Blühwiesen und neue Bäumchen
Unser Bezirk wird jetzt "klimafit"
Zehn Hektar Blumenwiese am Waschberg und 400 Bäumchen im Niederhollabrunner Gemeindewald.
BEZIRK KORNEUBURG | LEITZERSDORF | NIEDERHOLLABRUNN. Der Bezirk soll auch in Zukunft noch lebenswertes Zuhause für die nächsten Generationen sein. Um ihn daher fit für die Klimaveränderungen zu machen, wurde in zwei Gemeinden, genauer in Leitzersdorf und Niederhollabrunn, fest in die Hände gespuckt.
Hand und Maschine in Leitzersdorf
Unter dieses Motto könnte man das von der EU geförderte Projekt "Kulturlandschaft gemeinsam erhalten am Waschberg" stellen. Denn in Leitzersdorf sollen bis Ende 2024 bis zu zehn Hektar naturnahe Blumenwiesen wiederhergestellt werden – etwa 14 Fußballfelder. Und weil Rasenmäher und Astschere da nicht ausreichen, ist Menschen- und Maschinenpower gefragt.
So rückten unlängst, nach tagelangen Vorbereitungsarbeiten von professionellen Landschaftspflegern, die meterhohes dorniges Gestrüpp absägten und Altgras mähten, Studenten der BOKU Wien gemeinsam mit Landwirt Leopold Reim aus Wollmannsberg und der Leitzersdorfer Bevölkerung samt Bürgermeisterin Sabine Hopf aus, um Gehölz und Grasmulch abzutransportieren.
"Wir haben bei diesem Pflegeeinsatz Großartiges geleistet und einiges an Fläche entbuscht, gemäht und Mähgut und Gebüsch abtransportiert. Stolz und dankbar bin ich, weil wir von einem Pflegeeinsatz zum nächsten immer mehr Freiwillige werden, die sich für unseren Hausberg, den Waschberg, einsetzen und mithelfen, der gänzlichen Verbuschung entgegenzuwirken",
freut sich die Bürgermeisterin.
Der dritte Streich in der Weinviertler Klippenzone
Es war nun bereits – nach Herbst 2019 und Frühjahr 2021 – der dritte Einsatz am Waschberg. Die beiden jetzigen Aktionstage markieren zudem den Auftakt eines großen, dreijährigen Naturschutz- und Bewusstseinsbildungsprojektes in der Gemeinde Leitzersdorf. "Kulturlandschaft gemeinsam erhalten am Waschberg" hat kürzlich auch die Förderzusage vom Land NÖ und der EU (ELER) erhalten.
Der Waschberg ist Teil des Europaschutzgebietes Weinviertler Klippenzone, verordnet nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU. Erhalt und Förderung der bunten Wiesen, den sogenannten "Halbtrockenrasen", und seiner Tier- und Pflanzenwelt hat höchste Priorität für den Naturschutz in Niederösterreich. Bis Ende 2024 sollen hier ingesamt bis zu zehn Hektar Wiesen wiederhergestellt und in Pflege genommen werden. Flankiert wird die Pflege von diversen Begleitmaßnahmen, wie Naturerlebnisse für die Bürger und Schüler.
In zehn bis 20 Jahren wäre es zu spät
"Der Waschberg ist Heimat vieler verschiedener Tier- und Pflanzenarten – ein echter Hotspot für Biodiversität", weiß Projektbetreuerin Julia Kelemen-Finan.
"Es wurden zum Beispiel schon sieben verschiedene Orchideen-Arten dokumentiert, etwa der Frauenschuh oder die Adriatische Riemenzunge – europaweit geschützt. Sie alle sind von der Verbuschung bedroht. Die Pflege, die 2019 begannn, zeigt jetzt schon Erfolge: zum Beispiel hat sich die attraktive Große Küchenschelle bereits auf den wiederhergestellten Wiesen ausgebreitet."
Und was die Projektbetreuerin besonders freut: "dass die Erhaltung der bunten Blumenwiesen am Waschberg ein echtes Anliegen der Ortsbevölkerung ist. Es macht viel Freude, mit derart engagierten und fröhlichen Menschen zusammen zu arbeiten."
Aber warum macht man sich eigentlich die ganze Arbeit? Der Vergleich von Luftbildern der letzten 60 Jahre sowie alte Vegetationsaufnahmen zeigen, wie sehr sich dichte, blütenarme Grasbestände und Gebüsche, seit der Aufgabe der regelmäßigen Mahd durch die örtliche Landwirtschaft, ausbreiten konnten. "In zehn bis zwanzig Jahren wäre es zu spät gewesen. Dann wären die letzte Reste der bunten, naturnahmen Blumenwiesen, die jährlich einmal gemäht werden müssen, von dichtem Gebüsch, wie Weißdorn, rotem Hartriegel und anderem undurchdringlichem Gehölz zugewachsen. Damit ginge ein wertvolles Natur- und Kulturerbe verloren."
Klimafitter Wald in Niederhollabrunn
Langanhaltende Hitze, austrocknende Winde und zahlreiche Schädlinge, vom Borkenkäferbefall bis hin zum Eschentriebsterben, haben in den letzten fünf Jahren den Wäldern der Marktgemeinde Niederhollabrunn stark zugesetzt. Ganze Bestände sind abgestorben. Daher hat man sich dazu entschlossen, die Wälder klimafit und zukunftsträchtig zu machen.
Um aber nicht nur der gesetzlichen Wiederbewaldung im Sinne des Forstgesetzes nachzukommen, sondern auch den "ungeschriebenen Generationenvertrag" zu erfüllen, wurde mit der örtlichen Volksschule in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Niederhollabrunn, PEFC Austria, dem Waldverband Niederösterreich, dem Abfallverband, der örtlichen Feuerwehr und der Bezirksbauernkammer Korneuburg ein groß angelegtes Wiederaufforstungsprojekt gestartet.
400 Bäumchen wurden eingesetzt
So fanden sich – noch rechtzeitig vor dem Lockdown – rund 45 Schülerinnen und Schüler der Volksschule Niederhollabrunn gemeinsam mit ihren Lehrern im Gemeindewald ein. Begeistert wurden die vielen Informationen an verschiedenen Stationen aufgesaugt – auch praktische Erfahrungen, vom Wurzelschnitt bis zur fachgerechten Pflanzung – waren mit dabei.
Die fleißigen Helfer ließen es sich dann auch nicht nehmen, rund 400 Laubhölzer – Stieleiche, Hainbuche, Spitzahorn und Schwarznuss – selber auszupflanzen.
Gemeindevertreter und Betreuer waren vom hohen Engagement der Schülerinnen und Schüler positiv überrascht. "Der gemeinsame Beitrag zum Klimaschutz, der Begründung eines stabilen Waldes sowie der Bewusstseinsbildung zur aktiven Waldbewirtschaftung bei der Generation von morgen war rückblickend ein voller Erfolg", sind alle begeistert.
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