Teuerungswelle
„Es muss sich niemand genieren“
In Zeiten der Teuerung zieht es immer mehr Klagenfurter in die beiden SoMa-Läden der Landeshauptstadt. Sozialmarkt Kärnten-Leiterin Theres Leber im Interview über Hemmschwellen, das Image der Sozialmärkte und die schwierige Suche nach einem neuen Geschäftslokal.
MeinBezirk.at: Bemerkten Sie in den letzten Monaten einen Kunden-Ansturm?
Theres Leber: Es kommen seit Beginn der Teuerungswelle rund 15 Prozent mehr Kunden in die SoMa-Läden. In unseren beiden Klagenfurter Filialen kaufen täglich zwischen 100 und 150 Kunden ein. Nachdem wir die Geschäfte nur von 8 bis 12 Uhr geöffnet haben, ist das schon sehr komprimiert.
Gibt es eine Hemmschwelle, in einem SoMa-Markt einzukaufen?
Wir haben sehr viele Kunden, die ein Leben lang hart gearbeitet haben und jetzt aufgrund ihrer niedrigen Pension in unsere Einkommensrichtlinien fallen. Einige tun sich aber schwer, in die SoMa-Läden zu kommen. Doch ein Einkauf bei uns ist kein Grund zum Genieren. Ganz im Gegenteil: Jeder Einkauf hilft, Waren vor dem Wegwerfen zu retten. Außerdem sind wir ein Ort der Begegnung. So wie früher in den Tante Emma-Läden kennen die Mitarbeiterinnen die Kunden, Tratscher sind gewünscht und tun allen gut.
Eines Ihrer Ziele ist, das Image der SoMa-Läden zu verbessern.
Die Sozialmärkte haben ein verstaubtes Image. Das möchte ich ändern. In Kärnten retten wir bereits seit 22 Jahren Lebensmittel vor dem Wegwerfen. Das, was sich andere Foodsharing-Organisationen an die Fahnen heften, ist bei uns schon immer das große Thema. Wir tun etwas für den Umweltschutz und geben die Waren exklusiv an Menschen weiter, die sie wirklich brauchen. Somit rettet jeder unserer Kunden ebenfalls Lebensmittel.
Es gibt mittlerweile einige „Foodsaver“. Bekommen Sie genügend Lebensmittel?
Der Lebensmittelabholmarkt ist hart umkämpft. Das trifft uns insofern, dass wir die Waren nur an Menschen weitergeben, die es sich anders gar nicht leisten können. Was uns noch weh tut, ist „To Good To Go“. Das sind Lebensmittel, die uns abgehen. Was uns oft fehlt, sind lang haltbare Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Reis und Speiseöle sowie Obst, Gemüse und Salate. Daher richten wir immer wieder an Privatpersonen die Bitte, uns diese Lebensmittel zu spenden.
Sie sind seit Sommer auf der Suche nach einem neuen Geschäftslokal in Klagenfurt. Wurden Sie schon fündig?
Die Filiale in der Kaufmanngasse ist einfach schon zu klein, sie platzt aus allen Nähten. Wir wollen, dass sich unsere Kunden bei uns wohlfühlen, dass sie sich willkommen fühlen. Leider haben wir bisher noch nichts gefunden. Wir sind ja nicht nur finanziell begrenzt, das Geschäft soll zudem zentral gelegen und gut erreichbar sein.
Wer kann in einem SoMa-Laden einkaufen?
Bei uns können Menschen mit begrenztem Einkommen kostengünstig einkaufen. Jetzt in Zeiten der Teuerung sind ja mehr und mehr Menschen auf die SoMa-Läden angewiesen. Wir bieten schnelle, unbürokratische Hilfe. Es braucht keine langen Behördenwege. Nur beim ersten Einkauf muss man einen Einkommensnachweis, Lichtbildausweis und Meldezettel mitbringen und erhält direkt im Geschäft eine Einkaufskarte.
Zur Sache:
Die SoMa-Läden in Klagenfurt sind in der Kaufmanngasse 3 (Tel: 0676/842414102) und in der Kanaltalerstraße 19 (Tel: 0676/842414108). Weitere Informationen über die SoMa-Läden auf www.sozialmarkt-kaernten.com.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.