„Doppelte Chancen“

Valentin Inzko sieht Chancen für ein „besseres Standing Kärntens“ , Foto: KK
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Der Rosentaler Valentin Inzko, Hoher Repräsentant für Bosnien, überlegt noch, ob er Rats-Chef wird.

WOCHE: Haben Sie sich schon entschieden, ob Sie das Amt des Obmanns des Rats der Kärntner Slowenen übernehmen werden?
Inzko: Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Ich muss noch mit meinen Vorgesetzten und Arbeitgebern in Brüssel und in Wien sprechen.

Wovon hängt diese Entscheidung ab?
Von den Umständen und den Rahmenbedingungen. Der Rat ist mehr oder weniger pleite, es interessieren mich aber auch die personelle Situation wie auch die Stimmungslage in anderen Institutionen in Kärnten und in Wien.

Ihr Zeitbudget ist als Hoher Repräsentant von Bosnien natürlich gering – welche Schwerpunkte werden Sie setzen?
Das stimmt und so würde bei einer Übernahme des Jobs vor allem die Familie leiden. Die Nächte werden etwas kürzer werden und die Urlaube. Es gibt aber auch die elektronische Post. Wichtig wird es aber vor allem sein, einen geschäftsführenden Obmann oder ein starkes Sekretariat zu haben für die Angelegenheiten, die jeden Tag anfallen. Natürlich würde ich aber bei der Schwerpunktsetzung entscheidend eingreifen, ansonsten hätte der Obmannwechsel ja wenig Sinn.

In der Ortstafelfrage wird Ihnen außerordentlich hohe Lösungskompetenz bescheinigt – wie könnte eine Lösung denn konkret aussehen, welchen Zeitbedarf sehen Sie dafür?
Wichtiger als die konkrete Lösung müssten die Prinzipien sein. Die Lösung muss auf der Grundlage der Verfassung erfolgen, auf Grund der Rechtssprechung des Verfassungsgerichtshofes und die betroffene Volksgruppe müsste ihre Zustimmung erteilen. Alles soll aber in einer konstruktiven Atmosphäre stattfinden und der Gewinner werden wir alle sein, Kärnten und Österreich.

Ist in Kärnten eine Lösung ohne Zustimmung der FPK vorstellbar?
Alles ist vorstellbar, aber nicht erstrebenswert. Je breiter die Zustimmung, desto fester die Lösung.

Alle Kärntner Parteien betonen, Kanzler Faymann sei am Zug. Kümmert sich dieser ausreichend um die Lösung?
Faymann hat das Problem geerbt als Bundeskanzler, wie auch seine Vorgänger ist er am Zug, das stimmt. Ich glaube, dass er ehrlich eine Lösung der Ortstafelfrage anzustreben bereit ist. Die Lösung sollte aber eine breitere Basis haben. Ganz Südkärnten und Kärnten soll davon profitieren können. Wirtschaftlich, kulturell, finanziell und natürlich imagemäßig.

Wie erleben Sie – als Suetschacher – das Zusammenleben der beiden Volksgruppen?
In Suetschach gibt es ein sehr harmonisches Zusammenleben. Jeder kennt seine Wurzeln, jeder weiß, woher er kommt. Öffentlich ist die slowenische Sprache jedoch nur in der Kirche. Ein Tourist, der sich nach Suetschach verirrt – und erfreulicherweise gibt es immer mehr davon – würde schwer erkennen, dass hier zwei Sprachen gesprochen werden. Lediglich die Dorfschmiede haben ihre Kunstwerke dreisprachig gekennzeichnet. Alle Ehre. Ansonsten ist die Zweisprachigkeit des Ortes, sieht man von der Kirche und dem Friedhof ab, kaum sichtbar. Es gibt auch immer weniger Menschen, die Slowenisch oder die slowenische Mundart sprechen. Wie überhaupt das Dorf ausstirbt, die Berufe, die Handwerker. Es gibt keine Schule mehr, kein Geschäft, keine Bäckerei.

Die slowenische Volksgruppe selbst stirbt langsam aus.
Leider haben Sie Recht. Vor hundert Jahren und auch noch später sprach in Südkärnten kaum jemand Deutsch. Laut Prof. Claudia Fräss-Ehrfeld war 1920 Südkärnten zu 70 Prozent zweisprachig. Logischerweise fand die Volksabstimmung in slowenischsprachigen Gebieten statt. Wenn vor 150 Jahren noch 150.000 Kärntner slowenisch oder die slowenische Mundart gesprochen haben, so sind es heute wahrscheinlich nur mehr 15.000. Lediglich bei den Messen geht man davon aus, dass noch über 20.000 slowenisch mitbeten. Auch die Fernsehsendung „Dober dan Koroska“ wird von einer großen Zahl von Zusehern geschätzt. Stimmt, die Gruppe ist ziemlich klein geworden, aber der kulturbewusste Kern hält sich gut und ist optimistisch. Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert.

Wie sehen Sie das „Standing“ Kärntens heute?
Das „Standing“ ist unterschiedlich, einige sagen es ist verheerend, andere wiederum kehren die Qualitäten Kärntens hervor, von denen es viele gibt. Wir sind eine Literaturgroßmacht, wir habe eine ganze Reihe von hervorragenden Malern, wir haben Spitzenpersönlichkeiten wie Monika Kircher-Kohl oder die Chefs von Siemens und Nestlé hervorgebracht. Wir sprechen auch zwei Sprachen und haben somit auch doppelte Chancen. Insbesondere die Potenziale sollten besser genutzt werden. Dann wäre ich zuversichtlicher. Dann hätten wir auch ein besseres „Standing“.
Uwe Sommersguter

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