Initiative Gesundes Klosterneuburg: "Es ist schwer, Klosterneuburger zu begeistern"

Nagy und Herbrüggen im Interview | Foto: Judith Kainrath
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KLOSTERNEUBURG (red). Am 13. Dezember fand der zehnte und letzte Klosterneuburger Gesundheitssamstag 2014 statt. In einem Gespräch zogen der Initiator der Initiative „Gesundes Klosterneuburg“, Thomas J. Nagy, und der Gesundheitsstadtrat Holger Herbrüggen ihre persönliche Bilanz.

Nagy: Wir haben im Intersparmarkt rund 500 Menschen erreicht, einige wiederholt. Das ist zum einen nicht schlecht, zum anderen aber auch ernüchternd. Viele Klosterneuburger sprachen mich zwar auf der Straße auf die Initiative an, doch hingekommen sind sie dann doch nicht.
Herbrüggen: Dasselbe hat sich auch bei anderen, ebenso professionell gestalteten Initiativen gezeigt. Zwischen grundsätzlichem Interesse an einer Veranstaltung und wirklich hingehen ist eben ein gewisser Weg. Aber: Wenn nur einer Bürgerin oder einem Bürger, der aufgrund dessen, was er bei einem Gesundheitssamstag gehört hat, etwas in seinem Leben geändert hat und ihm dadurch eine schwere Krankheit erspart wurde, hat sich alles schon ausgezahlt.

Nagy: Sie haben es angesprochen, in den vergangenen beiden Jahren wurden mit Gesundheitsinitiativen viel weniger Klosterneuburger erreicht. Diesmal hat die Initiative die Stadtgemeinde keinen Cent gekostet, die Kosten habe ich allein getragen. Wird es zukünftig Geld für diese Form der Gesundheitsinformation geben?
Herbrüggen: Das stimmt so nicht ganz. Eine Inititative mit der Gesellschaft für Gesundheitsprävention hat sehr viele Schüler erreicht, bei den öffentlichen Veranstaltungen war der Zustrom dann aber unter den Erwartungen. Bei Veranstaltungen zu Spezialthemen wie Demenz, Inkontinenz und Betreuung Pflegebedürftiger, Hormonbehandlungen und vielen mehr waren die Veranstaltungsräume voll. Die Unterstützung der Gemeinde beschränkte sich auch hier auf die Bereitstellung des Sitzungssaales mit technischen Einrichtungen und Getränke. Ich weiß nicht, wie der nächste Gemeinderat zusammengestellt sein wird und ob ich wieder als Stadtrat für Gesundheit zuständig sein darf. Wenn ja, werde ich dies aufgrund der Erfahrungen mit den Gesundheitssamstagen im Rahmen der budgetären Möglichkeiten befürworten.

Nagy: Was mich freut, ist, dass es in Klosterneuburg sehr viele Gesundheitsexperten und auch Prominente gibt, die uns unterstützt haben. Da ist ein unglaubliches Potenzial vorhanden, das bislang nicht genützt wurde. Gleichzeitig merke ich aber auch, dass es ein Überangebot an Gesundheitsberufen gibt, die sich zum Großteil schwer tun, notwendiges Geschäft zu machen.
Herbrüggen: Unter dem Begriff Gesundheitsberuf verstehe ich in erster Linie den Beruf der Ärztin oder des Arztes. Wir haben in Klosterneuburg ein Spital und hochqualifizierte niedergelassen Ärztinnen und Ärzte aller Fachrichtungen. Viele von ihnen haben Spezialausbildungen. Sie sind weitgehend gut ausgelastet. Dies trifft auch auf weitere Gesundheitsberufe wie etwa die Physiotherapeuten und Heilgymnastiker (beiderlei Geschlechts) zu. Wenn Menschenmit einer (noch) nicht anerkannten exotischen Ausbildung nicht ausgelastet sein sollten, ist dies kein spezifisch Klosterneuburger Problem.

Nagy: Gespannt war ich auf die Location Interspar in der Albrechtstraße. Aus meiner Sicht wäre das ein Ort der Begegnung, wo man wunderbare Veranstaltungen abhalten könnte. Leider gab es auch einige Ärzte, die meinten, der Platz würde nicht zu ihrem guten Image passen. Wie gefällt Ihnen der Supermarkt als Gesundheitszentrum?
Herbrüggen: Für eine allgemeine Informationsveranstaltung ist der Rahmen sicher geeignet, für die Untersuchung von Menschen und wahrscheinlich auch eine eingehende persönliche Betreuung nicht.

Nagy: Wenn man darüber klagt, dass die Leute in einer „Schlafstadt“ wie Klosterneuburg zu nichts zu bewegen sind, dann freut es mich umso mehr, dass es doch gelungen ist, den einen oder anderen zu begeistern. Sollte nur einer sein Leben gesünder ausrichten, so hat sich der Aufwand für mich ausgezahlt.
Herbrüggen: Ja, das sehe ich auch so. Nur, dass Klosterneuburg keine Schlafstadt ist, man kann bei uns in jeder Weise kulturell, sportlich oder sozial aktiv sein. Wir Kommunalpolitiker müssten uns klonen um allen interessanten Veranstaltungen beiwohen zu können. Richtig ist, dass manche Bürgerinnen und Bürger in Klosterneuburg wohnen, aber nicht viel unter Leute gehen, vielleicht weil sie beruflich so angespannt sind, oder die Abende lieber mit der Familie verbringen. Das ist voll zu akzeptieren, aber nicht ein Versäumnis der Stadt.

Nagy: Ich wurde gefragt, ob ich 2015 weitermachen werde. Sicherlich nicht mit einer so groß angelegten Initiative, doch kann ich mir zwei große Gesundheitsevents vorstellen, sofern die Stadtgemeinde diesmal finanziell mitmacht. Ich habe heuer gezeigt, was alles möglich ist, jetzt erwarte ich schon Unterstützung durch die Stadt. Sind Sie, vorausgesetzt Sie werden wiedergewählt, dabei?
Herbrüggen: Ganz sicher, ich war bei allen Initiativen dabei und danke Ihnen und allen anderen, die sich darüber getraut haben, in Klosterneuburg Gesundheitsprobleme zu diskutieren und werde das weiter so halten.

Nagy: Für mich war das ein spannendes Jahr. Die Medien standen voll hinter der Initiative, was ich sehr wertschätze. Doch in Summe habe ich auch feststellen müssen, dass es sehr schwer ist, Klosterneuburger zu begeistern.
Herbrüggen: Die genaue Ursache dafür kenne ich auch nicht, ein Grund ist sicherlich die hervorragende medizinische Versorgung in unserer Stadt: Wenn jemanden etwas fehlt, hat er in den Personen der Ärztinnen und Ärzte die kompetenten Partner, wenn jemanden (noch) nichts fehlt, kümmert er sich auch nicht so um seine Gesundheit. Aus meiner Sicht haben Sie und Ihr Team die Gesundheitssamstage sehr kompetent gestaltet. Es wird Ihnen sicher gelingen, die Zahl der Menschen, die sie erreichen, zu erhöhen, die Qualität der Informationen und Botschaften, die sie verbreitet haben, war jedenfalls in Ordnung. Alles Gute weiterhin!

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