Die versunkene Stadt
KRITZENDORF/HÖFLEIN. Im Kritzendorfer Dorfarchiv stößt man auf eine in Höflein überlieferte Sage von einer versunkenen Stadt, die auf die zwischen den heutigen Orten Kritzendorf und Höflein gelegene ehemalige Muckerau zutreffen könnte. Chronist und ehemaliger Leiter des Dorfmuseums Kritzendorf Raimund Hofbauer recherchierte die Geschichte.
[marker]In den Fluten versunken
[/marker]Im Höfleiner Heimatbuch schildert Oberlehrer Leo Horak: „Höflein soll in alter Zeit eine prächtige Stadt gewesen sein. Die Bewohner feierten gerne große Feste. Einmal wurde ein Kirchtag abgehalten, der dauerte sieben Jahre und die übermütigen Leute wollten gar nicht mehr an die Arbeit denken. Da versank die schöne Stadt in den Fluten der Donau.
Sie ruht jetzt auf dem tiefen Grunde der Donau und in manchen hellen, ruhigen Mondnächten haben einsame Schiffer das Glockengeläute vom hohen Kirchturme, das Klingen und Brausen des Jahrmarktes und das freudige Jauchzen und tolle Schreien der Stadtbewohner gehört. Und wenn der Vollmond in den silberklaren Spiegel des Flusses schaut, hat ein uralter Fischer in seinem Nachen schon oft die prächtige Stadt im Fahnenschmucke durch die blauen Wellen am Grunde des Stromes liegen gesehen. Doch der feinste Nebelschleier lässt das schöne Bild verschwinden, als wollte das Donauweibchen den kostbaren Schatz vor den Blicken der sündhaften Menschen bewahren (…).“
Die "Muckerau"
Der Kern dieser Sage ist uralt, erläutert Hofbauer in seinen Schriften für das Dorfarchiv. Schon Platon beschrieb das versunkene Inselreich Atlantis. Überall auf der Welt versuchen Taucher, versunkene Städte zu erforschen. Während der Meeresboden relativ günstige Bedingungen bietet, haben sich Flussläufe verändert und wurde vieles durch die Kraft des fließenden Wassers weggeschwemmt.
Dennoch finden sich immer wieder Hinweise, wie zum Beispiel jener Fund von Bronzeschwertern unter dem Donaubett auf Höhe des Durchstich-Spitzes, der auf eine frühgeschichtliche Siedlung am Ort der mittelalterlichen Muckerau hindeutet. Dass sich die gegenständliche Sage auf eine so weit zurück liegende Epoche bezieht, ist nicht anzunehmen, hingegen könnte sie sich sehr wohl auf das Verschwinden der Muckerau beziehen. Geograf Erich Wonka schildert in seinem Buch "Der Donauraum im Bereich von Klosterneuburg, Korneuburg und Langenzersdorf" die Verbundenheit der Orte Neuburg klosterneuhalben und Neuburg markthalben, die bis zum Hochmittelalter unter einer Verwaltung standen. Die dazwischen liegenden Siedlungen auf Donauinseln und in den Donauauen wurden im Spätmittelalter nach Hochwässern aufgegeben.
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