FGM-Ambulanz: "Sind froh, Frauen helfen zu können"
In der Rudolfstiftung gibt es eine Ambulanz für Frauen, die von Genitalverstümmelung betroffen sind.
LANDSTRASSE. Rund 8.000 Frauen leben in Österreich, die von Genitalverstümmelung betroffen sind. Dabei dürfte die Dunkelziffer noch viel höher sein. Zwei Frauen, die Betroffenen auf medizinischer Ebene helfen können, arbeiten im dritten Bezirk. Magdalena Pabinger und Jinhi Pipal-Son leiten die FGM (Female Genital Mutilation) Ambulanz in der Rudolfstiftung. Jeden zweiten Dienstag behandeln sie Frauen, die von FGM betroffen sind und arbeiten dabei sehr eng mit dem FEM Süd (10., Kundratstraße 3), dem Gesundheitszentrum für Frauen und Mädchen zusammen. Während dort vor allem Aufklärung und Vorberatung im Zentrum steht, kümmern sich Pabinger und Pipal-Son um die chirurgische Behandlung der betroffenen Frauen.
"Viele Frauen kämpfen aufgrund der Verstümmelung mit Menstruationsbeschwerden, Blasenentzündungen und Harnwegsinfekten. Ein anderes Thema ist Geschlechtsverkehr und natürlich die Geburt, im Falle einer Schwangerschaft. Viele Frauen wissen nicht, ob sie überhaupt ohne Kaiserschnitt ein Kind zur Welt bringen können", so die beiden Gynäkologinnen. Rund 30 bis 40 Erstbegutachtungen führen die beiden pro Jahr durch, nur bei einem Drittel ist dann auch wirklich ein operativer Eingriff nötig. Dabei handle es sich um "einen einfachen Eingriff", die Frauen müssten davor keine Angst haben: Unter Vollnarkose wird mit einem Laser die zugenähte Scheide wieder geöffnet. "Das verheilt sehr schnell, die Frauen bleiben eine Nacht im Krankenhaus und eine Woche später kommen sie noch einmal zur Kontrolle", so die Ärztinnen zum Eingriff.
Keine weitere Traumatisierung
Eigentlich wäre auch keine Vollnarkose nötig, aber: "Wir wollen die Patientinnen mit einem Eingriff im Intimbereich nicht noch einmal traumatisieren." Denn klarerweise sei eine Operation an ihrem Geschlecht mit grauenhaften Erinnerungen und Schmerzen verbunden. Dieser Eingriff bringt den Betroffenen aber vor allem gesundheitliche Verbesserungen – für das Lustempfinden sei ausschlaggebend, wie schlimm die Klitoris verstümmelt wurde. "Wenn große Teile weg sind, dann ist das leider nicht reparabel", – aber die gute Nachricht sei: "In über 90 Prozent ist die Klitoris noch vorhanden, auch, wenn eine sogenannte 'Typ III Beschneidung' vorliegt", was bedeutet, dass die Scheide komplett verschlossen ist. Ob all die Verletzungen, die ihren Patienten zugefügt wurden, sie nicht wütend machen? "Wir sind vor allem sehr froh, dass wir ihnen mit einem simplen Eingriff helfen können", so die beiden Ärztinnen.
Die FGM Ambulanz in der Rudolfstiftung (3., Juchgasse 25) ist jeden zweiten Dienstag besetzt, unter 01/71165-4711 werden Termine vereinbart.
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