Flüchtlingshilfe: Sozial-Romantik ist fehl am Platz
Die Bezirksblätter haben die Frau hinter der Initiative "Klosterneuburg hilft" vor die Kamera gebeten.
KLOSTERNEUBURG (cog). Als letzten November fixiert wurde, dass in der Kaserne Klosterneuburg ein provisorisches Flüchtlingsquartier entsteht, brauchte man auf erste Aufschreie von rechts nicht lange warten. Ironischerweise gaben diese den Ausschlag für die außergewöhnliche Privatinitiative "Klosterneuburg hilft".
Spaziergänge und Kochen
Die Fotografin Sabine Gösker war derart erbost über die "hässlichen Äußerungen", dass sie noch am gleichen Tag erste MitstreiterInnen zusammentrommelte. Über Facebook brachte die 47-Jährige Menschen mit sozialem Engagement und zeitlichen Ressourcen zusammen.
Seit dem Start Anfang Dezember entstand daraus eine Initiative, die nicht nur Sachspenden für die derzeit knapp 150 Flüchtlinge organisiert, sondern auch Aktionen initiiert und koordiniert: Angefangen von Spaziergängen in der Au und einer Willkommensjause über Kaffeeplausch in der Galemo-Schule und Malen im Essl Museum bis hin zu Kochen bei den Pfadfindern.
Gegen das Allein-Sein
Gösker hat 20 Jahre aus beruflichen Gründen in verschiedenen Ländern Südostasiens gelebt und kennt die Schwierigkeiten in der Fremde: "Mein Mann hat große Fabriken gebaut und wir waren immer gerne gesehene Ausländer. Es ist mir gut gegangen und alles wurde meiner Familie hinterhergetragen. Und trotzdem war ich alleine." Von dieser eigenen Erfahrung ausgehend wusste sie: "Die Flüchtlinge sind wohl noch viel alleiner." Die Initiative "Klosterneuburg hilft" versucht diese Einsamkeit, dieses Verlorensein in der Fremde ein Stück weit zu bekämpfen.
Schöne "Fluchtorte" schaffen
In den formellen Hilfsstrukturen ist für derlei Initiativen kein Platz, Einmischung von außen wenig erwünscht. Diese Erfahrungen hindern Sabine Gösker und die Gruppe mit mittlerweile 314 Mitgliedern nicht daran, sich dennoch beharrlich einzubringen: "Die Menschen fühlen sich in der Kaserne zum Teil eingesperrt, auch wenn sie nicht tatsächlich eingesperrt sind. Aber sie wissen nicht wohin." Und genau diese "Fluchtorte" zu schaffen, ist der Initiative auf wunderbar unaufgeregte und menschliche Weise gelungen.
Wenn das provisorische Asyl-Quartier laut Plan Ende Mai aufgelöst wird, will die Gruppe in irgendeiner Form weiterbestehen. Das soziale Potenzial soll nicht im Nichts verpuffen, wünscht sich Gösker.
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