Wenn er zugesperrt hat, ist es zu spät
Der örtliche Nahversorger: in der Bevölkerung ganz oben auf der Prioritätenliste, aber warum kauft man dann auswärts?
WÜRNITZ. "Ich habe bei der Firma Meinl Einzelhandelskaufmann gelernt", erzählt Christian Meister von den Anfängen seiner Tätigkeit als Nahversorger in Würnitz. "Als wir 2009 hierher gezogen sind, hat der Greißler gerade zusperren wollen, und da haben meine Frau und ich das Geschäft übernommen."
So gerne Heidi und Christian Meister auch täglich ihre Kunden beraten und mit Lebensmitteln versorgen, die Zukunft des Geschäftes ist ungewiss. Viele Pendler machen gleich auf der Heimfahrt ihren Einkauf, und auch viele Ortsbewohner fahren mit dem Auto zu größeren Supermärkten. Somit ist der Umsatz immer hart an der Grenze der Kostendeckung. "Ich habe mir eine Frist gesetzt," sagt Meister. "Dann werden meine Frau und ich entscheiden, ob es weitergeht."
Für den Verbleib der örtlichen Einkaufsmöglichkeit hat sich die Bürgerinitiative "Pro Greißler" stark gemacht. Sie möchte die Ortsbevölkerung durch verschiedene Aktionen aufmerksam machen, welchen Stellenwert ein Nahversorger im Ort hat und was ein Verlust bedeuten würde.
Luise Kasess ist aktiv dabei: "Jeder von uns kann in die Lage kommen, nicht mit dem Auto fahren zu können, sei es wegen Krankheit oder im Alter. Und wie tätigt man dann seine Einkäufe?" Kasess betont, dass es schon helfen würde, wenn jeder zumindest einen Teil der wöchentlichen Lebensmittel im Ort kauft. "Nur von einem vergessenen Liter Milch kann kein Greißler leben."
Seit zwei Jahren setzt die Bürgerinitiative Maßnahmen, um die Bevölkerung wach zu rütteln. Heuer verteilte sie Sackerl mit einem Apfel und einem Begleitbrief an alle Bewohner von Würnitz, und es gab vor dem Geschäft Kürbissuppe und Kürbis Schnitzen für Kinder. Diese Maßnahmen helfen kurzfristig, aber dann flacht die Frequenz der Käufer wieder ab, berichtet Meister. "Vielleicht muss man alle halben Jahre so eine Veranstaltung machen, um eine dauerhafte Erinnerung in die Köpfe zu bringen. Gott sei Dank haben wir viele Unterstützer."
"Pro Greißler" hat 2013 auch bei dem Projektwettbewerb der NÖ Dorf- und Stadterneuerung mitgemacht und eine Auszeichnung erhalten. So viel Engagement sollte doch Erfolg zeigen, und auch auf andere Ortschaften überschwappen. Denn vielerorts führen die letzten Greißler ständig einen Kampf ums Überleben.
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