Wenn Schicksale berühren
Ehrenamtliche der Vinzi-Gemeinschaft versorgen Hilfsbedürftige mit Speisen und Getränken.
INNENSTADT (ka). Um 19 Uhr die erste Mahlzeit des Tages. Heute sind es nur eine Wurstsemmel und ein Becher heißer Tee, den ein Mann von Ulli und Gusti Raimann erhält.
Der junge Klagenfurter ist Stammgast beim Vinzi-Bus, der 365 Tage im Jahr hilfsbedürftige Klagenfurter mit Speisen versorgt und dankbar für die Unterstützung.
"Seit drei Jahren komme ich mehrmals die Woche hierher. Zu Beginn gab es auch Auseinandersetzungen, da diejenigen, die schon jahrelang von der Vinzi-Gemeinschaft versorgt werden, versuchten ihr ,Revier' zu verteidigen." Heute gehört aber auch er dazu.
Die gute Nachricht
Wir statten den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Vinzi-Busses, der heuer das Licht ins Dunkel Projekt der Kärntner WOCHE ist, einen Besuch ab. Erst vor wenigen Tagen kam die positive Nachricht, dass ein neuer Bus angeschafft werden kann. Auch hier am Heuplatz, wo heute die Wurstsemmeln an die Notleidenden verteilt werden, hat sich das freudige Ereignis schon herumgesprochen. Der Dank gilt vor allem der Veranstalterin der Modenschau 50+, Fanny Lock, die einen Großteil des Geldes für den neuen Bus aufgebracht hat.
Kein Essen mehr
Fotografiert werden will hier niemand und das muss auch respektiert werden. "Wir kennen unser Schicksal. Das ist traurig genug", flüstert mir ein junger Mann ins Ohr, der gerade zum Platz gekommen ist. "Ich habe nichts mehr zum Essen zu Hause. Vor zwei Wochen war ich mit meiner Mama einkaufen. Jetzt muss ich wieder hierherkommen", sagt der 30-Jährige und gibt sich mit einer Wurstsemmel zufrieden. Diese verschlingt er heute regelrecht.
Sein Schicksal
Sein Schicksal rührt besonders: "Ich war schwer drogenabhängig und bin jetzt in einem Drogenersatzprogramm. Ich bin leider gar nicht unbescholten", schildert er ganz offen und zeigt dabei auf seinen Arm. "Vor kurzem wurde ich von einem Auto angefahren. Jetzt ist die Hand gebrochen."
"Ehrenamt ist ein Geschenk"
Ulli und Gusti Raimann sind beide Ärzte und in ihren "Leben sehr begünstigt", wie sie erzählen. Das Ehepaar aus Viktring ist heute für die Vinzi-Gemeinschaft im Einsatz. Sie kennen auch beinahme jedes Schicksal und wollen Gutes tun. "Wir sind seit dem Vorjahr hier im Einsatz. Einmal im Monat nehmen wir uns ganz bewusst diese Zeit für die Hilfsbedürftigen. Für uns ist die ehrenamtliche Arbeit ein Geschenk", berichtet Raimann und verteilt heute noch eine zweite Portion Wurstsemmeln und erntet dabei etliche "Danke".
Heute ist auch Caroline Kuehs auf den Heuplatz gekommen und stattet ihren ehrenamtlichen Kollegen einen Besuch ab. Schon von Beginn an ist sie Teil der Vinzi-Gemeinschaft und sitzt auch im Vorstand. "Es sind ganz besonders viele neue, jugendliche Bedürftige hier", sagt Kuehs.
Viel Monat, wenig Geld
Gerade zum Monatsende hin warten hier an die 30 hungrige Menschen auf Speisen und heiße Getränke. Es fällt auch sehr schnell auf, wenn einer der "Gäste", wie Kuehs die Hilfsbedürftigen nennt, fehlt. "Dann erkundigt man sich natürlich und man macht sich so seine Gedanken."
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