Weinviertler Kellergasse
Wussten Sie, dass…
…das Weinviertel über 800 Kellergassen mit über 30.000 Presshäusern zählt?
WEINVIERTEL. Ihre pittoreske Allgegenwart in unserer Landschaft ist aber nicht nur malerisches Leitmotiv – vielmehr sind die Kellergassen das wohl wichtigste und originärste Wahrzeichen der Weinviertler Identität. Denn Kellergassen – die gibt es (fast) ausschließlich bei uns!
Sie entstanden in einer einzigartigen Begegnung von Geschichte und Geografie, in der neu gewonnene bäuerliche Freiheit auf eine offene, weite und ungeschützte Landschaft traf. Das ist auch der Grund, warum sie außerhalb des Weinviertels nur noch an unseren unmittelbaren Grenzen zu finden sind, in Südmähren etwa, in der westlichen Slowakei oder vereinzelt im nördlichen Burgenland.
Der "Tourismus" beginnt
Diese Einzigartigkeit der Kellergasse und die bezaubernde Schlichtheit der Architektur ihrer Presshäuser zog ab den 1980er-Jahren zunehmend Gäste an. Augenreibend stiegen sie aus ihren Autos, um dann in unseren „Dörfern ohne Rauchfang“ jahrhundertealter Weinbautradition nachzuspüren. „Man muss sich vor Augen führen, dass es so etwas wo anders nicht gibt“, sagt Architekt und Experte Alexander Kalch, der sich seit Jahrzehnten mit der Wiederbelebung der Weinviertler Kellergasse beschäftigt, „und schon das allein begeistert Fremde – nicht nur, aber vor allem wenn sie dem Wein zugetan sind.“ Auf das wachsende touristische Interesse reagierte das Weinviertel zunächst mit der Ausbildung zum zertifizierten Kellergassenführer.
Meist am Ortsrand
Wie Perlen, aufgefädelt an einer Kette: Unsere Kellergassen sind das malerische Wahrzeichen des Weinviertels – nicht zuletzt, weil viele von ihnen mitten in die Landschaft gesetzt scheinen und daher schon von weitem sichtbar sind. Manch ein Fremder erhebt voreilig den Verdacht, man hatte sie einfach nahe an die Weingärten gebaut, doch wer der Geschichte unserer „Dörfer ohne Rauchfang“ auf den Grund geht, stellt schnell fest – es war anders.
Denn als der sehr reformfreudige Kaiser Josef II. im Jahr 1785 eine Verordnung erließ, die es den früher leibeigenen Bauern ermöglichte, eigenen Wein anzubauen – standen ihre Höfe schon. Und sie standen nicht etwa wie in anderen Regionen als stolze Vierkanter- Solitäre am Feld – sondern reihten sich Haus an Haus in der Ortschaft, die sich wiederum gern in Senken und Geländevertiefungen vor Feinden zu verstecken versuchte, die als Hunnen, Awaren, Mongolen oder Schweden immer wieder über das Weinviertel hereinfielen. Wer hier einen Weinkeller bauen will, hat nicht nur wenig Platz – er muss auch das Grundwasser fürchten und die Fluten am Dorfanger nach einem Starkregen.
Also gingen die Bauern „hintaus“, manchmal nur wenige hundert Meter, manchmal mehrere Kilometer weit, auf der Suche nach einem geeigneten Plätzchen für einen Keller, in dem man den kostbaren Wein wohltemperiert kühl und dunkel lagern konnte.
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