Nach nächtlicher Polizeiaktion, Schubhaft - und großer Solidarität
Abschiebung von Ziaulrahman Zaland gestoppt

- Ziaulrahman Zaland und Mitschüler in der WiSo Langenlois.
- hochgeladen von Manfred Kellner
LANGENLOIS (mk) Er selbst sah sich bereits auf einem Flug in den Tod - und auch seine Freundinnen und Freunde befürchteten das Schlimmste. Der in Langenlois lebende Ziaulrahman Zaland sollte nach Afghanistan abgeschoben werden - doch diese Maßnahme konnte in letzter Minute gestoppt werden.
Samstag, 7. Dezember: Nacht des Schreckens
Am Anfang steht eine unglaubliche Polizeiaktion in der Nacht zum 2. Advent: Sieben Polizisten mit Polizeihund durchsuchen nicht nur die WiSo-Schule Langenlois, sondern auch den Klausurbereich der Schwestern des Klosters nach dem afghanischen Flüchtling Ziaulrahman Zaland, weil er abgeschoben werden soll. Gegen 22 Uhr finden die Polizisten den Gesuchten auf dem Dach des Turnsaals. Zaland wird mit dem Polizeiauto nach Wien gebracht. Noch auf der Fahrt erfährt er, dass er bereits am Dienstag um 0 Uhr nach Afghanistan abgeschoben werden soll.
Sonntag, 8. Dezember: Tag der Planung
Auf dem Treffen einer Initiativgruppe am Sonntagmorgen im Lerncafé der Flüchtlingshilfe Langenlois kritisieren der Langenloiser Bürgermeister Harald Leopold, Stadträtin Brigitte Reiter, Gemeinderätin Anita Stemberger-Chabek, die Schulschwestern und das Team der Flüchtlingshilfe Langenlois den Vorgang und die Vorgangsweise. Alle machen sich ernste Sorgen um das Leben des Flüchtlings nach einer Abschiebung. Sie beschließen, sich in einem Appell an Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen zu wenden, diese als mutwillig empfundenen Abschiebungen noch zu stoppen, wenigstens die parlamentarische Behandlung des Themas abzuwarten und damit den Menschen die Beendigung ihrer Ausbildung zu ermöglichen. Darüber hinaus sollen weitere Politiker wie Innenminister Wolfgang Peschorn das Schreiben erhalten. Die Briefe werden noch am Sonntagabend per E-Mail an die Adressaten geschickt.
Montag, 9. Dezember: Tag der Aktion
Am Montagvormittag zieht eine Demonstration von weit mehr als hundert Schülerinnen und Schülern der WiSo-Schule durch Langenlois. Sie alle bekunden ihre Solidarität mit Ziaulrahman Zaland: „Wir sind hier, wir sind laut - weil Ihr ihm die Zukunft raubt!“ skandieren die Schüler, die mit eilig angefertigten Schildern, Plakaten und Transparenten auf die Straße gegangen sind, um die drohende Abschiebung ihres Mitschülers Ziaulrahman Zaland zu verhindern.
Das Blatt wendet sich kurz vor dem Vollzug der Abschiebung am späten Montagabend - die Abschiebung wird in letzter Minute gestoppt, und die Freude bei seinen Unterstützern ist riesengroß. Zaland wird am späten Montagabend aus dem Anhaltezentrum Rossauer Lände entlassen.
Dienstag, 10. Dezember: Tag der Freunde und des Dankes
Die WiSo-Schule feiert am Dienstagmorgen die Rückkehr von Ziaulrahman Zaland. Die Langenloiser Initiativgruppe kam dazu, um speziell den Schülerinnen und Schüler der WiSo Langenlois ihren Respekt für ihr außerordentliches Engagement zu bekunden. In der Schule danken sie den Mitschülerinnen und Mitschülern des Flüchtlings für ihren Einsatz und ihre Solidarität und heben hervor, dass dieser Einsatz auch ihnen Kraft gegeben habe für die weitere Arbeit.
Denn so bitter es ist: Die Abschiebung von Ziaulrahman Zaland wurde zwar gestoppt, ist aber noch nicht vom Tisch. Als „gelinderes Mittel“ als die Schubhaft muss er sich jetzt regelmäßig beim Polizeiposten Langenlois melden - und zwar, wie es heißt, bis zur „endgültigen Klärung der Rechtslage“. Deshalb appelliert die Flüchtlingshilfe Langenlois an die handelnden politischen Parteien, Ziaulrahman Zaland als Beispiel zu nehmen und seinen Fall in ihre parlamentarische Entscheidungsfindung einzubeziehen.
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