Maximilian I
Message Control zu Habsburger Zeiten
2019 ist Maximilianjahr. Im ganzen Land werden dem Habsburger Kaiser in diesem Jahr zahlreiche Ausstellungen gewidmet. Eine besondere Ausstellung unter dem Titel "Des Kaisers neuer Heiliger" hat das Stift Klosterneuburg über den Kaiser mit der markanten Nase eröffnet. Beleuchtet wird sein Talent für die Inszenierung und die Untermauerung seines Machtanspruchs mittels der passenden "Story".
ÖSTERREICH. Heute ist Twitter das moderne, neue Medium, über das mächtige Herrscher, wie der amerikanische Präsident Donald Trump, ihre Botschaften der Welt ausrichten. Doch schon vor 500 Jahren nutzten die Mächtigen die modernsten zur Verfügung stehenden Medienkanäle – damals war das der Buchdruck, der Mitte des 15. Jahrhunderts von Johannes Gutenberg erfunden wurde.
Das Bild für die Nachwelt
Kaiser Maximilian I. (1459 - 1519) hatte für die Inszenierung seiner Biografie ein besonders gutes Gespür. "Maximilan I., Erzherzog von Österreich und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, kam den Marketing-Experten und Story-Architekten der Gegenwart zuvor. Er hatte genaue Vorstellungen davon, wie die Nachwelt sich an ihn erinnern sollte", schildert die Historikerin und Mitkuratorin Sabine Miesgang.
Er investierte in die Erstellung autobiografischer Werke und nutzte 1485 die Heiligsprechung des 1136 verstorbenen Leopold III., dem Gründer des Stifts Klosterneuburg, für die Legitimierung seiner Herrschaft im Erzherzogtum. Maximilian beauftragte unter anderen den renommierten Gelehrten Ladislaus Sunthaym mit der Erstellung eines Stammbaums.
Die Abstammung zählt
Dabei war Maximilian besonders wichtig, die Abstammung von möglichst vielen europäischen Geschlechtern nachzuweisen. "In einer Zeit ohne demokratische Wahlen konnte der eigene Macht- und Besitzanspruch durch Verwandtschaft untermauert werden", erklärt die Historikerin und Mitkuratorin Julia Anna Schön die Bedeutung dieser Genealogien. Historische Grundlagen seien Maximilian bei der Familiengeschichte weniger wichtig gewesen, was zum Konflikt mit Sunthaym führte, führt Miesgang aus. "Und so wurde aus bekannten Fakten eine Geschichte", sagt Schön.
Information:
Die Ausstellung "Des Kaisers neuer Heiliger – Maximilian I. und Markgraf Leopold III. in Zeiten des Medienwandels" im Stiftsmuseum des Stift Klosterneuburg läuft bis zum 17.11.2019.
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