Wölflis Universum im "museum gugging"
Zum 150. Geburtstag ehrt das "museum gugging" den Schweizer Künstler Adolf Wölfli (1864-1930) – einem der wichtigsten Vertreter der Art Brut – mit einer Retrospektive.
KLOSTERNEUBURG (red). Vergangenen Mittwoch fand die Vernissage der besonderen Retrospektive statt. Wie nur wenigen Künstlern des 20. Jahrhunderts ist es Wölfli gelungen, Poesie, Bild, Musik und Prosa zu einem Weltentwurf zu verbinden und eine Vision zu erschaffen, die in jeder Beziehung ihresgleichen sucht.
Als Autobiographie angelegt, transformierte Wölfli auf Tausenden von Seiten seine Vergangenheit in eine Fiktion. Diese bildete die Grundlage, um auf weiteren Tausenden von Seiten ein kommendes Universum zu entwerfen: die „Skt. Adolf-Riesen-Schöpfung“. Als vielfach verschachteltes Spiegelkabinett des Ichs und ins Grandiose ausgedehnte Welt, lässt sich Wölflis Gesamtkunstwerk auch als Porträt einer Zeit im Umbruch verstehen.
Wölflis mentale Bautätigkeit
Die Ausstellung stellt Wölflis mentaler Bautätigkeit nach und fokussiert mit rund 50 „Meisterwerken“ auf Wölfli als virtuosen und einzigartigen Zeichner und Künstler. Mit in der Ausstellung ist Sommer-Wirtschaft. Zehnder-Mätteli von 1907, eine der ersten und ganz seltenen Farbzeichnungen und noch bis vor kurzem unbekannt.
"Wie Adolf Wölfli und die Adolf Wölfli-Stiftung, so haben auch das 'museum gugging' und das danebenliegende und mittlerweile weltbekannte Haus der Künstler Bedeutendes zur Erweiterung des Kunstbegriffes beigetragen. Sie haben aufgezeigt, dass Kunst von unerwarteter Seite kommen kann und dass relevante Künstler sich auch ausserhalb des Etablierten entwickeln", so Daniel Baumann, Kurator der Adolf Wölfli-Stiftung vom Kunstmuseum Bern: "'adolf wölfli. universum.!' ist somit auch eine Hommage an die Pioniere einer Kunst jenseits von Kunst."
„Brotkunst“ - Adolf Wölfli im Novomatic Salon
Im Novomatic Salon des "museum gugging" wird ergänzend zur Ausstellung adolf wölfli. universum.! seine sogenannte „Brotkunst“ gezeigt: Einzelblattzeichnungen, die Wölfli ab 1916 an einen wachsenden Interessentenkreis von Ärzten, Pflegern und Besuchern verschenkt, verkauft oder gegen Zeichenutensilien eingetauscht hat. Diese Werke erreichten schon früh ein Publikum und waren für die Rezeption von Adolf Wölflis Schaffen, auch unter Künstlerkollegen von Jean Dubuffet bis Arnulf Rainer, von größter Bedeutung.
Die Ausstellung wird vom Film „Der Künstler Adolf Wölfli“ (1976) des Schweizer Eisenplastikers, Zeichners und Filmemachers Bernhard Luginbühl begleitet sowie anhand von Dokumenten, Saaltexten und Archivmaterialien vermittelt.
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