ORF1 wird zu "ORF eins" - und weiter?
Ab 8. Jänner 2011 soll es – geht es nach „Eigenlobhudeleien“ á la ORF – de facto einen neuen TV-Sender geben: „ORF eins“ soll die Sensation heißen.
Meiner Meinung nach ist die professionelle optische Aufmachung eine Selbstverständlichkeit; weit wichtiger ist das Programmangebot. Natürlich: Auch bei mehr als 100 zur Verfügung stehenden TV-Sendern, die in immer mehr Haushalten zu empfangen sind, kann man an manchen Tagen zur „Prime-Time“ nichts Passendes finden.
Allerdings ist es wirklich zum ärgern, wenn mir als ORF-„Zwangsgebührenzahler“ die x-te Wiederholung eines „Bullen von Tölz“ oder 8 Stunden Sport (der ORF betreibt mit „ORF Sport Plus“ einen eigenen Sport-Sender) vorgesetzt wird. Qualitativ hochwertige TV-Ware wird konsequent am Sonntag, zwischen 23 Uhr und 2 Uhr gebracht.
Einfach als Ungerechtigkeit empfinde ich es, dass man in Österreich Kunde bei der „GIS Gebühren Info Service“ sein muss, sobald man technisch in der Lage ist, ORF-Programme zu empfangen. Rein technisch wäre es beispielsweise für Kabel-TV-Anbieter ein leichtes, bestimme Kanäle zu sperren, so dass man die Programme des ORF nicht empfangen KANN und somit nicht in der Lage ist, ORF-Programme zu empfangen. Nur um die Relation zu sehen: Für ORF-TV und –Radio sind derzeit € 279,72 pro Jahr zu bezahlen – ein Pay-TV-Abo mit wirklich vielen guten Spielfilmen und sehr dezenter Programmierung von Werbespots kostet pro Jahr € 239,88.
Dezente Programmierung von Werbespots beim ORF? Nicht doch!
Über 40 Minuten Werbung werden uns Konsumenten vorgesetzt – jeweils in ORF eins und ORF2.
Aufgrund der sog. „must curry“-Bestimmung mussten jeher die beiden ORF-Hauptprogramme verbreitet werden, seit 1. Oktober 2010 auch TW1 / ORF Sport Plus. Wenn mir mein Kabel-TV-Anbieter die ORF-Programme sperren dürfte und ich auch keinen DVB-T-Empfang hätte, könnte ich bis auf Online-TV tatsächlich kein ORF-TV empfangen.
Auch wenn Interessen verschieden sind – und dies ist gut so -, sprechen Markanteilswerte von 33,5% (Kabel-/Sat-Haushalte, Oktober 2010, „Die Presse“ vom 2.11.2010) eine klare Sprache – da nützt auch kein Begründungsversuch á la „Mit im Schnitt 92 TV-Sendern in Kabel-/Sat-Haushalten ist es eben schwer...“.
Ich denke, ein Facelifting von ORF1 zu ORF eins wird sich auf die Marktanteile kaum auswirken – am Beispiel 3sat kann man sehen, dass es für qualitativ hochwertige TV-Ware auch andere Sendezeiten gibt, als an Sonntagen, zwischen 23 Uhr und 2 Uhr.
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