Zwergening Party in Weidling
Kleine Zwerge mit großer Wirkung
Zwischen Zwergenbürgermeister-Wahl und Forschergruppe: Bei der „Zwergening Party“ standen die kleine Zwerge hoch im Kurs.
WEIDLING. Bereits zum dritten Mal fand heuer die traditionelle „Zwergening Party“ des Vereins „Lebenswertes Weidling“ statt. Aus der Gartenzwerg-Sammlung von Adolf Heinrich, der diese seit über 30 Jahren mit Hingabe betreut, wurde der „Zwergenbürgermeister“ gewählt.
Minderheitenrechte im Vordergrund
Alfred Harl, Obmann es Vereins Lebenswertes Weildingtal, betonte, dass die Zwergening Party in diesem Jahr unter dem Generalthema „Minderheitenrechte“ steht. In seiner launigen Ausführung wurde schnell klar, dass damit jene Minderheiten gemeint sind, die letztendlich der Mehrheit ihren Willen aufzwingen. Auch war gemeint, dass sich demokratische Mehrheiten immer öfter von Minderheiten die Richtung diktieren lassen. Resümee:
Jeder Zwerg, und in uns allen wohnt so ein Zwerg, ist dazu aufgerufen, zu Wahlen zu gehen und dann die Mehrheiten zu akzeptieren.
Katharina Reich, Publizistin, Dozentin und Consultant, ging in ihren Ausführungen auf die Faszination der Zwerge ein: Zwerge sind faszinierende Wesen, die in Märchen, Sagen und Volkserzählungen vorkommen, oft wird jedoch die Kunstgeschichte vergessen. Sie sind mehr als nur Figuren aus unseren Kindergeschichten, sie sind ein Teil unserer Kultur und eben auch der Kunstgeschichte.
Der historische Kontext
Kleinwüchsige Menschen werden seit jeher als Zwerge bezeichnet. Jede Kultur kennt diese. In Europa haben die Zwerge ihren Ursprung im Abbau von Salzen und Metallen, was historisch bereits in Hallstadt belegt wurde. Die Zwergenzipfelmütze ist nämlich ursprünglich die Kopfbedeckung von Bergbauleuten. Durch Lichtmangel und harte Arbeitsbedingungen in engen und handgeschlagenen Stollen der Eisenzeit ist eine Kleinwüchsigkeit dieser Menschen bereits sehr früh historisch belegt.
Kunst und Zwerge
Die Darstellung von Zwergen in der Kunst hat eine lange Tradition. Sie wurden oft als Hofzwerge dargestellt, die eine besondere Rolle an europäischen Herrscherhöfen des 15.-18. Jahrhunderts spielten. Es gab das Amt des Hofzwerges, das auch von kleinwüchsigen Frauen bekleidet werden konnte, sie waren allesamt adelig. In manchen Fällen waren Hofnarr (also der, der frei ohne Strafe zum König reden darf) und der Zwerg in einer Position vergeben. Zwerge wurden seit jeher als Rätsel der Natur angesehen und man verband mit ihnen mystische Fähigkeiten. Zahlreiche Herrscher, wie auch Phillipp IV. von Spanien, ließen sich mit ihrem Hofzwerg malen.
Zwerge mit Tieren
Hofzwerge wurden auffällig häufig mit Tieren wie Hunden, exotischen Vögeln oder Äffchen dargestellt. Daher liegt es nahe, dass ihre Position bei Hof sich auf die Tiere des Herrschers vermutlich konzentrierte. Ein Gemälde von Diego Velázquez aus dem Jahr 1656 zeigt die Hofzwergin Maira Bábola mit einem großen Hund.
Mythologie und der Zwerg
Der Ursprung der Zwerge liegt allerdings in der nordischen Mythologie. Dort gelten sie als geschickte Schmiede – was auf die Eisenverarbeitung hindeutet – und Verbündete der nordischen Götter – der Hinweis auf ihre schöpferische Gabe und Kreativität – und als Feinde der Riesen – daher mit besonderen Kräften ausgestattet. Nicht zu verwechseln sind Zwerge mit Kobolden, die als Individuen an einen Ort gebunden sind, im Gegensatz zu Zwergen, die in Gruppen leben.
Das Wort Zwerg
Das germanische Wort für "Zwerg" ist in sämtlichen deutschen Ursprachen zu finden. Althochdeutsch twerg, Mittelhochdeutsch twerc/querh (Maskulin, Neutrum) zwerc, Altsächsisch gidwerg (Neutrum). Auch verwandte Sprachen kennen den Ausdruck, was auf die alte Bedeutung der Zwerge in der Religion hindeutet: Altnordisch dvergr, Altenglisch dweorg, Altfranzösisch dwerch, Schwedisch dvärg, norwegisch dverg, Dänisch dværg, Niederländisch dwerg, Das heutige Englische Worte dwarf weisen auf seine urgermanische Vorform *đwerʒaz hin. Eine etymologische Anknüpfung ist aber unsicher. EIn Zusammenhang mit dem Verb trügen, das sich vom „Trugwesen“ ableitet, ist naheliegend. Interessant ist hier auch das altindische dhvaras, das für „dämonisches Wesen“ steht.
Und der Reichtum der Zwerge? Der Abbau von Metallerzen, Diamanten und Gold wird in vielen Erzählungen aufgegriffen, weshalb mit Zwergen immer ein gewisser Reichtum assoziiert wurde. Diese mythologische Wurzel zeigt, dass Zwerge in unserer Kultur und vor allem belegbar durch die Kunstgeschichte - hier in Form der Erzählung - eine wichtige Rolle spielten. Zwerge sind Symbole für Weisheit, Reichtum und Handwerkskunst. Sie erinnern uns daran, dass jeder, unabhängig von seiner Größe, einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann.
Forschergruppe: Woher kommen die Gartenzwerge?
Neben den zahlreichen wahlfreudigen Teilnehmern waren auch Vertreter der „Forschergruppe“ anwesend. Ausgehend von der Frage „Woher kommen die Gartenzwerge?“ hat Leo Ungar-Klein vor einem Jahr die „Forschergruppe“ gegründet und in seinem Vortrag seine Suche nach dem Ursprung der Zwerge präsentiert. Im Rahmen der Forschungsarbeiten sei man auf den keltischen Halbgott "Genius Cucullatus“ gestoßen, der als Vater aller Zwerge gilt und mit Kapuzenumhang dargestellt wird, so David Ungar-Klein, Mitglied der Forschergruppe. Sohn Leo zeigt sich mit den bisherigen Erkenntnissen zufrieden:
„Der große Erfolg unserer Forschergruppe besteht darin, dass wir bereits sechs Münzen aus der Zeit 50-100 nach Christus gefunden und erworben haben, auf denen der Genius Cucullatus als Zwerg geprägt ist.“
Als Teil eines keltisch-römischen Tempelheiligtums wurde im Jahr 1930 ein Weihealtar des „Genius Cucullatus“ in Wabelsdorf (Kärnten) entdeckt. Dazu der Obmann des Vereins „Lebenswertes Weidling“ Alfred Harl:
„Seit jeher gilt Wabelsdorf als Treffpunkt der Freunde von Zwergen und aus diesem Grund schlagen wir eine Städtepartnerschaft zwischen Wabelsdorf und Weidling vor. Gerne möchten wir ein Zwergenpaar nach Wabelsdorf stiften, mit dem Ziel, das es sich dort vermehrt.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.