Rettung des Allmayer Nachlasses vor 20 Jahren – großes Interesse an der Doku-Ausstellung
KIERLING (pa). Vor 20 Jahren, 1998, ist es dem Museum in Kierling unter widrigsten Umständen gelungen, den künstlerischen Scherenschnittnachlass von Josefine und Vater Hans zu erwerben und zu retten. Die Verwalterin des Nachlasses, die jüngste Schwester Josefines, Anna, wollte unbedingt, dass dieser Kunstschatz in das Kierlinger Museums kommt, stellte aber Bedingungen. So wurde schriftlich vereinbart, dass die rund 1.400 Original Scherenschnitte beisammen bleiben sollen, nicht verkauft werden dürfen, wissenschaftlich aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich sein sollen. Damit sollte gewährleistet werden, dass das Wissen um Schwester Josefine und Vater Hans nicht verloren geht.
Ausstellung eröffnet
Die Leitung des nunmehrigen Universalmuseums Kierling ist in den vergangenen Jahren diesem Versprechen mehr als gerecht geworden. Sieben Druckwerke und zwölf Ausstellungen, davon eine in Deutschland und drei in China sowie die Inventarisierung von ca. 8.000 Exponaten legen dafür Zeugnis ab. 1.114 Künstlerkarten wurden katalogisiert, wovon sich 982 im Eigentum des Museums befinden. Mit den fast 2.000 Original Scherenschnitten (inklusive Zukäufen) und rund 1.000 sonstigen Belegen die weltweit größte Allmayersammlung. In einer eindrucksvollen, am Wochenende eröffneten Ausstellung, wurden nun diese Leistungen der vergangenen Jahre dokumentiert. Die Direktorin des Museums konnte, trotz vieler Entschuldigungen, beachtlich viele Besucher begrüßen. Besonders erwähnte sie den Ehrenschutz, an dessen Spitze der für Kultur zuständige Bundesminister Gernot Blümel und für das Kulturland NÖ Johanna Mikl-Leitner standen.
Prof. Fritz Chlebecek, der vor 20 Jahren maßgeblich für die Rettung des Nachlasses verantwortlich war, hielt einen historischen Rückblick. Auf die aktuelle Situation bezogen bedauerte er, dass die wissenschaftliche Bearbeitung und Publizierung durch das Museum einen kommerziellen Erfolg hat, Scherenschnitte werden heute bis zum zwanzigfachen Preis als vor 20 Jahren angeboten - wovon das Museum nichts hat –, jedoch die Wertschätzung durch die öffentliche politische Kunstszene überschaubar ist.
Derselben Meinung war Univ.Prof. Karl Brunner, der die „Bedeutung von Museen für die Rettung und Bewahrung von einmaligen Kunstschätzen“ aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtete. Er betonte einerseits die Wichtigkeit der über 700 Museen und Sammlungen in Niederösterreich und bedauerte andererseits die geringe Beachtung durch die „öffentliche Hand“. Dabei sind, grob gerechnet, rund 10.000 Menschen in der niederösterreichischen Museumslandschaft, überwiegend ehrenamtlich, tätig. Noch dazu sind Museen, wie die Veranstaltung heute zeigt, bedeutende gesellschaftliche Kommunikationsorte.
Lobende Worte
Der Ortsvorsteher von Kierling, GR a.D. Johann Fanta, eröffnete die Ausstellung mit lobenden Worten für die Leistungen des Museums in Kierling. Dies war besonders symbolträchtig, da Josefine Allmayer am 21.12.1904 in Kierling geboren wurde. Mit sehr großem Interesse wurde die Ausstellung besichtigt und die Broschüre zur Ausstellung war rasch vergriffen. Eine Neuauflage ist geplant, da die Ausstellung bis zum Jahresende 2018 bestehen bleiben soll.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.