Ein Held mit leisen Tönen
Wer den Macduff aus Macbeth in München, den Herzog von Mantua aus Rigoletto und den Hoffmann aus Hoffmanns Erzählungen in New York erleben wollte, war an diesem Tag im Wiener Konzerthaus richtig: Joseph Calleja verkörpert alle diese Rollen. Anfangs etwas verhalten - der Funke will nicht so richtig aufs Publikum überspringen. Da mochte der maltesische Tenor noch so sehr alle Register seines Könnens ziehen, den Helden heraushängen lassen - der Applaus ist zurückhaltend. Nicht so im zweiten Teil. Insbesondere in den sinnlichen Werken von Francesco Cilieu kommt die Ausdruckskraft Callejas voll zur Geltung.
Es sind die leisen Töne, die ihm liegen und die er unglaublich eindrucksvoll timbriert. Je mehr sich der Abend dem Ende neigt, desto hitparadenartiger wird er. Die Arie des Cavaradossi aus Tosca beschließt das offizielle Programm. Die Zugaben aus dem italienischen Fach werden euphorisch beklatscht. Nach "O Sole mio" ist der Bann endgültig gebrochen. Fast volksfestartige Stimmung kommt auf. Es fehlen nur noch Chianti und Salamini al Barbera, und es wäre eine perfekte Klassik-Party. Aber zaghafte Versuche, Standing Ovations zu inszenieren, werden von der breiten Mehrheit der Sitzenbleibenden unterdrückt.
Fazit: Bei Rolando Villazon, der auch im Rahmen der Konzertreihe „Great Voices“ aufgetreten ist, war’s lustiger. Calleja ist und wird keine Rampensau. Als Opernstar ist er glaubwürdiger als Konzertsänger. Ich freue mich schon, wenn er im Herbst wieder auf der Bühne der Wiener Staatsoper sein Bestes gibt.
Ach ja, da wäre noch das Orchester. Die Brünner Philharmonie spielt artig die Begleitmusik. Das Dirigat des Einspringers Paolo Bressan ist gar nicht übel, doch sein Gestus zeigt, wie unsicher er sich fühlt. Selbst die Blumen sind ihm unheimlich.
Next Great Voices: Diana Damrau am 15.04.2015. Die Crossover-Sängerin und Echopreisträgerin verspricht ein spannendes Programm.
Demnächst: Das „Glenn Miller Orchestra“ am 2.2.2015
www.konzerthaus.at
Reinhard Hübl
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