Reaktion: Unkenntnis oder parteipolitische Falschinformation?
Universitätsprofessor Paul Kellermann reagiert auf WOCHE-Interview.
"Der offene Hochschulzugang hat versagt, denn er hat weder zu einer höheren Akademikerquote geführt noch zu einer besseren sozialen Durchmischung (sic!) an den Universitäten.“ Das behauptete Beatrix Karl als Wissenschaftsministerin laut einem Interview in der Kärntner WOCHE vom 13. April. In dem vom Wissenschaftsministerium herausgegebenen „Statistischen Taschenbuch 2010“ findet sich auf Seite 108 die Tabelle „Grunddaten aus der Bildungs- und Bevölkerungsstatistik, 2001, 2008 und 2009“. Dort werden unter der Kategorie „Akademikerquote“ für die Jahre 2001 und 2009 9,0 und 16,4 Prozent ausgewiesen. Das entspricht einer Steigerung der Quote um 82 Prozent. – Dieselbe Tabelle gibt für denselben Zeitraum für die Kategorie „Neuzugänge an Hochschulen am Altersjahrgang (nur Inl.)“ eine Erhöhung der Quote von 27,9 auf 51,3 Prozent bezogen auf die jeweils 18- bis 21-jährigen inländischen Wohnbevölkerung an.
Dass diese starke Steigerung von 84 Prozent zu keiner „besseren sozialen Durchmischung“ geführt habe, ist eine sehr fragwürdige Behauptung: Kannte die Ministerin das Statistische Taschenbuch nicht, das nicht nur ein Bild von ihr, sondern auch ein von ihr unterzeichnetes Vorwort enthält? Oder handelt es sich um eine wissentliche Falschinformation aus parteipolitischem Interesse? Ihr überaus rascher Wechsel zur Ministerin des Justizressorts lässt das Letztere vermuten. Jedenfalls reicht die Zugehörigkeit zu einer Universität nicht aus, um unmittelbar nach der Professur für Erziehungswissenschaft eine Professur für Rechtswissenschaften übertragen zu bekommen … die erforderlichen Kompetenzen sind doch zu verschieden.
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