Minister Kocher in Klagenfurt
"Müssen Wettbewerbsfähigkeit sichern"
Provokante Frage der ÖVP bei Clubgespräch: "Ist Arbeit (noch) zumutbar?": Über Arbeitslosenmodelle, offene Stellen, Arbeitszeiten und die Gefährdung des Wirtschaftsstandorts diskutierten heute Markus Malle, Martin Kocher, Jürgen Mandl und Jutta Brandhuber im Klagenfurter Seepark.
KLAGENFURT. Arbeitsminister Martin Kocher reiste aus Wien nach Klagenfurt ins Seepark Hotel zum ÖVP-Club-Gespräch nach Klagenfurt an. Diesmal lautete das Motto "Ist Arbeit (noch) zumutbar?". "Es darf auch pointiert werden", sagte Clubobmann Markus Malle eingangs. Der Einladung zur Diskussion zu diesem brandaktuellen Thema folgten zudem WKK-Präsident Jürgen Mandl und Jutta Brandhuber (Geschäftsführerin der Gewerkschaft der Privatangestellten).
Minister appelliert an Gemeinschaft
"Wir haben in Kärnten einen Beschäftigungsrekord, es sind 15.000 Personen arbeitslos oder befinden sich in Schulungen und es gibt 9.000 freie Stellen“, stellte Malle fest, der Koch fragte, woran diese widersprüchliche Situation am Arbeitsmarkt liegen kann. "57 Prozent der erwerbsfähigen Menschen arbeiten, es besteht ein Wirtschaftswachstum, es sind neue Arbeitsplätze entstanden", nannte Kocher u. a. Gründe für die aktuelle Lage. "Nicht nur der Wohlstand und unser Sozialsystem werden aus der Summe der Arbeitenden finanziert, daher sollte es im Interesse aller sein, dass gearbeitet wird", so Kocher weiter.
Die Sicht der Arbeitnehmer
"Es betrifft Arbeitgeber- und nehmer. Wir stehen gut da, die Kaufkraft ist stark. Die Arbeitszeitverkürzung von 32 Stunden könnte vielen gefallen. Das spricht die Jugend an“, sprach Brandhuber die Arbeitnehmerseite an. Brandhuber ging in einem Punkt mit Kocher d'accord: Die Kinderbetreuung gehört ausgebaut.
Wendepunkt
Über den Mitarbeitermangel berichtete Mandl: "Die Auswirkungen des Fachkräftemangels sind heftig. Deutlich weniger Menschen aus dem Ausland kommen zudem zu uns zum Arbeiten, das betrifft die Hotellerie, die Pflege." Der WKK-Präsident warnte vor einem wirtschaftlichen Standortverlust Kärntens. "Eine hohe Forschungsquote, gute Fachkräfte und günstige Energie haben uns erfolgreich gemacht. Jetzt befinden wir uns an einem Wendepunkt, denkt man z.B. an die Demografie. Unsere Wettbewerbsfähigkeit müssen wir auf lange Sicht sichern", führte Kocher aus. Er warnte beim Gespräch vor einem weiteren Befeuern der Inflation. Für den Minister stellt die Dekarbonisierung eine der größten Herausforderungen dar.
"Menschen wollen noch arbeiten"
Dass die Menschen immer noch arbeiten wollen, steht für Brandhuber außer Frage. Denn Mandl blickte auf Zeiten zurück, als 60-Stunden-Wochen und Arbeiten am Wochenende noch das Maß der Dinge waren. Der Wirtschaftskammerpräsident brachte einen Punkt ein: "Arbeit ist sinnstiftend." Dafür erntete er Applaus. Wollen und sollen die älteren Menschen länger arbeiten? "Es gibt gute Vorschläge, die gerade in der Koalition abgestimmt werden, dass sich das längere Arbeiten bezahlt macht", sagte Kocher.
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