Hummelflug beim SV Rehberg - auch in der kalten Jahreszeit

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Trainer Harald Hummel verleiht seit 2013 dem SV Rehberg seine sportliche Handschrift. Was bewegt ihn, wie geht er mit Erfolg und seinen Spielern um und wie sieht er die Zukunft seiner Mannschaft? Die Bezirksblätter Krems trafen ihn zum Gespräch.

BZ: Herr Hummel, wo liegen Ihre Wurzeln als Trainer?
H.H.: Ich habe früher selbst bei einigen Vereinen gespielt, war 2002 -2011 Nachwuchstrainer in Krems, 2012 bei der U23, später Co-Trainer von Frankie Schinkels. Ich habe in diesen Jahren viel gelernt, meine eigene Trainerphilosophie und taktische Ideen aufgebaut. Dank Schinkels durfte ich eine Stufe höher liegende Erfahrungen und Eindrücke gewinnen.

BZ: Ihre Trainer-Philosophie?
H.H.: Taktik alleine ist zu wenig. Speziell im Amateurbetrieb musst du zwischenmenschlich voll für die Spieler da sein. Diese Überlegung hat mir 2013 geholfen, den Vorstand des SV Rehberg von meiner Philosophie über Training, Moral, und Nachwuchs zu überzeugen - ich wurde engagiert.

BZ: Anfänglich war es nicht einfach…
H.H.: Ich war verzweifelt, nur 9 Punkte aus der Hinrunde, meine Methoden und Ideen mussten erst greifen. Im Frühjahr dann erste Erfolge, es ging aufwärts. Meine Spieler begannen, die Vorgaben zu verstehen und umzusetzen.

BZ: Was unterscheidet den SV Rehberg von anderen Teams?
H.H.: Das Mannschaftsgefüge, Teambuilding, gemeinsame Zeit abseits vom Training. Wir waren Paintball spielen oder Raften um zu lernen, sich aufeinander zu verlassen, wie es auch auf dem Spielfeld notwendig ist. Daneben passiert vieles, Zusammenkünfte, Feiern, es geht sehr familiär zu.

BZ: Angst vor Autoritätsverlust durch zuviel private Kontakte?
H.H.: Der Respekt von mir zur Mannschaft und umgekehrt ist hundertprozentig vorhanden. Ich habe das Glück als Mensch und Trainer, dass meine Autorität stabil bleibt. Eine Gabe, über die ich froh und dankbar bin!

BZ: Wie gehen Sie mit „schwierigeren“ Spielertypen um?
H.H.: Im ersten halben Jahr habe ich genau beobachtet, einzelne Spieler analysiert, deren Verhalten. Überlegt, ob ich meinen Weg mit dieser Mannschaft gehen kann. Nach sechs Monaten wusste ich, es passt. Wir verpflichten nur noch Spieler, die ins Gefüge und zu meiner Philosophie passen.

BZ: Wer ist für die Auswahl neuer Kaderspieler zuständig?
H.H. Der Sportlicher Leiter, Erich Ratheyser aber auch ich. Unsere erfahrenen Spieler kennen zusätzlich etliche, die ganz gut zu uns passen könnten. Der „menschliche Faktor“ spielt bei der Auswahl eine übergeordnete Rolle. Im Unterschied zu anderen Vereinen haben die Sponsoren kein Mitspracherecht bei Spielerverpflichtungen. Wir bewahren also unsere sportliche Autonomie.

BZ: Unabhängigkeit gegenüber Sponsoren?
H.H.: Tatsächlich haben wir das Glück, unsere Sponsoren ohne sportlichen Druck präsentieren zu können. Auf und außerhalb des Spielfelds, saisonunabhängig. Ein wichtiges, weil auch unabhängiges Medium dafür ist unsere tolle Clubzeitung, die an 2000 Haushalte in der Region geht und somit für die ansässigen Betriebe Bedeutung hat.

BZ: Thema Nachwuchs?
H.H.: Großes Vorbild ist Rapid, wo fast ausschließlich in den eigenen Nachwuchs investiert wird. In den Landes- und Regionalligen werden Legionäre bereits tendenziell abgebaut. Ich persönlich finde, dass bis zur ersten Landesliga ausschließlich Eigenbauspieler eingesetzt werden sollten.

BZ: Ab welchem Alter sollen Junge in die Kampfmannschaft?
H.H.: Ich verfolge die Praxis des behutsamen Aufbaus. Ein Junger darf nicht vorzeitig verheizt werden. Er muss hungrig werden, das „Feuer“ spüren, in der „Ersten“ spielen zu wollen. Es gibt doch nichts Schlimmeres, als ein Junger, der in der Kampfmannschaft zwei, drei gute Spiele abliefert und dann in ein Formtief schlittert. Vor allem das Publikum kann gnadenlos sein, das dauert mitunter lange.

BZ: Kann nur aus Begeisterung ein guter Fußballer entstehen - wie wichtig ist Technik?
H.H.: Wichtig ist aus der Sicht des Trainers, dass bereits im Vorfeld gute Nachwuchsarbeit geleistet wurde. Es gibt Burschen, die athletisch gebaut sind und weniger Technik haben, andererseits „festere“ Typen, die tolles Ballgefühl mitbringen. Letztendlich entscheidend ist, welcher Typ überhaupt in meine Mannschaft passt. Kann er sich integrieren, rackern und für welche Position wäre er interessant.

BZ: Gibt es ein Trainervorbild?
H.H.: Jürgen Klopp (Borussia Dortmund) leistet mit seiner Philosophie Überzeugungsarbeit, lässt sich nichts dreinreden, forciert aggressiven Fußball im Sinne von viel Ballbesitz und „Dranbleiben“.

BZ: Was leiten Sie daraus ab?
H.H.: In erster Linie ist es das Thema „Ballbesitz“. Mein Ziel ist es, dies bei uns noch zu verfeinern. Wir haben in 13 Spielen in den ersten 45 Minuten kein Tor bekommen - ein Indiz dafür, dass wir da gut unterwegs sind.

BZ: Vorbereitung - Erkenntnisse?
H.H. Erstmals haben wir gegen Teams aus stärkeren Ligen gespielt, Gmünd, Herzogenburg, dann SC Wiener Viktoria, viel probiert, Siege oder Niederlagen waren egal. Es ging um Erkenntnisse.

Das Spiel gegen SC Wiener Viktoria gegen ehemalige Profis zeigte uns die Grenzen deutlich auf. Doch nach dem Schlusspfiff wartete Trainer Anton Polster mit tollem Lob auf: „Es ist unglaublich, was eure junge Mannschaft für ein Tempo gegangen ist, ich dachte, ihr würdet gegen uns schon vorzeitig wegbrechen.“ Ein Zeichen, dass unser Konditions-Training passt.

Wichtig: Krems benötigt dringend einen Kunstrasenplatz! Für die Vorbereitung im Winter unumgänglich. Für alle Mannschaften aus dem Raum, für eine Sportstadt Krems! Die Vereine wissen nicht, wo sie im Winter trainieren sollen.

BZ: Start der Frühjahrsrunde mit einem Punkt Rückstand - psychologisch ein Vorteil? Was ist das Ziel für die Frühjahrssaison?
H.H.: Als Trainer hast du immer nur ein Ziel: den Meistertitel. Der Kader ist gleich geblieben, Taktik und Einstellung bleiben unverändert. Ich weiß, dass wir ganz vorne mitspielen können. Moralisch betrachtet ist der Start von Platz zwei aus besser, wir sind mental stark genug. Das gemeinsame Ziel lautet Platz Eins.

BZ: Erste Runde zuhause gegen den SC Weißenkirchen...
H.H.: Die liegen doch weit unter ihrem Wert in der Tabelle. Der Start ist für beide Teams enorm wichtig, der eine muss raus aus der Krise der andere oben bleiben, das wird spannend.
BZ: Zum Abschluss: Gab es Neuverpflichgtungen?
H.H.: Nur eine - Julian Reisinger vom SC Mautern. Er wird behutsam aufgebaut ohne verheizt zu werden. Auch hier: alles braucht Zeit und Geduld. Er kommt dann in die Kampfmannschaft, wenn er zu 100 Prozent dafür reif und bereit ist. Bis dahin halte ich schützend meine Hand über jeden Jungen. Davon lasse ich ich nicht abbringen.

BZ: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Fact-Box
Harald Hummel, Jahrgang 1967, hat aus erster Ehe zwei Söhne (der jüngere, 18, spielt in der U-23), seine zweite Frau brachte zwei Burschen in die Ehe mit. Hummel wohnte bis 2010 in Krems, jetzt in Rehberg. Beschäftigt ist Hummel bei den Wiener Linien. Hobbys sind Städtereisen (Fußballstadien - was sonst?) bzw. Sommerurlaub im warmen Sand der oberen Adria. Seine Stationen als Trainer: SC Krems (Nachwuchs und U-23, Co-Trainer unter Frankie Schinkels) und SV Rehberg (Kampfmannschaft seit 2013).

Wo: Rechperg-Stadion, 3681 Rehberg auf Karte anzeigen

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