Elternvereine kritisieren "Gendern" in Schulbüchern

Elternvereine kritisieren geschlechtergerechte Sprache in Schulbüchern. Im Bundsministerium verteidigt man die Regelung und verweist auf die Verwendung neutraler Formen (z.B. Lehrkräfte, Studierende). | Foto: RMA-Archiv
  • Elternvereine kritisieren geschlechtergerechte Sprache in Schulbüchern. Im Bundsministerium verteidigt man die Regelung und verweist auf die Verwendung neutraler Formen (z.B. Lehrkräfte, Studierende).
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KLOSTERNEUBURG (cog). Geschlechtergerechte Sprache und Lesbarkeit schließen sich SprachwissenschafterInnen zufolge nicht aus. Der Bundeselternverband sorgt sich nun aber um jene, die das Lesen erst erlernen und üben müssen: „Wir sehen uns mit einem immer weiter steigenden Anteil von Schülern mit nicht deutscher Muttersprache konfrontiert. Alle Testungen haben ergeben, dass es schon jetzt Probleme beim sinnerfassenden Lesen gibt.“, kritisiert der Präsident des Bundesverbandes der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen Österreichs Theodor Saverschel, „da sind gegenderte Lehrbücher vollkommen kontraproduktiv.“ Konkret geht es dem Verband um die zusammengezogenen Formen von geschlechtergerechter Sprache wie Binnen-I oder Bindestrichformen.

"Man kann es auch übertreiben"

Wir haben zu der Debatte Klosterneuburger Stimmen eingeholt. Auch innerhalb der SchülerInnen-Vertretung am Gymnasium habe es schon hitzige Debatten zu dem Thema gegeben, berichtet Schulsprecher Darius Djawadi: "Im Allgemeinen kommen wir aber trotzdem zum Schluss, dass diverse Arten des Genderns deutlich besser sind als das Binnen-I oder Schrägstriche." Was ihm missfällt, ist, wenn die weibliche Endung durch Binnen-I oder Schrägstriche zu einem Anhängsel macht: "Besondern negativ ist mir ein Schulbuch aufgefallen, auf dem am Cover “INNEN” optisch auf einem Holzschild hinter die Maskuline Form genagelt wurde."

"Wenn schon, denn schon"

Veyder-Malberg Bettina, Obfrau vom Elternverein des Klosterneuburger Gymnasiums, meint dazu: "Wenn es wirklich den Lesefluss erschwert, ist das überflüssig. Da gehören Experten befragt." Ihr selber sei das Binnen-I schon manchmal zu viel: "Vielleicht bin ich auch einfach nur furchtbar altmodisch", lacht sie. "Wenn schon, denn schon. Wenn man schon beide Geschlechter ansprechen will, dann bitte mit zwei Worten und nicht verkürzt." Ihr fehle jedoch eine Erklärung, warum geschlechtergerechte Sprache so wichtig sei. Rückgängig machen oder gar umschreiben würde sie die Bücher jedoch nicht: "Da hätte ich andere Prioritäten, aber bitte in Zukunft mit Augenmaß betreiben und nicht bis zum Exzess ausbauen. Man kann es auch übertreiben."

"Gendern ist nicht das Problem"

Übertrieben findet die Deutschlehrerin Andrea Zechmeister das Thema auch – jedoch die Kritik an sich: "Das ist eher aufgebauscht, ich habe im Unterricht keine Probleme mit der gegenderten Sprache. Im Gegenteil, die Schülerinnen und Schüler sind die Bezeichnungen gewohnt und übernehmen diese, wenn man sie auch selber verwendet." Natürlich wirken manche Formulierungen ab und an dadurch holprig, aber es sei eben wichtig, beide Geschlechter wahrzunehmen. Und: "Das ist nicht das Problem beim Lesenlernen, wirklich nicht." Die Probleme lägen dort, wo man sie schon seit Jahrzehnten weiß: "Das Vorlesen schon im Kleinstkindalter ist wichtig. Es geht um die Leseschulung in der Grunstufe und die Aufmerksamkeits-Problematik – Stichwort: Reizüberflutung."
An der Volksschule Kritzendorf sei man mit dem Thema bislang nicht konfrontiert worden, so Direktorin Ursula Mürwald: "Mit Schrägstrich ist das gerade für Leseschwächere vermutlich schon schwieriger. Man muss sich extrem konzentrieren, damit der Sinn vom Text nicht verloren geht." Deswegen bevorzugt sie das Ausschreiben beider Geschlechter: Heutzutage gehöre sich das nicht ohne Grund so.

Sprache schafft Wirklichkeit

Im Bundsministerium verteidigt man die Regelung und verweist auf die vielen Möglichkeiten von Sprache, etwa der Verwendung von neutraler Bezeichnungen wie Lehrkräfte anstelle von LehrerInnen. Auch Christina Götschhofer, Vorsitzende der Aktion kritischer SchülerInnen, plädiert für geschlechtergerechte Formulierungen: "Bewusste Sprache und geschlechtergerechte Formulierungen sind der erste Schritt, um ein Umdenken in unseren Köpfen zu erreichen. Schon in der Schule sollte damit angefangen werden, Rollenbilder aufzubrechen und eine gesellschaftliche Gleichstellung zu fördern!"

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