Explosion in Langenzersdorf
Polizei bestätigt Selbstmord-Theorie: Gastherme wurde manipuliert
Sechs Verletzte und einen Toten forderte die Explosion in einem Langenzersdorfer Wohnhaus, die sich am Morgen des 29. Jänners 2021 ereignet hatte. Die Untersuchungen ergaben nun: Eine manipulierte Gastherme hat das Unglück ausgelöst. Die Annahme, es hat sich um einen Selbstmord gehandelt, hat sich mittlerweile erhärtet.
BEZIRK KORNEUBURG | LANGENZERSDORF. "Als wäre eine Bombe eingeschlagen", so beschreibt Bürgermeister Andreas Arbesser den ersten Blick auf das Trümmerfeld in der Schulstraße in Langenzersdorf. Eine Explosion hat Teile des dritten und vierten Stockwerkes des Gottfried Kotvojs Hofes weggerissen, ein Loch klafft in dem Wohnhaus, das bisher Heimat für rund 60 Personen war. Auch die Nachbarn gegenüber bekamen den Moment der Explosion mit: "Mir hat es das Kaffeehäferl aus der Hand gerissen", erzählt etwa Bernhard K., bei seinen Nachbarn wurden Fenster und Terrassentüren aus den Verankerungen gerissen. Autos auf der Straße wurden verschüttet, bei nahe stehenden Häusern wurden Dächer und Fassaden beschädigt.
Hunderte Einsatzkräfte vor Ort
Zuerst der Knall der Explosion, dann Stille. Einen Moment später stand das Haus in Vollbrand. 150 Feuerwehrleute aus der Umgebung sowie aus Wien waren mit dem Löschen, Evakuieren und Bergen von Verletzten beschäftigt. Rund 100 Beamte von Landes- und Bundeskriminalamt waren im Einsatz, ebenso duzende Rot-Kreuz-Mitarbeiter, zwei Rettungshubschrauber und auch über 30 Soldaten des ABC-Abwehrzentrums.
Am Nachmittag des 29. Jänners konnten alle Bewohner des Hauses von der Polizei erreicht und kontaktiert werden – bis auf einen. Während die Verletzten in die umliegenden Krankenhäuser gebracht wurden, betreute das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes eine Gruppe von zehn Personen im Gemeindesaal. Sofort rief die Marktgemeinde Langenzersdorf zur Hilfe auf, Notunterkünfte und vorübergehende Wohnungen wurden gesucht. Denn nicht nur der zerstörte Teil der Wohnhausanlage wird für längere Zeit nicht nutzbar sein, auch die restlichen Teile des Kotvojs-Hofes sind statisch gefährdet.
Toter aus Trümmern geborgen
Mit einer Spezialfirma und den vereinten Kräften von Feuerwehr und Bundesheer wurde der durch die Explosion entstandene Schuttkegel abgebaut, unter den Trümmern wurde der leblose Körper eines etwa 60-jährigen Mannes gefunden. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Ob es sich bei diesem Mann auch um den Vermissten handelt, seine Identität ist noch nicht bekannt, soll eine Obduktion klären, die für diese Woche angeordnet wurde.
Die Vermutung bei den ermittelnden Beamten liegt jedoch nahe, dass dieser Mann die verheerende Explosion selbst ausgelöst hatte. Denn nach Sichtung des Brandschuttes in der Küche der obersten Wohnung, konnte die dort etablierte Gastherme aufgefunden werden. Bei genauer Untersuchung bemerkten die Experten eine gelockerte Anschlussmutter an jener Zufuhr, die die Gastherme mit der Gasleitung verbindet. Laut Johann Baumschlager von der Landespolizeidirektion NÖ ist deutlich zu erkennen, dass die Anschlussmutter absichtlich abgeschraubt wurde, um Gas ausströmen zu lassen.
Welle der Hilfsbereitschaft
In Langenzersdorf steht man zusammen, wenn Hilfe gebraucht wird. Nach Bekanntwerden des gesamten Ausmaßes des Schadens am Mehrparteienwohnhaus, kam eine regelrechte Welle der Hilfsbereitschaft in Gang. Privatpersonen spendeten Kleidung, Gasthöfe öffneten ihre Türen für die nun Obdachlosen, Restaurants und Nahversorger brachten Essen für die Opfer und Einsatzkräfte.
Zudem wurden Spendenkonten eingerichtet, um die Bewohner der Schulstraße 2 unterstützen und die erste Not ein wenig abfangen zu können. Wer mithelfen will:
Marktgemeinde Langenzersdorf
IBAN: AT62 3239 5000 0094 4488
Verwendungszweck: "Spendenkonto für die Bewohner der Schulstraße 2
Initiative Langenzersdorf
IBAN AT54 2022 7003 0000 8554
Verwendungszweck: "Soforthilfe Explosion Schulstraße"
Lesen Sie mehr über das Explosionsunglück in Langenzersdorf hier:
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