Bitte wählen – schon wieder
Die Neuwahl im Herbst sorgt bei 1.074 Beisitzern für Frust
BEZIRK KORNEUBURG. Während andere mit Familien feiern, Sonntagsausflüge machen oder einfach nur entspannen, sitzen sie in Schulklassen, Hinterzimmern von Gasthäusern und Gemeindestuben. Von sechs Uhr Früh bis 20 Uhr an jedem Wahlsonntag.
Die Bezirksblätter haben einige der 1.074 Wahlbeisitzer im Bezirk gesucht und mit ihnen gesprochen. Über die Liebe zur Demokratie, den Schaden und – jetzt auch den Spott, den man für diese freiwillige Arbeit nun ertragen muss.
Wie funktioniert’s eigentlich?
Doch wie funktioniert das eigentlich mit Wahlbehörden, Beisitzern und Co? Wir haben die Leiterin der obersten Wahlbehörde im Bezirk, Bezirkshauptfrau Waltraud Müllner-Toifl gefragt. "Zu oberst steht die Bezirkswahlbehörde, danach kommen die 19 Gemeindewahlbehörden. Jede Gemeinde legt zudem selbst, je nach der Größe, verschiedene Wahlsprengel fest. Bei uns im Bezirk gibt es insgesamt 119." Nachdem die Sprengel die Stimmen ausgezählt haben, wird das Ergebnis an die Gemeindewahlbehörde weitergeleitet, diese gibt es an die Bezirkswahlbehörde weiter. Von dort geht es dann direkt zur Landeswahlbehörde. "Die Briefwahlstimmen werden alle gesammelt in der Bezirkswahlbehörde ausgezählt. Beim letzten Wahldurchgang waren es über 7.000, um rund 2.000 mehr als beim ersten Wahldurchgang", erklärt Müllner-Toifl.
Ein politischer Akt
Einer, der 1.074 Wahlbeisitzer im Bezirk ist Robert Korp von den GRÜNEN Langenzersdorf. "Die Wahlbeisitzer werden von den jeweiligen Parteien nominiert, wobei sie nicht Mitglied der Partei sein müssen", erklärt Korp. Für ihn ist das Beisitzen einer Wahl ein freiwilliger, politischer Akt. Die Anfechtung des letzten Wahldurchganges irritiert ihn sehr. "In Langenzersdorf hat immer alles perfekt funktioniert. Wir achten auf eine exakte Durchführung, da gab es nie Verdachtsmomente."
Spezielle Schulungen
"Das Wahlrecht ist sehr komplex. Wir bereiten uns auf jede Wahl genau vor und laden, vor jeder Wahl, die Verantwortlichen in den Gemeinden zu Informationsveranstaltungen ein", erklärt Bezirkshauptmann Müllner-Toifl. Ob man das Prozedere in Sachen Briefwahlstimmen ändern sollte, darüber will sie sich nicht äußern.
Wolfgang Motz von der Langenzersdorfer SPÖ, ebenfalls Wahlbeisitzer, geht da schon mehr ins Detail. "Warum nicht die Briefwahlstimmen von den Gemeindewahlbehörden auszählen lassen? Und ich spreche mich auch für die Einführung eines zentralen Wählerregisters aus." Für Motz ist das Wahlbeisitzen eine demokratische Pflicht im demokratischen System, um die Rechtmäßigkeit einer Wahl zu gewährleisten. Obwohl er eingesteht: "Manchmal ist es schon eine Herausforderung, Freiwillige dafür zu finden."
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