Eine kleine Messe für den lieben Gott

Gustavo Gimeno - Mann der großen Gesten | Foto: c-Simon-van-Boxtel
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  • hochgeladen von Reinhard Hübl

«Hier ist sie, die kleine Messe. Ist es wirklich heilige Musik (musique sacrée), oder doch vermaledeite Musik (sacrée musique)? „Ich bin für die Opera buffa geboren. Du weißt es wohl! Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies“ schrieb Rossini 1863 in der Widmung zu seiner „Petite messe solonnelle“ an den lieben Gott. So «klein» ist diese Messe, die zuvor überhaupt erst einmal im Wiener Konzerthaus aufgeführt worden ist (auch damals –1972! – durch das ORF Radio-Symphonieorchester), freilich nicht. Vielmehr handelt es sich um ein reich orchestriertes Spätwerk ganz im heiteren Geist Rossinis (150. Todestag). Soweit der Vortext.

Die kleine Messe ist ein epochales Werk, mit dem Gioachino Rossini laut an die Himmelstür hätte pochen können. Es ist verwunderlich, dass sie so spärlich im Blickfeld des Musikmanagements auftaucht. Aber das ORF Radio Symphonieorchester Wien hat diese herrliche Tonspur aus der Versenkung geholt. Und die Wiedergabe im Wiener Konzerthaus ist mehr als gelungen. Das RSO unter Gustavo Gimeno ist spielfreudig, exakt und mit Hingabe unterwegs - ein seriöser Begleiter der Solisten und des Chors. Es ist keine Messe wie Anton Bruckner sie kreiert hat. Petite messe solennelle ist leichter, nachdenklicher und nur mit wenigen dramatischen Ausbrüchen. Man könnte niederknien, Gott danken und dabei der himmlischen Musik lauschen.

Die Dramaturgen dieses Gesamtkunstwerkes haben ganze Arbeit geleistet: Die Zusammensetzung des Solistenquartetts ist ein glückliche Fügung. Die Damen Eleonora Buratto (Sopran), Sara Mingardo (Alt) und die Herren Kenneth Tarver (Tenor) und Luca Pisaroni (Bassbariton) singen in brillanter Harmonie. Manchmal ist es ja so, dass der Bass die anderen SängerInnen an die Wand orgelt. Nichts dergleichen passiert im Konzerthaus. Und das ist gut so! An der Orgel arbeitet sich der Ungar Robert Kovács ab. Die manchmal wackelige Wiener Singakademie tut dem Triumph keinen Abbruch. Gustavo Gimeno ist ein souveräner Kapellmeister. Was ihn vom scheidenden Chefdirigenten Cornelius Meister unterscheidet, ist die natürliche Autorität. Niemand im Publikum macht auch nur einen Huster, bevor der Dirigent durch seine Haltung das Konzert für beendet erklärt. Ein eindrucksvoller Abend geht mit viel Applaus zu Ende.

Next: Tonhalle-Orchester Zürich mit Levit (Klavier) Bringuier (Dirigent) am 9.4 2018.
Programm: Johannes Brahms, Hector Berlioz

Persönlicher Nachtrag:

Wenn ein Politiker einer bestimmten Sorte mal nicht ins Bild kommt, wird sofort nach Gebührenbefreiung geschrien. Dass das der falsche Reflex ist, wird jeder vernünftige Mensch verstehen. Aber was ist schon Vernunft? Es würde bedeuten, dass das RSO bald Geschichte wäre. Das kann niemand wollen, der einigermaßen etwas von Kultur versteht. Aber Kultur haben diese Menschen bedauerlicherweise nicht. Sie verstehen davon nur so viel wie ich vom Kuhmelken. Bürger steht auf gegen diesen Unsinn! Das Credo des Irrsinns erleben wir gerade beim Nichtraucherschutz.

Der Schriftsteller Viktor-Marie Hugo meinte einmal: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist zu schweigen.“ Verstanden? Ich fürchte nicht.

Reinhard Hübl

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