Stadtentwicklung
Am Neubau in Korneuburg gehen Wogen hoch
Stadterweiterung und Wohnbau: Korneuburger fordern rechtliche Sicherheit für künftige Generationen.
BEZIRK | STADT KORNEUBURG. Es ist die 22. Änderung des Flächenwidmungsplanes, die "Am Neubau" für Unruhe sorgt. Der ÖBB-Grund zwischen Bahnhof und Parkdeck, auf dem sich derzeit ein provisorischer Parkplatz befindet, soll in "Bauland Kerngebiet" umgewidmet werden. Über 10.000 m² sind davon betroffen. Eine Entscheidung, die für die Umgebung jedoch weitreichende Folgen hätte.
Denn werden hier Wohnungen, Büros, Nahversorger – auch von einem Hotel ist die Rede – errichtet, muss das Parkdeck vergrößert werden. Eine neue "Siedlung" braucht jedoch auch dem künftigen Verkehrsaufkommen entsprechende Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten. Die derzeit als Einbahn geführte, sechs Meter breite Straße "Am Neubau" wäre dann zu schmal.
Und genau aus diesem Grund sieht die Änderung im Flächenwidmungsplan auch eine Verbreiterung auf 12,5 Meter vor.
Schrebergarten vs. Wachstum
Was sich logisch anhört, ist in der Realität verzwickt. Denn just auf jenen Flächen, die für die Straßenverbreiterung notwendig wären, befinden sich Kleingärten auf Pachtgründen. Auch diese sollen, in weiteren Umwidmungsschritten, zu Bauland erklärt werden.
Anrainer rebellieren
Um Lebensraum und -qualität fürchten nun die Anrainer "Am Neubau". Vier- bis sechsstöckige Häuser genau dort, wo jetzt geparkt wird, nicht nur für Elisabeth und Franz Prandtstetter eine fürchterliche Vorstellung. "Wir fordern, dass im Flächenwidmungs- und Bebauungsplan genau festgehalten wird, was zugelassen werden soll. Derzeit gibt es nur einen ’Vorschlag’ als Planungsgrundlage, daran muss sich die ÖBB aber nicht halten."
Natürlich wünsche man sich, das Areal würde überhaupt nicht verbaut werden. "Wir sind aber realistisch. Darum fordern wir eine weniger dichte und weniger hohe Verbauung und natürlich müssen die Kleingärten bleiben."
Rund 20 Gärten betroffen
Dass eine Umwidmung und entsprechende Entwicklung des ÖBB-Grundes einst Bestandteil der Verhandlungen waren, als es um den Neubau des Bahnhofes ging, bestätigt Bürgermeister Christian Gepp. "Derzeit befinden sich drei Kleingärten in der sogenannten Erweiterungsfläche. Das war den Bewohnern aber immer bekannt. Alle anderen Gärten sind derzeit noch nicht betroffen. Zudem sind wir darum bemüht, all jenen, die ihren Garten verlieren könnten, Ersatz zu verschaffen. Dafür haben wir eigens neue Flächen im Stadtgebiet gewidmet."
Dass trotz weiterer Umwidmungsschritte aber alle rund 20 Gärten erhalten bleiben, kann Gepp nicht versprechen. "Es kann durchaus sein, dass sie dort verschwinden."
Kritik & Anregungen
Einen sofortigen Stopp für alle geplanten Projekte fordert etwa SPÖ-Vizebürgermeisterin Gabriele Fürhauser. "Kleingärten sind vielleicht nicht so prestigeträchtig, wie Büros und Hotels – aber die Menschen ’Am Neubau’ haben sich in jahrelanger Arbeit ein kleines Idyll geschaffen."
Für GRÜNE-Stadträtin Elisabeth Kerschbaum birgt das ÖBB-Projekt zweierlei Dinge in sich: Chancen für eine Stadtentwicklung mit Grünflächen-Planung und direkter Anbindung zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Notwendig sei jedoch, alle Parameter auch detailliert in eine rechtlich bindende Vereinbarung einfließen zu lassen. "Es gibt gute Ansätze von der ÖBB, leider sind sie derzeit aber nicht in der Bebauungsstudie festgehalten."
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