Christoph Baumgärtel
Nach Entgleisungen und Funktionsverbot jetzt Parteiaustritt
Christoph Baumgärtel von der SPÖ Langenzersdorf gab seinen Parteiaustritt bekannt.
BEZIRK KORNEUBURG | LANGENZERSDORF. "Diese Partei, die es in den letzten Monaten und Jahren massiv verabsäumt hat, Profis, Ecken und Kanten zu zeigen, nicht in der Lage war, eine vernünftige Oppositionsarbeit zu machen und auch nach dem schlechtesten Ergebnis in der Geschichte der Sozialdemokratie nicht gewillt ist, ihren Kurs zu ändern, ist keine Option mehr." Mit diesen Worten begründet Christoph Baumgärtel seinen Parteiaustritt. Dass man sein Team attackiert habe, sprich die SPÖ Langenzersdorf, "offenbar weil unsere Facebookseite zur größten, erfolgreichsten Social-Media Seite einer roten Gemeindeorganisation in NÖ und wohl auch Österreichs geworden ist", kann Baumgärtel nicht verstehen. Man habe in Langenzersdorf eine "aufrechte und pointierte Oppositionsrolle nicht nur eingefordert, sondern auch stets konsequent gelebt", so Baumgärtel. Nun fühlt er sich verraten, spricht von Schande, will nicht mehr "kuschen, ducken und mit dem politischen Mitbewerber gemütlich weiter wohlfühl-kuscheln".
Viele "rote Linien" überschritten
Das Agieren des bis dato Vorsitzenden-Stellvertreters der SPÖ Langenzersdorf war jedoch innerhalb des Bezirks und auch in der Hanakgemeinde selbst nicht unumstritten. Aussagen, etwa zum Brandanschlag auf die FPÖ-Zentrale in St. Pölten im August, stießen auch Bezirkspartei-Obmann Martin Peterl sauer auf. Eine "rote Linie" habe er damals überschritten, was mit einem von der SPÖ NÖ verhängten Funktionsverbot für Baumgärtel geendet hat.
Ausschluss schon vor Schiedsgericht
"Mit seinem Austritt hat sich Christoph Baumgärtel ein Schiedsgericht erspart", erklärt Bezirkspartei-Obmann Martin Peterl. So habe das SPÖ-Bezirksparteipräsidium den Ausschluss von Baumgärtel aus der SPÖ gefordert. "Und weil wir das nicht selber machen konnten, haben wir unser Anliegen dem Landesparteivorstand mitgeteilt, der dies wiederum, unter Einhaltung sämtlicher Richtlinien und Statuten, an das Schiedsgericht weitergeleitet hat." Baumgärtel sei nun also mit seinem Parteiaustritt einem Ausschluss zuvorgekommen.
Dass er weder Orts- noch Bezirkspartei angreift, rechnet Peterl ihm zwar an, Verständnis für das plakative Austreten – Baumgärtel teilte sich per E-Mail und auf Facebook seinen "Anhängern" mit – hat der Bezirkspartei-Obmann wenig: "Ich halte es da genau wie Michael Häupl, seine Probleme innerhalb der Familie richtet man nicht über den Balkon, sondern im Wohnzimmer aus."
Bereits im Vorfeld habe es unzählige Gespräche mit dem unbequemen und oft über das Ziel hinausschießenden Baumgärtel gegeben. Und Peterl fügt hinzu: "Es tut mir ehrlich ein bisschen leid, denn ich halte Christoph Baumgärtel für einen sehr gescheiten Menschen, der gut politisch denken kann. Wenn er aber in die virtuelle Welt eingetaucht ist, war er nicht mehr der, den ich kennengelernt habe. Man soll und darf kantig sein, ja, aber auf keinen Fall untergriffig."
"Baumgärtel hat uns geschadet"
Auch Langenzersdorfs SPÖ-Vorsitzender Wolfgang Motz scheint froh, die Causa Baumgärtel abschließen zu können: "Er hat immer nur seine eigene Meinung nach außen getragen, was uns als Ortsorganisation geschadet hat. Schon im September haben wir uns von ihm distanziert."
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