Goschat verzichtet aufs Lügen
Thomas Goschat hat sich für die Fastenzeit vorgenommen, auf Not- und andere Lügen zu verzichten.
KLAGENFURT (chl). Der Kärntner Liedermacher Thomas Goschat hat im Vorjahr Aufsehen erregt mit einer ganz besonderen Form des Fastens: mit seinem Sprechfasten, genau genommen Redenfasten. Sein Resümee des Experiments: „Ich habe mich ja mit Gesten verständigt und Gesten sind eine eigene Sprache. In den 42 Tagen habe ich gemerkt, dass ich damit, nach kurzer Eingewöhnungsphase leichter zurecht kam als meine Umwelt und habe gelernt, mich auf das Wesentliche in der Kommunikation zu reduzieren.“
Wie oft am Tag lügt man?
Auf der Suche nach einem Fastengelübde für heuer war von vornherein klar, dass es etwas Neues sein mus. Und: „Zum ,Goschat’ passt natürlich nur eine Fastenart, die mit der Goschn zu tun hat.“ Das Ergebnis: Lügenfasten. „Ich möchte in Erfahrung bringen, wie viele kleine, unbewusste Unwahrheiten ich so im Laufe des Tages von mir gebe und wie es ohne sie geht.“
Sich selbst und anderen bewusst zu machen, wie oft man zur (Not-)Lüge greift, gilt es also herauszufinden. „Wenn ich jetzt raten würde, ist das vielleicht schon eine Unwahrheit. Vieles, was nicht ganz wahr ist, wird oft unbedacht nur so dahingesagt.“
Wie geht es dir?
Auf Rang 1 im Ranking der häufigsten Lügen vermutet Goschat eine Frage: „Wie geht es dir?“, gefolgt von oder sogar ex aequo mit der Antwort. „Hier trifft meistens Floskel auf Floskel“, kritisiert Goschat. „Im Spitzenfeld liegt gewiss auch das Sich-Selbst-Belügen. Auch darauf möchte ich verzichten.“
In welchen Fällen Goschat bewusst lügt? „Ganz bewusst dann, wenn ich weiß, die Antwort könnte verletzen. Da möchte ich durch das Lügenfasten einen Weg finden, wie ich solche Fragen ehrlich und doch wertschätzend beantworte.“
Kein Kommentar
In der Praxis werde Goschat Fragen, zu denen er nichts sagen möchte, mit „Kein Kommentar“ beantworten: „Das kann ja auch schon eine Antwort sein und ist auf jeden Fall wahr. Ich gehe aber nicht auf Menschen zu und sage ihnen ungefragt die Wahrheit. Mein Vater hat immer gesagt: ,Man fährt den Menschen nicht mit dem Stellwagen ins Gesicht’, und so halte ich es auch.“
Die Reaktionen aufs Redenfasten im Vorjahr waren sehr unterschiedlich: „Es wird wohl wieder einige geben bzw. gab es schon, die versuchen, mich aufs Glatteis zu führen, mich herauszufordern.“ Mit Spannung erwartet er die Reaktion von Freunden: „Ich bin neugierig, wer von meinen Freunden den Mut hat, sich mit meiner ehrlichen Meinung zu konfrontieren. Es steckt ja auch eine große Chance darin, sich selbst besser kennenzulernen.“
Nächster Auftritt:
Thomas Goschat, Soloprogramm
1. März, 19.30 Uhr, Bahnhofsbeisl "Zur Dampflok", Krumpendorf.
Eintritt: Eintritt frei, mit der Bitte um einen Kulturwertschätzungsbeitrag.
https://www.facebook.com/Zur-Dampflok-730968953676117/?ref=br_rs
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.