Unser Bezirk Korneuburg vor 100 Jahren
Der Erste Weltkrieg liegt im Jahr 1918 in seinen letzten Zügen und wirft seinen unheilvollen Schatten auch auf den Bezirk Korneuburg: Die Bevölkerung hungert, der Lebensmittel-Mangel ist drastisch, Diebstähle sowie schlechte Nachrichten aus den Kriegsgebieten sind an der Tagesordnung.
BEZIRK KORNEUBURG. Bevor und auch nachdem am 12. November 1918 um 15 Uhr von der Rampe des Parlaments die Republik Österreich ausgerufen wurde, kämpften die Menschen im Bezirk Korneuburg mit großer Not. Ob Brot oder Erdäpfeln, es mangelt vor 100 Jahren an allem, Schmalhans war Küchenmeister, Hunger auf der Tagesordnung.
Zerstörte Äcker, verlorene Ernten
Im Sommer 1918 wurde vor allem eines zum Problem: Weil auch in Wien große Not an Lebensmitteln herrschte, versuchten die Wiener ihr Glück bei den Bauern im Bezirk Korneuburg. Gingen sie dort leer aus, so bedienten sie sich in Nacht-und-Nebel Aktionen einfach selbst. Sie plünderten etwa die Erdäpfel-Äcker und rissen die Pflanzen dabei so achtlos heraus, dass nicht nur die übrig gebliebene Ernte, sondern auch die Pflanzen selbst zerstört wurden.
Tabak als "Notnagel"
Dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, war im Jahr 1918 den Menschen ziemlich egal. So ist in der "Wochen-Zeitung für das Viertel unter dem Manhartsberge" zu lesen, dass der Kauf von Tabak den Korneuburger garantiert werden müsse. Denn das Rauchen würde den Hunger bekämpfen, an dem alle zu leiden habe. So wurde im Juli 1918 die "Tabakkarte" eingeführt, um eine gewisse Menge für jeden sicherstellen zu können.
Preiswucher im Bezirk
Das Vorhandensein von Lebensmitteln war jedoch nicht allein Garant dafür, dass die Menschen nicht hungern mussten. Der Preiswucher war 1918 allgegenwärtig, die Gastwirtschaften schienen sich dabei – etwa auch beim Bier – gegenseitig zu übertreffen. Und wer einen "Haarschneider" aufsuchen wollte, musste auch dafür tief in die Geldbörse greifen.
Die positiven Seiten des Jahres 1918
Im Sommer 1918 wurde in Korneuburg eine neue soziale Einrichtung ins Leben gerufen. Das "Silberne Kreuz" eröffnete die sogenannte "Arbeitsnachweisstelle", eine öffentliche Arbeitsvermittlung, die auch für die zivile Bevölkerung zur Verfügung stand.
Und weil in den Kriegsjahren Frauen in vielen Berufsfeldern tätig waren – die Männer kämpften, waren gefallen oder verletzt – wurde dementsprechend auch der Ruf nach einer guten Ausbildung lauter. Die Folge: Im Juli 1918 wurden erstmals Mädchen als Hospitantinnen im Städtischen Realgymnasium Korneuburg zugelassen.
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