Leben am Limit – Teil 3
Ohne Geld kommt der Hunger
Ob Nudeln oder Zucker, alles wird teurer. Auch in den Sozialmärkten hat sich die Kundenzahl vervielfacht.
BEZIRK KORNEUBURG. Der Kühlschrank ist leer, also ab in den Supermarkt. Was für die einen eine Selbstverständlichkeit ist, wird für immer mehr Menschen zum Problem. Das weiß auch Doris Pamminger, Leiterin des Korneuburger Sozialgreisslers. Denn gab es 2020 noch rund 500 Einkaufsberechtigte, so hat sich die Zahl mittlerweile mehr als verdreifacht. "Fast jeden Tag haben wir Neuanmeldungen. Bis zu 100 Kunden am Tag sind normal." Auch diese Zahl hat sich verdoppelt.
Einen Kundenzuwachs verzeichnet man auch beim soogut-Markt Stockerau. "Von 2021 auf 2022 stieg die Zahl der Kunden um 30 Prozent", erzählt Ursula Oswald. Nach wie vor ist auch dort die Nachfrage groß und "die Menschen kommen jetzt öfter und kaufen mehr." Denn wurde früher ein kleiner Teil des Lebensmittel- und Hygienbedarfs im Sozialmarkt abgedeckt, der Rest im Disconter besorgt, so wird "das Einkaufen zu regulären Preisen immer mehr zum Problem."
Mehr Markenprodukte
Dass sich das Einkaufsverhalten der Supermarktbesucher ebenso ändert, spürt man im Sozialgreissler. Im Grunde kommen dort meist abgelaufene oder kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehende Produkte, ebenso Überproduktionen und Waren mit beschädigten Verpackungen in die Regale. "Auffallend ist, dass wir jetzt viel mehr Markenprodukte bekommen, weil auch die Kunden im Supermarkt zu den günstigeren Sachen greifen. Haben wir früher einmal im Monat ein paar Packungen Räucherlachs bekommen, so gibt es den mittlerweile täglich", erzählt Pamminger.
Im Gegenzug dafür werden aber Obst und Gemüse immer rarer. "Und das ist ein Teufelskreis", erklärt Oswald. "Gesunde Ernährung kostet Geld, hat man das nicht, wird man anfälliger für Krankheiten, fällt in weiterer Folge auch im Job aus und muss dann noch mehr kämpfen."
Grenzen über Bord geworfen
Um auf Teuerung und Inflation zu reagieren, hat man sowohl im Sozialgreissler aus auch im soogut-Markt Einkommensgrenzen angehoben. "Früher waren es die alleinstehenden Pensionisten, die unsere größte Kundengruppe ausmachten. Mittlerweile sind es die jungen Familien, die mit Nachzahlungen von Strom und Gas kämpfen, Kredite zu tilgen haben. Jetzt geht der Mittelstand an seine Reserven", erzählt Pamminger.
Im Grunde gilt für eine Einkaufsberechtigung im Korneuburger Sozialgreissler ein Haushaltseinkommen von 1.500 für eine Person, für eine zweite kommen 350 Euro dazu, pro Kind 250 Euro. "Wer sich nicht sicher ist, einfach mit ein paar Unterlagen vorbeikommen und wir schauen uns das gemeinsam an", lädt Pamminger ein.
Auch im soogut-Markt Stockerau gilt die Einkommensgrenze von 1.568 Euro. "Bereits im letzten Jahr haben wir die Kindergrenze angehoben. Jugendliche können schließlich auch schon jede Menge verdrücken."
Wer helfen möchte
Lang haltbare Lebensmittel, wie Nudeln, Öl, Reis, Konserven, Zucker oder Mehl sind in den Sozialmärkten immer Mangelware. Wer etwas spenden möchte, ist immer willkommen. "Wir freuen uns auch über Gutscheine von Supermärkten, um dringend Benötigtes zukaufen zu können", sagt Doris Pamminger.
Infos zum soogut-Markt in Stockerau finden Sie HIER!
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