Bilder, auf die sogar unsere Sonne fliegt
Photovoltaik-Module sind wie moderne Kunstwerke: Gestaltet mit viel Liebe zum Detail und gerahmt.
Nicht die Sterne soll man mir vom Himmel holen, ich zeige mich größenwahnsinnig: Für mich muss es die Sonne höchstselbst sein. Was ich dafür brauche, ist schnell erklärt: Ein Photovoltaik-Modul, das mir die Sonnenkraft sammelt und in echten Strom umwandelt. In der Viktringer Firma „Energetica“ von Rene Battistutti werken 60 Mitarbeiter in fünf Teams rund um die Uhr an diesen modernen Kunstwerken. Ich geselle mich zu ihnen und genieße die Nachhilfe im Präzisionsbasteln.
Produktionsleiter Joachim Weber erläutert mir die Zutaten: Silizium-Zellen, spezielle Folien und Glas. Der Rest ist Handarbeit für Fortgeschrittene: Schneiden, Löten, Kleben mit einer Fehlertoleranz von deutlich unter einem Millimeter. Zum Glück bin ich ausgeschlafen und halte meine Greifwerkzeuge für einigermaßen funktionstüchtig.
Gleich der erste Schritt ist nichts für Grobmotoriker. Die Zellen sind nicht mal einen Fünftel Millimeter dick und reagieren entsprechend allergisch auf „richtiges Zupacken“. Mit Samthandschuhen legt Ivana Anic die „Strings“ – je nach Produkt unterschiedlich viele Zellen, die an einem Silberstreifen zusammenhängen – auf Glasplatte und Folie.
An den Enden werden die Kontakte auf Querstreifen gelötet. – Alles klar! Ein heißer Kolben, ein zünftiger Batzen Zinn und das Zeug wird schon halten. – weit gefehlt. Das spielt sich in einer Größenordnung ab, dass mein freies Auge keine Lötstelle erkennt. Für Ivana ist es eine Handbewegung, für mich eine ausgedehnte Tortur des Nervenkostüms.
Sitzen alle Kontakte, schreitet Danja Kulipper zur Gegenlicht-Kontrolle. Etwaige Brüche und Haarrisse müssen entdeckt und ausgemerzt werden. Mir fällt nichts auf, allerdings mache ich mir zusehends Sorgen um mein Augenlicht. Gerade will ich mir den Augenarzt auf die To-do-Liste schreiben, als auch Danja das filigrane Bild ohne Beanstandung zum Laminieren freigibt. Eine weitere Folie darüber wird bei 150 Grad zu einem „kompakten Sandwich“ verschweißt, wie Joachim sagt.
Überschüssige Folie wird noch entfernt, bevor das hochtechnische Bild silikondicht gerahmt wird. Ist die Anschlussdose aufgeklebt und per spezieller Masse gegen die Witterung geschützt, kann die Leistung getestet werden.
Das läuft ab wie das Machen von Passfotos am Bahnhof: Das Modul kommt in die Dunkelkammer und wird unter den Argusaugen von Margit Samitsch mit Blitzlicht beschossen. Was jetzt noch fehlt, ist die Karton-verpackung, bevor das Modul seine Weltreise antritt.
Gerd Leitner
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