Österreich schreibt Geschichte
Eine Zeit des Umbruchs und Neubeginns

- Die provisorische Landesregierung vom 25. Juli 1945 mit dem ersten Kärntner Landeshauptmann Hans Piesch. Aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit hatte er das Amt nur bis 1947 inne.
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Am heutigen 15. Mai begeht Österreich das 70-jährige Jubiläum der Unterzeichnung des Staatsvertrags. MeinBezirk blick zurück auf die zahlreichen Umbrüche, die Kärnten im ersten Nachkriegsjahrzehnt (1945-1955) geprägt haben.
KÄRNTEN. Der Weg zu einem freien und demokratischen Kärnten war keineswegs einfach. Die britische Besatzungszeit, die Gebietsansprüche Jugoslawiens und auch die slowenische Minderheit prägten das erste Nachkriegsjahrzehnt. Ein Überblick über die wichtigsten historischen Ereignisse aus Kärntner Sicht:
Überwindung
Im Mai 1945 bildeten Vertreter der Widerstandsbewegung sowie der demokratischen politischen Parteien Kärntens (Christlich-Soziale und Sozialdemokraten) einen vorläufigen Vollzugsausschuss. Gemeinsam konnte man den damaligen Gauleiter Rainer zum Machtverzicht bewegen und damit den Nationalsozialismus aus eigener Kraft überwinden, noch bevor die Besatzungsmächte am 7. Mai die Landesgrenze am Plöckenpass überschritten. Tags darauf wurden die Alliierten bereits von Vertretern der provisorischen Landesregierung begrüßt, wobei der frühere Villacher Bürgermeister Hans Piesch zum ersten Landeshauptmann Kärntens nach 1945 bestellt wurde.
Wettlauf gegen Jugoslawien
Am 8. Mai erreichten britische Panzer schließlich die Landeshauptstadt, wenige Stunden nach ihnen rückten auch erste jugoslawische Einheiten ein, die die Gebietsansprüche von Marshall Tito sichern sollten. Die Briten stellten jedoch klar, dass sie einen Verbleib jugoslawischer Truppen in Kärnten nicht duldeten. Daraufhin verschleppten diese eine größere Zahl von Kärntner Zivilpersonen, von denen 91 nicht mehr zurückkehrten. Erst am 19. Mai zogen sich die Jugoslawen aus Kärnten zurück – kurz nachdem die Truppen unter sowjetischen Befehl gestellt wurden.

- Britische Panzer in Klagenfurt auf ihrem Weg nach St. Veit.
- Foto: KLA/Kärntner Landesbildstelle
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Erste Landesregierung
Am 9. Juli 1945 wurde von den vier Siegermächten das sogenannte "Zonenabkommen" unterzeichnet, in dem Kärnten und die Steiermark als britische Besatzungszone ausgewiesen wurden. Von der britischen Militärregierung wurde Hans Piesch per Dekret zum Landeshauptmann ernannt, der eine provisorische Landesregierung aus SPÖ, ÖVP, Kommunisten und den Kärntner Slowenen anführte. Am 25. November gewannen die Sozialisten die ersten freien Wahlen mit 49 Prozent vor der ÖVP mit 40 Prozent. Am 10. Dezember 1945 trat der Kärntner Landtag erstmals zusammen. Hans Piesch sollte die Position des Landeshauptmannes aber nur bis 1947 innehaben. Aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit musste er sein Amt an Ferdinand Wedenig abgeben.
Staatsvertrag
Mit dem Abzug der jugoslawischen Truppen im Mai 1945 war zwar die unmittelbare Bedrohung für die Einheit Kärntens vorbei, allerdings war klar, dass Jugoslawien seine Gebietsforderungen auch bei den Staatsvertragsverhandlungen einbringen würde. Letztendlich blieb davon lediglich der Artikel 7 übrig, der die Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheiten in Österreich regelt. Für die Erfüllung dieser Minderheitenrechte wurde in Kärnten anschließend mehrere Jahrzehnte gekämpft. Erst im Jahr 2011 einigte man sich auf die Aufstellung von insgesamt 164 zweisprachigen Ortstafeln.

- Empfang des Zuges mit der viertmillionsten Tonne an Hilfsgütern.
- Foto: KLA/Kärntner Landesbildstelle
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Wiederaufbau
Die Nachkriegszeit war auch stark vom Wiederaufbau des Landes geprägt. Als besonders hilfreich erwies sich in dieser Zeit der Marshall-Plan. Das auch als "European Recovery Program" (ERP) bekannte Hilfsprogramm der Vereinigten Staaten griff insgesamt 16 westeuropäischen Staaten wirtschaftlich unter die Arme. Auch in Kärnten profitierte man seit 1948 von diesem Programm, wodurch zahlreiche Arbeitsplätze in der Industrie, im Gewerbe und im Fremdenverkehr geschaffen wurden oder als Dauerarbeitsplätze erhalten geblieben sind. Auch die Landwirtschaft, vor allem deren Infrastruktur im Bereich der Stromversorgung und im Straßen- und Wegebau, wurde durch das Programm modernisiert. Bis zum heutigen Tage ist das ERP für Kärnten ein Mittel zur Modernisierung des Landes.



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