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Das trojanische Pferd und seine Folgen

Valery Gergiev | Foto: © Herbert Schwingenschlögl
  • Valery Gergiev
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  • hochgeladen von Reinhard Huebl

Selbst die meisten Halbgebildeten wissen etwas über das trojanische Pferd - zweite Klasse Mittelschule. Die klugen Griechen griffen nach zehnjähriger Belagerung Trojas zu einer List. Scheinbar auf dem Rückzug, hinterließen sie ein riesiges Holzpferd. Die Trojaner im Freudentaumel, der Einkesselung entgangen zu sein, werten das Pferd als Geschenk und ziehen es in die Stadt. Vermutlich glauben sie, schlimmstenfalls Kakerlaken oder anderes Ungeziefer einzuschleppen. Totaler Fehlgriff. Im Bauch den Tieres lauern einige der bösen Griechen, die dann zu nächtlicher Stunde ausschwärmen, die Stadttore öffnen, und so kann die einrückende Armee ein Gemetzel unter den Trojanern anrichten. Nur Enée, dem Sohn der Venus, gelingt die Flucht mit dem Schatz von Troja. In den griechischen Mythen wimmelt es nur so von Drachen, Geistern, Orakeln, Hellsehern und meist widerlichen Göttern, die dem gemeinen Volk allerlei Schwierigkeiten machen. Und hätten die Trojaner auf die abgehobenen Überirdischen gehört, die schon geahnt haben, was passieren wird, müsste die Geschichte neu geschrieben werden. Wahrscheinlich wäre die dann fader gewesen.

Das Meer treibt eine kleine Trojaner-Flotte nach Karthago. Dort geht’s trotz der Feier für die Königin auch nicht besonders lustig zu. Die Nubier sind in Anmarsch, sozusagen die Elite der Ägypter, Bogenschützen inbegriffen. Bei Gefahr sind die MachthaberInnen nicht besonders wählerisch, Söldner sind willkommen, besonders dann, wenn sie in ihren Reihen Helden haben. Das Volk von Karthago wendet sich auch an schwer kriegsgeschädigte Trojaner. Die, nicht faul, dienen sich an, an der Seite der Karthager zu neuen Feindseligkeiten aufzubrechen. Die Usurpatoren sind bald geschlagen. Man sollte meinen, dass nun Frieden einkehren sollte. Etliche verwirrende Liebesgeschichten beherrschen die Szene. Das Alphatier Enée findet Gefallen an Königin Dido, und bei einem Jagdausflug kommen sich die beiden näher. Was in der Höhle, in die Enée und Dido wegen Unterwetters flüchten, passiert, ist nicht überliefert. Anna, die Schwester der Königin, bestärkt diese, die Verbindung einzugehen, während ein Minister schon bald Unheil aufziehen sieht.

Und das kommt dann auch prompt. Wieder einmal sind die Götter der Mythologie zornig. Das Bodenpersonal vermittelt diesen Grant, ohne dabei in Erklärungsnotstand zu kommen. Die Trojaner sollen sich nach Italien entfernen, weiß ein katharischer Priester, sonst gibt‘s Unheil. Selbst Helden beugen sind den Drohungen. Jetzt, wo es gerade so gemütlich geworden ist, findet das Fußvolk die Abreise gar nicht gut. So bequem lässt es sich hier leben. Aber es wiederholt sich in der Geschichte immer wieder: Führer, wir folgen dir. Die menschlichen Verstrickungen sind weit gediehen. Gebrochene Liebesschwüre begleiten den Abzug der Trojaner. Auch die Königin ist betroffen. Sie reckt die Faust gen Himmel, verflucht Enée und nimmt den Dolch für den Selbstmord. Enée segelt davon. Wie es ihm geht, ist nicht belegt. So können sich Zeiten verändern, wenn man auf Götter hört.

Hector Berlioz hat die Tragödie in grenzgeniale Musik gegossen. Sein Vater hat ihn mit Latein traktiert. Wer jemals Latein in der Schule hatte, weiß, wie sich das angefühlt haben muss. Doch Berlioz sieht das als Bereicherung seines Geisteslebens. Die Phantasie dieser Geschichte lässt ihn nicht mehr los, er schreibt das Libretto und die Musik dazu. Daraus wird die zweiteilige Oper Les Troyens in fünf Akten. Es ist ein sinnlich kompositorisches Schaffen. Man spürt die Musik, braucht die Agitatoren gar nicht zu sehen, um zu wissen, welche Ereignisse sich auf der Bühne abspielen. Martialische Töne, marschierende Soldaten, unheilvolle Prophezeiungen, Liebesleid – all das fühlt man ohne Blickkontakt.

Das gelingt dem Orchester und dem Chor (der in der Aufführung im Konzerthaus durch den Wiener Singverein verstärkt wird) des Mariinski Theaters St. Petersburg in hervorragender Weise. Die fast fünfstündige Aufführung fordert Musiker und Publikum. Valery Gergiev steuert den Klangkörper als Dirigent mit wenigen Tempiregelungen eindringlich, gefühlvoll und dem Komponisten gegenüber werktreu. Im insgesamt beeindruckenden Ensemble stechen zwei Gesangskünstler besonders hervor: Sergey Semishkur als Enée und Ekaterina Semenchuk als Königin Didon. So verinnerlicht und leidenschaftlich und zugleich an Herzbruch leidend habe ich kaum jemals ein Duett gehört.

Nach der konzertanten Monsteroper hätte mir ein Glas Wein gut getan. Doch am Nationalfeiertag sind die Möglicheiten dafür dünn gesät. Also fahre ich bewegt nach Hause und spiele die CD Symphonie fantastique von Berlioz an.

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Dienstag, 12. November 2013, 19:30 - ca. 21:15 Uhr Großer Saal

Interpreten

Wiener Symphoniker, Orchester
Khatia Buniatishvili, Klavier
Bertrand de Billy, Dirigent

Programm

Felix Mendelssohn Bartholdy

Symphonie Nr. 3 a-moll op. 56 «Schottische» (1829/1841-1842)

Johannes Brahms

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 (1878-1881)

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