Wiener Symphoniker
Das beste Orchester Wiens
Falls jetzt ein Sturm der Entrüstung über mich hereinbricht, sage ich: Ja, die Wiener Philharmoniker sind ein Weltorchester, jedoch mit anderem Zugang. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie im Cross Over tätig sind, oder im Gemeindebau spielen. Die Symphoniker machen das, wenn es z.B. darum geht, Conchita zu begleiten, oder das Gedächtniskonzert am Heldenplatz zu organisieren, laden zu einem Freiluftkonzert im Museumquartier. Sie engagieren sich gesellschaftskritisch in der Musik. Es ist ein weltoffenes Ensemble. Das sind Komponenten, die mich zu dieser Euphorie verleiten.
Das unlängst stattgefundene Requiem von Berlioz mit 16 Pauken, einer Unzahl von Blasinstrumenten, gut eingespielten Streichern und dem Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien veranlassen mich zu dieser Einschätzung. Es ist ein Feiertag, auch wenn eine Totenmesse auf dem Programmzettel steht. Der Orgelbalkon wird ebenso bespielt, wie die bis ins Publikum reichende Schlagwerker. Die Stück wird es in Wien aufgrund des großen Aufwandes nicht mehr so schnell wieder geben. Am Pult stand Philippe Jordan, der demnächst scheidende Chefdirigent der Symphoniker. Aber er geht ja nur ein paar Häuser weiter - es wartet die Wiener Staatsoper auf ihn. In diesem Konzert glänzte er mit einer Meisterleistung. Ein wohltemperiertes Ereignis selbst in den musikalischen Ausbrüchen. Wir werden ihn vermissen. Aber er hat für eine exzellente Nachfolge gesorgt: Andres Orozco-Estrada.
Noch ist er bei den Wiener Symphonikern. Er dirigiert Beethoven und Brahms. Die @7-Konzerte werden fortgeführt - teils im großen Saal, und das Apres im Foyer in kleiner Formation, je nach Abendprogramm. Zahlreiche Auslandsgastspiele in Belgien, China, Frankreich und in der Schweiz zeugen von der Reputation des Orchesters.
Philippe Jordan lässt auch andere Dirigenten ans Pult, allen voran Lahav Shani als erster Gastdirigent.
Es gibt 2019/20 viele interessante Abos, ein gut durchmischtes Programm im Konzerthaus, Musikverein, bei den Bregenzer Festspielen und als Opern-Orchester im Theater an der Wien.
Übrigens, sie werden es schon bemerkt haben: Die Wiener Symphoniker sind mein Lieblings-Orchester. Und weil es so ist, weiße ich noch auf eine neue CD hin. Die Wiener Symphoniker spielen das Standardwerk Symphonie fantastique und die Ausnahme- Tondichtung von Hector Berlioz „Lélio ou Le retour à la vie. (Die Rückkehr ins Leben). Das umjubelte Konzerterlebnis erscheint nun auch als Live-Aufnahme auf dem orchestereigenen, von Sony Music vertriebenen Label des Orchesters. Als Solisten mit dabei sind neben dem Tenor Cyrille Dubois und dem Bariton Florian Sempey der gefeierte französische Bass Jean-Philippe Lafonte als Erzähler sowie der von Johannes Prinz geleitete Singverein. Ich habe es gehört, und Sie sollten es auch hören.
Infos: www.wienersymphoniker.at
Reinhard Hübl
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