Erfahrung ohne Wert
Führerschein: Sind (fast) alle Autofahrer gemeingefährlich? Kaum einer würde die Prüfung wieder bestehen.
Wer regelmäßig hinterm Steuer sitzt, kennt das: Selbst ist man ein wirklich guter Fahrer, aber links, rechts, vorne und hinten ist man von gemeingefährlichen Volldeppen umgeben. Doch Vorsicht! Nirgendwo klafft die Lücke zwischen Selbsteinschätzung und Realität so weit auseinander, wie im Schlafgemach und hinterm Steuer. Ein Bezirksblätter-Test zeigt: Jahrelange Fahrpraxis schützt nicht vor Versagen beim Führerschein-Prüfungstest.
Regina Gansberger fährt seit vielen Jahren mit den größten Reisebussen im In- und Ausland, doch beim ÖAMTC Test hat sie, so wie alle befragten Kraftfahrer, keine Chance.
Auswendiglernen gefordert
Busfahrerin Gansberger hat über diese Diskrepanz nachgedacht und meint einen möglichen Grund dafür ausgemacht zu haben. "Beim Computertest wird nur das auswendig Gelernte bewertet", meint sie, "dabei wird nicht das Verstehen der Antworten hinterfragt, sondern ausschließlich das Textwissen." Und sie weist darauf hin, dass bei vielen Gesprächen mit ihren angestellten Busfahrern bestätigt wird, dass sie, ohne neuerlich für eine Prüfung intensiv zu büffeln, keine Chance hätten, ja teilweise sogar feststellen mussten, dass sie bei dem Selbsttest nicht einmal den B-Führerschein bestanden haben.
Die Tatsache, dass sie bei der simulierten Führerscheinprüfung chancenlos war, hat auch Eva D. ziemlich schockiert. "Ich fahre jetzt seit 30 Jahren unfallfrei, davon viele Jahre beruflich über 40.000 Kilometer jährlich, das kann doch nicht sein, dass ich heute bei einer Führerscheinprüfung mit Bomben und Granaten durchrasseln würde. "Doch, das ist so", erklärt Bezirkspolizeikommandant Siegfried Krische. "Die meisten Fehler passieren erfahrenen Kraftfahrern bei diesen Tests, weil sie bei mehreren Antwortmöglichkeiten eine davon auslassen und die Antwort damit als falsch bewertet wird. So unter dem Motto, na das ist doch eh klar", meint Krische.
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