Jean-Claude Volot: "Ein Bild ist wie eine Frau"
Die Sammlung Volots stellt Art Brut und Werke bekannter und neu zu entdeckender Klassiker nebeneinander.
KLOSTERNEUBURG (mp). "Menschlich" ist die Kunstsammlung Jean-Claude Volots, die seit 25. Jänner im Museum Gugging unter dem Titel "existence" ausgestellt ist. Die Frage nach den Menschen – ihrem Weg, ihrem Schicksal, ihren Zwängen und ihren Leiden, ihrem Entsetzen, ihrem Wahn, ihrer Schöpfungskraft, ihrem Lieben - zieht sich durch all seine Werke. Die Bezirksblätter Klosterneuburg haben den französischen Kunstsammler getroffen.
BEZIRKSBLÄTTER: Ihr Vater hat Ihre Liebe zur Kunst geweckt. Wie entstand das Interesse für das Thema Mensch in der Kunst?
JEAN-CLAUDE VOLOT: Mein Vater war ein einfacher Arbeiter, nach dem Krieg bekam er Tuberkulose und lernte im Sanatorium einen Mann kennen, der ihm die Freuden der klassischen Musik und der Poesie näherbrachte. Ich habe 7 Schwestern, daheim haben wir damals immer klassische Musik gehört - das ist nicht so toll wenn du 5 Jahre alt bist, jetzt kann ich allerdings nicht mehr ohne. Bei der Kunst ist es eine Art Verführung - eine Reaktion zwischen dem Gemälde und dir, wie Liebe auf den ersten Blick mit Schmetterlingen im Bauch. In der Ausstellung finden sich lauter menschliche Geschichten, von Künstlern wie etwa Zoran Mušič oder Raphaëlle Ricole, die keine einfachen und oft sehr schmerzerfüllte Leben führten. Wenn du großmütig bist, bist du auch interessiert an den Menschen - entgegen den Egoisten. Die Kunst, die dich anspricht ist immer auch eine Reflektion deiner selbst. Im Gehirn gibt es eine emotionale und eine rationale Hälfte - ich wähle meine Gemälde mit der emotionalen.
Gegenüber dem französischen Magazin 'Entreprendre' erwähnten Sie, dass Sie kein Interesse an "protzigen" Werken haben', 'Le Parisien' sagten Sie, sie mögen keine "hübschen" Bilder, sondern die "Echten". Was macht so ein Bild für Sie aus?
Viele Künstler malen Bilder die künstlich wirken, ohne Menschlichkeit darin - weil sie es verkaufen wollen. Wir (Volot und Johann Feilacher, Leiter des Museum Gugging) sehen das sofort und denken uns "Was will der Künstler damit sagen?", aber Viele sehen das Künstliche nicht. Ein Gemälde ist wie eine Frau - ich liebe Frauen, aber ich hasse Make-Up. Natürlichkeit - ohne Make-Up und ohne das Künstliche - das ist Schönheit. Die Kunst ist der Weg zwischen Schönheit und dem was echt ist. Ich halte zum Beispiel Egon Schiele für ein Genie - Man kann nicht sagen, dass seine Frauen-Gemälde schön sind, aber sie sind echt.
Rund 2.500 Werke umfasst Ihre Kunstsammlung. Wollten Sie nie selbst zum Pinsel greifen?
Ich trinke auch gerne guten Wein, trotzdem habe ich noch nie daran gedacht selbst Wein zu machen.
Was hat Sie nach Klosterneuburg ins Museum Gugging verschlagen?
Letztes Jahr hatte ich in einem Partnermuseum in Paris eine Ausstellung. Das Museum Gugging ist ein wichtiges Kunstzentrum und modellhaft. Alle Künstler hier arbeiten mit Emotionen. Es ist eine Ehre für mich hier zu sein.
ZUR SACHE:
Am 12.Mai wird der Kunstsammler im Zuge des Museumsfrühling NÖ von 11 bis 12 Uhr durch seine Ausstellung führen. Im Anschluss lädt Volot zu einem Mittagsbuffet (Anmeldung bei irene.vonderlind@gugging.at, Tel: 02243 87087 erforderlich!)
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