"Es geht um Herzensbildung"
Wöchentlich kommen über 1.200 Menschen mittel- und heimatlos als Flüchtlinge nach Österreich.
Die Erstaufnahmezentren sind längst überfüllt und Zeltstädte sind keine Dauerlösung. Jetzt soll jeder Bezirk verpflichtend Flüchtlinge aufnehmen. Im Bezirk Korneuburg sind derzeit 46 Asylsuchende untergebracht, laut Information aus dem Innenministerium sollten es jedoch, will man die vermeintliche Quote erfüllen, 349 sein.
"Rund die Hälfte der Flüchtlinge, die bei uns sind, sind unbegleitete Jugendliche", weiß Ferdinand Sator vom Verein "SOS Mitmensch Korneuburg". Sechs von ihnen, zwei aus Syrien und vier aus Afghanistan, haben im Landesjugendheim Korneuburg eine neue Heimat gefunden. "Seit Februar sind sie hier, sie gehen mittlerweile in die Neue Mittelschule und können sich schon, in einfachen Worten, auf Deutsch verständigen", erzählt Sator.
Pateneltern gesucht
Um diese Jugendlichen zu unterstützen, lädt "SOS Mitmensch Korneuburg" am 3. Juli, 19 Uhr, zum Sommerfest in den Korneuburger Rathaus-Innenhof ein. Dort wird nicht nur Geld gesammelt, auch Leute werden gesucht, die eine Patenschaft für einen Jugendlichen übernehmen wollen. "Diese Leute werden dann von uns speziell geschult und unterstützt", erklärt Sator.
Sie konnte nicht wegschauen
"Ich kann nicht die ganze Welt retten, aber einen Menschen" – diesem Motto folgte Performancekünstlerin Christl Stöcklinger, alias Crystal Jeane Bliss. Als sie eines Tages Joy Osagie, ein Mädchen aus Sierra Leone, in Stockerau den Augustin verkaufen sah, konnte sie einfach nicht vorbei gehen. "Es geht dabei schlicht und einfach um Menschlichkeit und Herzensbildung. Ohne diese geht man am Leben einfach vorbei." Und als sie die Geschichte von Joy hörte, war für Stöcklinger eines klar: "Ich bin ein Mensch und verhalte mich auch so."
Eine Tragödie
Die Eltern umgebracht, der Bruder verschleppt – so landete Joy schlussendlich im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. Christl Stöcklinger freundete sich mit dem Mädchen an. "Ich habe ihr Essen und Gewand gekauft und einen Deutschkurs finanziert", erzählt die Oberrohrbacherin. Und weil sie für einen glücklichen Moment im Leben des Flüchtlingsmädchens sorgen wollte, schmiss sie für Joy kurzer Hand eine Geburtstagsparty. "Das war wunderschön, das werde ich nie vergessen", erinnert sich Joy mit glänzenden Augen. "Wir sind auf der Welt, um uns gegenseitig glücklich zu machen und nicht, um aufeinander zu treten", ist Stöcklinger von der aktuellen Asyldebatte angewidert. "Es wird Zeit, dass wir alle damit anfangen, endlich mehr Mensch zu sein. Im Gegensatz zu diesen armen Leuten sind wir eigentlich superreich."
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