"Aus Feder und Farbe und Papier wird ein Bild"

Das Bild, das wie eine Landkarte, vom Flugzeug aus gesehen, erscheint, mit vielen winzigen Details und Schwarz-weiß dargestellt, wurde bereits von der Galerie Gugging an die Collection de l’Art Brut in Lausanne verkauft. | Foto: Christine Zippel
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  • Das Bild, das wie eine Landkarte, vom Flugzeug aus gesehen, erscheint, mit vielen winzigen Details und Schwarz-weiß dargestellt, wurde bereits von der Galerie Gugging an die Collection de l’Art Brut in Lausanne verkauft.
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KLOSTERNEUBURG (zip). Im Atelier der Gugginger Künstler sind Zeichentische angeordnet, die fast alle besetzt sind, denn jeder hat seinen Platz. Acht Männer und eine Frau sitzen hochkonzentriert, um in sich gekehrt zu zeichnen oder zu malen. Ramona Schnekenburger beobachtet die Künstler, um helfend einzuspringen, wenn Papier oder Farbe nachgefasst werden muss. Einer von ihnen ist der Künstler Alfred Neumayr. Ihn haben die Bezirksblätter zum Interview gebeten.

Sie werden seit letztem Jahr von der Galerie Gugging verteten, sind also einer der ‘Neuen Künstler’ in Gugging. Sie arbeiten im offenen Atelier dort. Wie sind sie dazu gekommen?
NEUMAYR: "Nach meinem Burn-Out im Jahr 2005 begann ich zu malen. Es war damals ein Freund, der mich dazu ermutigte. In dieser Zeit entstanden meine ersten Bilder. Außerdem bin ich viel gelaufen, habe bei verschiedenen Läufen mitgemacht.
Ich konnte nicht mehr in meinen alten Beruf zurück und musste mich neu orientieren. Diese Orientierungszeit dauerte an, bis ich schließlich durch meinen damaligen Sozialarbeiter 2011 ins offene Atelier Gugging kam. Das hat mir gut gefallen und ich hatte eine neue Tätigkeit gefunden, das malen und zeichnen. Seit Anfang 2011 tue ich das täglich."

Was haben Sie davor gemacht?
NEUMAYR: "Ich machte nach der Pflichtschule eine Lehre zum Offsetdrucker und arbeitete 33 Jahre lang in diesem Beruf bei einer Druckerei in Tulln, wo ich auch geboren bin."

Nun sind Sie schon drei Jahre Künstler. Wie ist das für Sie?
NEUMAYR: "Ich nenne mich eigentlich nicht so gerne Künstler, das ist ein komischer Begriff. Ich bin hier, um etwas Sinnvolles zu tun, eigentlich ist es ganz einfach ausgedrückt Bewegung, die ich mache. Beim Laufen bewege ich mich auch und beim Zeichnen bewege ich mich und die Feder und mache aus einer Sache eine andere. Aus Feder und Farbe und Papier wird ein Bild. Manchmal ist es auch ein Kampf, wenn die Feder nicht macht, was ich will …

Ist das Ihnen Erfolg wichtig?
NEUMAYR: "Ich zeichne, weil mich das befriedigt. Ich habe das schon vor dem Eintritt in die Galerie gemacht und würde das auch machen, hätte es diese Zusammenarbeit nie gegeben. Aber es freut mich schon, wenn Menschen etwas Gutes zu meinen Bildern sagen. Der Verkauf und der Erfolg sind mir eigentlich nicht so wichtig, ich bin aber daran interessiert wie die Bilder auf andere wirken, was sie darin sehen und unterhalte mich gerne darüber. das freut mich."

Hat sich ihr Malstil mit der Zeit verändert? Ist das Art Brut?
NEUMAYR: "Anfangs habe ich sehr viel ausprobiert, verschiedene Techniken, auf Papier, auf Leinwand, groß, klein und dann habe ich mein erstes Bild mit Tusche gemacht. Das war wie ein Neubeginn. Es hat mich sehr interessiert und da hab ich weiter gemacht mit Tusche und es ist bis heute nicht langweilig geworden. Das war der rote Faden. Art Brut? Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich zeichne nicht nach Vorlagen, auch nicht bewusst erlebte Situationen, sondern aus meinem Inneren heraus. Ich weiß anfangs nie genau, was ich zeichnen werde, das ergibt sich. Mein größtes Problem ist der Horizont, aber auch der ergibt sich. Während ich mit Feder und Tusche zeichne, bin ich in einem Spannungszustand, gleichzeitig aber bin ich ruhig. Genau genommen versuche ich das ‘Nichts’ zu zeichnen und das ist eine endlose Inspiration für mich."
Interview: Christine Zippel

ZUR PERSON
Alfred Neumayr besucht seit 2011 das offene Atelier Gugging und hat in dieser Zeit einen abstrakt anmutenden Stil entwickelt, der mit Tusche und Feder Blätter und Leinwände unterschiedlichen Formats mit organisch-vegetativen Linien und Flächen partiell oder vollständig füllt. Seine Werke wurden 2013 erstmals in der Galerie Gugging präsentiert.

ZUR SACHE
Die Kunst der ‘Künstler aus Gugging’ wird der Art Brut zugerechnet. Art Brut (franz. Für ‘unverbildet, rohe Kunst’) ist ein Begriff, der von dem französischen Maler Jean Dubuffet erfunden wurde und keine Kunstrichtung oder Stilrichtung beschreibt, sondern eine Kunst jenseits etablierter Kunstformen und Strömungen. Im anglo-amerikanischen Raum ist der Begriff ‘Outsider Art’ gebräuchlich, welcher von Roger Cardinal etabliert wurde. Frei von den Trends der gängigen Kunst entsteht Art Brut ohne akademischen oder kunsttheoretischen Hintergrund.

Das Bild, das wie eine Landkarte, vom Flugzeug aus gesehen, erscheint, mit vielen winzigen Details und Schwarz-weiß dargestellt, wurde bereits von der Galerie Gugging an die Collection de l’Art Brut in Lausanne verkauft. | Foto: Christine Zippel
Das Bild mit farblichen Einschlüssen ist zuletzt fertiggestellt worden. | Foto: Christine Zippel

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