„Ortskerne kann man retten“

Erich Ramsauer und Caroline Gerstlohner sind überzeugt, dass man das Aussterben der Ortskerne nicht hinnehmen muss.
  • Erich Ramsauer und Caroline Gerstlohner sind überzeugt, dass man das Aussterben der Ortskerne nicht hinnehmen muss.
  • hochgeladen von Carmen Kleinheinz

KUFSTEIN (ck). Vor drei Jahren ist Erich Ramsauer mit seiner Lebensgefährtin Caroline Gerstlohner nach Kufstein gezogen und hat sich in seiner neuen Heimat für den täglichen Einkauf auf die Suche nach Bäckern, Metzgern und kleinen Betrieben gemacht. Doch wie in vielen anderen Regionen werden genau diese kleinen heimischen Unternehmen auch hier immer seltener. „Seit Jahrzehnten werden die kleinen Betriebe ausgehungert. Darauf, dass die Politik und die EU etwas dagegen tut, braucht man nicht zu warten“, ist sich Ramsauer sicher.
Deshalb hat der gelernte Jurist gemeinsam mit Caroline Gerstlohner, die als Unternehmensberaterin tätig ist, in Kufstein die Firma MCE gegründet. Ihr Ziel ist es, Firmen durch ein Bürgerbeteiligungsmodell den Fortbestand zu sichern.

Wie funktioniert es?
„Die Bürger investieren in ihre örtliche Nahversorgung und die Betriebe greifen auf ihre zufriedenen Kunden zurück“, erklärt Ramsauer den Vorteil für beide Seiten. Die Kunden beteiligen sich mit einem kleinen Betrag (maximal 2000 Euro) am Betrieb, im Gegenzug erhalten sie Warengutscheine, die sie in diesem Betrieb beliebig einlösen können. Die Firma MCE übernimmt die gesamte Abwicklung. „Viele zufriedene Kunden beteiligen sich gerne, wenn dadurch ihr heimischer Betrieb erhalten bleibt. Und für kleine Betriebe ist das eine Möglichkeit, um Geld für notwendige Investitionen zu lukrieren. Zusätzlich stärkt das die lokalen Strukturen und sichert Arbeitsplätze.“
Maximal 100.000 Euro können über dieses Modell finanziert werden. MCE selbst erhält erst dann Geld, wenn die betreute Firma durch das Modell ihren Umsatz dauerhaft steigern kann. „300.000 Betriebe kommen laut WKO für ein solches Modell in Frage“, meint Ramsauer. Ganz wichtig sei es aber auch, darauf hinzuweisen, dass der Verlust der Inves-tition droht, wenn der Betrieb am Ende nicht gerettet werden kann, betont er.

Politische Reaktionen
Ramsauer und Gerstlohner haben ihr Konzept an alle Mitglieder der Tiroler Landesregierung geschickt. „Das Thema Erhaltung der Ortskerne betrifft ja nicht nur die Raumordnung, sondern auch viele andere Ressorts“, ist man überzeugt. Dennoch wurde das Mail von diversen Politikern lediglich an VP-Landesrat Johannes Tratter (für die Raumordnung zuständig) weitergeleitet. Tratter hat sich öffentlich mehrfach für den Erhalt der Nahversorgung und die Stärkung der Ortskerne ausgesprochen. „Der Landesrat hat sich das Konzept inzwischen angeschaut und auch die zuständige Fachabteilung hat ihre Einschätzung bereits abgegeben“, heißt es in Tratters Büro. Jetzt will man sich mit der Firma MCE in Verbindung setzen, um offene Fragen zu klären.

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