Infoveranstaltung
Vortrag: "Der Wolf in Klosterneuburg"

Andreas Hantschk, Christian Pichler, Ilse Wrbka-Fuchsig, Georg Rauer, Margit Gross, Kurt Kotrschal und Ingrid Pollauf.
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  • Andreas Hantschk, Christian Pichler, Ilse Wrbka-Fuchsig, Georg Rauer, Margit Gross, Kurt Kotrschal und Ingrid Pollauf.
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KRITZENDORF (mp). Reges Interesse herrschte vergangenen Montag im Amtshaus Kritzendorf. Deutlich mehr Besucher, als Platz im Saal hatten, fanden sich dort für einen Informationsvortrag zum Thema "Der Wolf in Klosterneuburg", veranstaltet vom Naturschutzbund NÖ Ortsgruppe Klosterneuburg, ein. Rede und Antwort standen dabei Wolfsforscher Dr. Kurt Kotrschal und Österreichs Wolfsbeauftragter Dr. Georg Rauer.

Eine lange Geschichte

"Die Ereignisse haben sich in letzter Zeit überschlagen, deshalb kommen wir hier zusammen", führte der Kritzendorfer Biologe Andreas Hantschk, Museumspädagoge am Naturhistorischen Museum Wien und Vorstandsmitglied des Naturschutzbund in die Veranstaltung ein. Den Anfang machte an dem Abend Kurt Kotrschal, Mitgründer des Wolfsforschungszentrum der Veterinärmedizinischen Universität Wien, "der einzigen Insitution der Welt, die mit gleichartig aufgezogenen Hunden und Wölfen arbeitet", wie Kotrschal erklärte. Er beleuchtete in seinem Vortrag die 40.000 Jahre alte Beziehungsgeschichte von Wölfen und Homo Sapiens und die Frage, warum gerade der Wolf unter einer "Fülle von Predatoren, die sich als Partner geeigent hätten", eine Beziehung mit den Menschen aufbaute.

"Die Kooperative Natur der Hunde leitet sich von Wölfen ab", erläuterte der Verhaltensforscher und bezeichnete sie als "Clantiere", die in ihrer sozialen Organisation und Kooperation und ihrem kriegerischen Verhalten gegenüber fremden Wolfsrudel den Menschen ähneln. Wölfe sind vorsichtiger, explorativer, lernfähiger, ähnlich gut trainierbar aber weniger beeinflussbar als Hunde – sie sind quasi "die intelektuelle Version der Hunde", scherzte Kotrschal und ergänzte, "Hunde tolerieren zudem eher soziale Fehler. Zwischen beiden gibt es ein feines Mosaik von Unterschieden, das in Zukunft noch detaillierter werden wird."

Seit 15 Jahren wandern Wölfe regelmäßig in Österreich ein, dabei gäbe es starke Widerstände von Seiten der Landwirtschaft und Jagd, zu denen der Wolfsexperte "andere Arguemente" anbieten wollte. "Das Wölfe keine gefährdete Art sind, ist immer wieder Thema, aber soll man eine Art erst anfangen zu schützen wenn sie gefärdet ist", gab Kotrschal zu denken. Für ihn wäre der Abschuss des Wolfes der falsche Wegund auch wolfsfreie Zonen seien keine Lösung und nicht umsetzbar, der Abschuss von sogenannten "Problemwölfen" steht für den Forscher jedoch in keinem Widerspruch, "allerdings muss ein Wolf erst mal zum Problemwolf werden. Das passiert maximal wenn Herdenschutz betrieben wird und dann lernt es einer zu überwinden", schloss Kotrschal.

Im Einzugsgebiet

Dass Österreich von Wolfspopulationen in Deutschland, Polen, Frankreich, Slowenien und anderen Nachbarländern umgeben ist und daher im Einzugsgebiet der mehr als 100 Kilometer zurücklegenden Tiere liegt, stellte im Anschluss Georg Rauer, unabhängiger Wolfsbeauftragter und Mitarbeiter des Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmed Uni fest. "2009 hat es in Österreich so richtig begonnen", meinte er und präsentierte Aufzeichnungen etwa zu Ort und Dauer des Aufenthalts der Wölfe und den Vorkommnissen von Wolfsrissen.

Rund 200 Rudel existieren insgesamt im Österreichischen Umland. Neben den Rudeln in Allentsteigund im Bezirk Gmünd konnte in Niederösterreich nun noch ein drittes Rudel nachgewiesen werden, das den Schwerpunkt seines Territoriums in Tschechien hat, berichtete Rauer. Jener Wolf, der in St. Andrä-Wördern und Klosterneuburg für Risse verantwortlich war, kam laut Rauer aus einer anderen Richtung – er fiel erstmals im Mai im Salzburger Land auf und zuletzt im Juni in Mauerbach. 
Bislang sei kein Nachwuchs des seit 2016 reproduzierenden Rudels am Truppenübungsplatz Allentsteig irgendwo anders in Österreich nachgewiesen wurde, meinte Rauer und verwies auch auf Vorfälle wie jenem am Riederberg, bei denen sich wolfsähnliche Hunde in der Gegend herumtreiben. "Von Fotos ist es nicht erkennbar ob es ein Wolf oder ein Hund ist", so Rauer. Den Abschuss der Tiere sieht er nur, wenn "keine anderweitige zufriedenstellende Lösung" gefunden werden kann und "die Population in günstigem Erhaltungszustand verweilt" als akzeptabel. In einer flächendeckenden Kulturlandschaft wie in Österreich, gibt es keine Wildnisgebiete als Lebensraum für Wölfe, doch die Tiere sind anpassungsfähig, erklärte der Wolfsbeauftragte. Konflike mit Landwirtschaft und Jagd und die mögliche Gefährlichkeit für den Menschen resultieren für Rauer aus dem Zusammenleben.

Herdenschutz noch nicht gefördert

Was den Herdenschutz betrifft, wies Rauer auf die Kosten, die Durchführbarkeit und dieWirksamkeit hin. Einen hundertprozentigen Schutz vor dem Wolf gäbe es nicht. Zum Herdenschutz gab auch Christian Pichler vom WWF Auskunft. So seien Zäune ohne Strom wirkungslos. Bei „Wolf-Elektrozäunen“ - sie sind etwas höher als normale Zäune, die Elektrolitzen reichen bis unmittelbar an den Boden - lernt der Wolf rasch, dass er einen Schlag bekommt und infolgedessen meidet er die Weide, so Pichler. Was die Finanzierung der Zäune und alle anderen Herdenschutzmaßnahmen betrifft, sieht Pichler die Länder in der Verantwortung. Margit Gross, Geschäftsführerin vom Naturschutzbund NÖ, wies auf die kürzlich von den Mitgliedern des Vereins verabschiedete Resolution „Ja zum Wolf in unseren Wäldern hin“und fordert die Politik dazu auf, rasch zu handeln. „Wolfssichere Zäune sind eine effektive Maßnahme für den Schutz von Weidetieren, sie müssen den betroffenen Tierhaltern sofort und kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Die Nutztierhalter im Wienerwald leisten einen großen Beitrag zur Erhaltung der Vielfalt unserer artenreichen Wienerwaldwiesen. Sie dürfen jetzt nicht alleine gelassen werden!“, so Gross.

2012 wurde unter Mitarbeit des Vortragenden Georg Rauer ein Managementplan von der Länderübergreifenden Koordinierungsstelle für den Braunbären, Luchs und Wolf (KOST) entwickelt und mit Interessenvertretungen abgestimmt um den Schutz des Wolfes und ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben zu gewährleisten. Alle fünf bis zehn Jahre soll dieser "je nachdem wie rasch sich die Verhältnisse ändern" überarbeitet werden.

Nach den Vorträgen luden Veranstalter und Vortragende zur Diskussion zum Thema Wolf. Hier waren abermals Herdenschutz, Entschädigungen für Weidetiere und das letzte Mal, dass ein Mensch von einem Wolf verletzt oder getötet wurde, Thema. Erst zwischen 22 und 23 Uhr verließen die Gäste die Veranstaltung.

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