Lehrlingsmangel wird zum Problem

BEZIRK/KORNEUBURG (sz). "Wir haben ein großes Problem", ist nicht nur Korneuburgs Poly-Direktorin Helene Fuchs-Moser überzeugt, sondern auch Landesjugendheim Direktorin Susanne Sellnar sowie Reinhard Schwarz, Tischlermeister und Lehrlingsausbildner im Landesjugendheim.
"Es kann nicht sein, dass Lehrlings- und Facharbeitermangel in der bildungspolitischen Diskussion keine Rolle spielt", ist Fuchs-Moser verärgert. Denn sie erlebt die Problematik aus erster Hand. Schüler für das Poly zu begeistert, oder besser gesagt, deren Eltern von der Polytechnischen Schule zu überzeugen, wird immer schwieriger. Aber es ist gerade das Poly, das ein wichtiger Lieferant für angehende Lehrlinge ist.

Eltern müssen umdenken

"Früher war man stolz darauf, ein Lehrling, beziehungsweise Arbeiter zu sein", erinnert sich Schwarz. "Wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem das wieder möglich ist." Die Problematik: Handwerklich begabte Kinder werden von ihren Eltern meist zu Höherem berufen und in Gymnasien oder HTLs geschickt. Dort schaffen sie es meist eher schlecht als recht. Die Folge: Gute Lehrlinge, die etwas können und Köpfchen haben, gehen der Wirtschaft verloren.

Lehrstellen fehlen

Brisanter wird diese Problematik noch dadurch, dass viele Unternehmer mittlerweile davor zurück schrecken, Lehrlinge aufzunehmen. "Ich kann ihnen ja nicht auch noch das Kopfrechnen beibringen", sagt etwa Martin Kaiser von der Schlosserei Spatz in Korneuburg überspitzt. "Wenn ich beim AMS anrufen und nach Facharbeitern frage, dann gibt es keine."
Auch die Statistik zeigt diesen Trend. So suchten im Juni 2014 27 Jugendliche eine Lehrstelle, verfügbar war im Bezirk Korneuburg jedoch keine einzige.

Neues Image

Lehrberuf und Facharbeit brauchen ein neues Image. "Das geht nur von Oben, über die ministerielle Schiene,", ist Fuchs-Moser überzeugt. Den das Lechzen nach einer möglichst hohen Akademikerquote hat nur eines zur Folge: Die "Schlechten" werden aussortiert.