Halbjahresbilanz
Arbeiterkammer blickt auf turbulentes Halbjahr zurück
"Man hat die Verunsicherung der DienstnehmerInnen gespürt, aber natürlich auch bei den Dienstgebern", zieht Doris Schartner, die Bezirksstellen-Leiterin der Arbeiterkammer in Krems Bilanz aus den vergangenen Monaten.
BEZIRK KREMS. Als wegen des Corona-Lockdowns Lokale geschlossen halten mussten, waren auch beliebte Gaststätten im Bezirk Krems betroffen. Für eine davon hatte bis dahin ein junger Mann als Kellner gearbeitet. Per Post erhielt er von seinem Arbeitgeber ohne einen weiteren Kommentar die einvernehmliche Auflösung des Dienstverhältnisses mit einer Aussetzvereinbarung – aber ohne konkretes Wiedereinstellungsdatum. „Daher entschied sich der Beschäftigte, die Vereinbarung nicht zu unterschreiben“, schildert Doris Schartner, die Leiterin der AK-Bezirksstelle Krems. Bei der Krankenkasse abgemeldet wurde er dennoch. Der junge Mann wandte sich an die AK. Denn auch seine Endabrechnung – sein letztes Gehalt und die offenen Sonderzahlungen - hat er bis heute nicht erhalten.
Kein Rauswurf ohne Frist
„Auch in der Corona-Krise war es nicht möglich, dass Dienstgeber Dienstverhältnisse ohne Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfristen beenden“, sagt die Arbeitsrechtsexpertin. Auf die Aufforderung der AK, dem jungen Mann das ihm zustehende Geld nachzuzahlen, reagierte der Betrieb aber nicht. Daher bleibt nur der Weg vor Gericht.
Bilanz 1. Halbjahr 2020 – Bezirk Krems
Leistungen, welche die Arbeiterkammer Krems für ihre Mitglieder im ersten Halbjahr 2020 vollbracht hat:
9.032 Beratung wurden durchgeführt, im Arbeits- und Sozialrecht wurden 1,985.864 Euro eingebracht, davon 733.790 Euro aus Insolvenzvertretung.
Für die Mitglieder wurden insgesamt 1,988.739 Euro erreicht.
„Insgesamt hat die Bezirksstelle Krems im ersten Halbjahr 2020 fast 2 Millionen Euro für ArbeitnehmerInnen der Region erstritten“, sagt die Bezirksstellenleiterin: „Das umfasst auch den Konsumentenschutz. Am häufigsten gefragt war unsere Unterstützung bei Problemen am Arbeitsplatz und in sozialrechtlichen Fragen.“ Insgesamt wandten sich im ersten Halbjahr 2020 mehr als 9.000 Menschen an die Bezirksstelle Krems, ein Plus von über 90 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019! „Das zeigt, wie wichtig wir als regionale Anlaufstelle in allen Lebenslagen sind“, so Schartner.
Landesweit: Beratungen wegen COVID-19 um 50 Prozent gestiegen
Auch in Niederösterreich hat die COVID-Pandemie das Arbeitsleben erheblich verändert. Kurzarbeit, Rekordarbeitslosigkeit, Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz, allgemeine Verunsicherung – die Anliegen der Betroffenen waren zahlreich. „Wir haben uns gerade in dieser schwierigen Zeit als verlässlicher Partner der niederösterreichischen ArbeitnehmerInnen erwiesen. 110.000 ArbeitnehmerInnen sind von unseren ExpertInnen beraten worden, um 50 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2019“, so AK Niederösterreich-Vizepräsidentin Gerda Schilcher.
Aufgrund dieser Ausnahmesituation ist vor allem die Zahl der telefonischen und der E-Mail-Beratungen im ersten Halbjahr enorm gestiegen. „Die Hotlines waren bis 19 Uhr und sogar am Wochenende besetzt, denn es gab viele Unklarheiten und einen großen Informationsbedarf. Da ging es um Kurzarbeit, Urlaubsverbrauch, Home-Office oder die Frage, ob jemand zu einer Risikogruppe gehört und wie er oder sie sich verhalten soll“, so Schilcher. Auch die Frage, wie sich ArbeitnehmerInnen vor einer Ansteckung schützen und was der Arbeitgeber dazu beiträgt, war von enormer Wichtigkeit für die Beschäftigten.
Bilanz 1. Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr:
2020: 110.038 Beratungen gesamt
2019: 76.549 Beratungen gesamt
2020: 86.074 telefonische Beratungen
2019: 53.649 telefonische Beratungen
2020: 13.566 persönliche Beratungen
2019: 19.797 persönliche Beratungen
2020: 10.398 schriftliche Beratungen
2019: 3.103 schriftliche Beratungen
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