Konstanter "Winter-Dienst" am Nassfeld
Im "Schneeeinsatz" sind die Klagenfurter Bergretter aber dennoch an jedem Wochenende. "Wir haben gemeinsam mit der Ortsstelle Hermagor Bereitschaft am Gartnerkofel auf dem Nassfeld. Drei Kameraden sind dort jedes Wochenende sowie in den Ferien", erläutert Müller. Dort rücken sie durchschnittlich zu drei bis vier Einsätzen pro Tag aus. "Von kleinen Schnitten und leichten Unterkühlungen bis leider auch zum Todesfall erleben wir dort wirklich die gesamte Einsatzpalette."
"Gaffertum ist im Einsatz ärgerlich"
Was Müller und die anderen Einsatzkräfte dabei ärgert, ist etwa das zunehmende Gaffertum und die virale Verbreitung über soziale Netzwerke: "Vergangenes Jahr haben wir einen Mann auf der Turrach beim Lift reanimiert und Liftgäste haben das gleich gefilmt."
Ständiges Lernen und Üben für die Ernstfälle
Mit den ständigen Einsätzen auf dem Nassfeld helfen die Bergretter nicht nur den Menschen, sondern bleiben auch einsatztechnisch immer "up to date".
Zusätzlich absolvieren alle Bergretter neben den vielen Grundausbildungen für Sommer und Winter, Eiskletter- sowie Gletscher- und Erste-Hilfe-Ausbildungen jährlich sowohl Lawinenübungen als auch medizinische Fortbilungen wie auch Gemeinschaftsübungen mit den benachbarten Ortsstellen, da im Ernstfall ja häufig zusammengearbeitet wird. An die Ortsstelle Klagenfurt grenzen übrigens jene in Villach, Ferlach, Althofen, St. Andrä, Eisenkappel sowie Radenthein an.
Appell: "Warnungen nicht ignorieren!"
Dass Menschen sich immer wieder in Gefahr begeben, von Lawinen verschüttet werden weil sie Warnungen ignorieren, ist für die Bergretter unverständlich. Müller appelliert: "Vielen ist nicht bewusst, dass sie nicht nur sich in Lebensgefahr bringen, sondern auch die Einsatzkräfte." Ab Lawinenwarnstufe vier hätten Menschen im freien Gelände nichts mehr zu suchen. "Und ab Stufe drei nur Geübte, die zudem ihre Tour sorgfältig planen." Der Irrglaube vieler sei laut Müller, dass ihnen schon nichts passieren werde, wenn sie Airbackrucksack und Lawinenpiepser mitführen. "Wenn sich der Hang bewegt, zieht es einem sofort die Füße weg. Man hat keine Chance mehr", warnt Müller Besonnenheit ein, auch wenn der Pulverschnee zum Fahren abseits der Pisten lockt.
"Bergretter müssen sich für Einsatz oft rechtfertigen"
Müller erzählt auch, dass er und seine Kameraden bei Einsätzen zwar nicht beschimpft werden, wie es während des Schneechaos in Österreich der Fall war, aber dass auch sie sich häufig rechtfertigen müssen. "Vielfach hören wir von den betroffenen Menschen, dass sie uns gar nicht angefordert hätten. Das machen aber meist Rettung oder Polizei von sich aus", erzählt Müller.
Die Einsätze der Bergretter sind nicht kostenlos, obwohl alle ehrenamtlich tätig sind. "Die Gelder werden über die Landesleitung erhoben und auf alle Ortsstellen zur Anschaffung neuer Geräte nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt."
Die Ortsstelle der Bergrettung Klagenfurt im Detail
78 Einsätze hatte das Team der Bergrettung Klagenfurt im Jahr 2018, vielfach sind es Sucheinsätze samt Bergungen sowie – immer häufiger – auch Forstunfälle sowie Freizeitunfälle. "Wir sind zusätzlich auch für Liftbergungen zuständig. Wenn am Pyramidenkogel z. B. der Lift steckenbleibt", sagt Müller. Er betont, dass er alleine aber nicht für die gelungene Koordination der Einsätze zuständig ist: "Wir sind ein Vorstandsteam von ca. 20 Leuten, unser Zusammenspiel funktioniert hervorragend." Müller ist nicht nur seit drei Jahren Ortsstellenleiter, sondern auch Einsatzleiter, von letzteren gibt es insgesamt vier.
Schwierige Einsätze - technisch und psychisch
Einer der technisch aufwändigsten Einsätze war z. B. der Paragleiterunfall auf dem Radsberg vor drei Jahren, als eine Frau rund 20 Meter in der Luft auf einem dünnen Astausläufer einer Lerche kopfüber hing. "Es gibt aber auch für die Psyche schwierige Einsätze. Vor allem, wenn es um Kinder geht. Mit das Schlimmste für uns war, als wir nach einem Sucheinsatz einen fünfjährigen Bub tot bergen mussten." Das berühre die Bergretter besonders. Müller: "So etwas geht an die Substanz."
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